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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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neues Gesicht auf, das eines Mannes. Ich kenne ihn nicht. Er sieht etwas verwirrt aus und trägt eine kleine, runde Brille. Sie kommt mir komisch vor, weil die Gläser pinkfarben sind. »Oh, Robbie«, sagt Mom. Ein Wasserspritzer landet auf dem Spiegel und schnell wie der Blitz erscheint wieder Moms Gesicht. Sie dreht den Spiegel um und streichelt mein Gesicht. »Mein Schätzchen. Wir werden ihn retten, nicht wahr, Nicky?«
    Ich schoss hoch und raste nach oben, um die Lackkiste zu holen. Aus dem Badezimmer holte ich einen Handspiegel und Streichhölzer. Dazu Salz aus der Küche und Liliths Tüte mit Teelichtern aus der Vorratskammer. Ich wusste, welchen Zauber ich praktizieren wollte, dafür brauchte ich nicht mal das verflixte Zauberbuch. Ich konnte mich gut an den Spruch erinnern.
    Ich hatte überhaupt nichts vergessen.
    Als wäre etwas aufgesprengt oder niedergerissen worden, fiel mir all das ein, was ich in meiner Kindheit gelernt hatte und was ich so unbedingt hatte vergessen wollen. Wo man die Kräuter kauft oder wie man eigene trocknet, wie ich etwas zeichnete, wenn ich es nicht aussprechen konnte. Dass man sich besser auf sein Vorhaben konzentrieren konnte, wenn man in Reimen zauberte. Dass ein Blutstropfen auf die Erde wie
ein Anker wirkte, damit man nach dem Zauberspruch nicht so erschlagen war. Wie ein wildes Rauschen dröhnten mir die Worte meiner Mutter in den Ohren. Ich konnte sie gar nicht hören, verstand aber trotzdem alles.
    Meine Adern brannten. Die Raumtemperatur stieg auf 37 Grad.
    Ich arrangierte rasch meinen Zauber. Salzkreis, Kerzen in die vier Ecken. Dann streute ich getrocknete Schafgarbeblüten aus dem Glas in meine Hand und zerdrückte sie über dem Spiegel.
    Anschließend stach ich mir mit Moms Federkiel in den Zeigefinger und schmierte das Blut zu der passenden Rune auf den Spiegel. Die letzte Postkarte, die ich vor acht Monaten von Mom bekommen hatte, schob ich unter den Handspiegel. Damals hatte ich sie unter den Deckel der Zauberkiste gesteckt. In ihrer verschnörkelten Handschrift stand dort: Die Wüste passt gut zu mir, Nicky, und hier kann man sich so gut verirren. Das ist nett, wenn man daran gewöhnt ist, in die Irre zu gehen. Ich liebe dich, Mama . Ich legte den Spiegel flach auf den Boden und starrte durch mein dünn verwischtes Blut. Die Hände drückte ich an meine Seiten, genau wie damals als Junge, als ich darübergebeugt ihren Namen in die trocknende Rune geflüstert hatte. Wie bei dem Versuch, eins dieser 3D-Bilder zu durchdringen, stellte ich meine Augen auf unscharf, bis alles verschwamm.
    »Donna Harleigh«, sagte ich. »Mom.«
    Ein leichter Wind wehte über die Härchen auf meinen Unterarmen. Ich hörte, wie Wind durch Blätter raschelte und ein junges Lachen erklang. Meine eigenen Augen verblassten im Spiegel und wurden durch dunklere ersetzt. Sie gehörten zu einem Gesicht, das älter und schmaler war als meins. Die Haare wehten ihr in die Stirn und sie hob eine Hand, um sie
sich aus dem Gesicht zu streichen. Bei der Bewegung rutschte ihr Ärmel hoch und enthüllte dünne silberne Narben, die auf ihrer Haut leuchteten. Sie lächelte.
    Dann war das Bild wie ausgeknipst.
    Aus dem Spiegel sahen mich nur meine eigenen wütenden Augen an.

20
    23. August 1905
     
    Ich brachte sie hierher, zu Philip. Er hatte sie in der Zwischenzeit zweimal besucht, angeblich, um den Haushalt mit genügend Arznei zu versorgen. Beide Male hatte er mich allein zurückgelassen. Er war drauf und dran, sich in sie zu verlieben, und ich würde dafür sorgen, dass ich es war, die er liebte.
    Ich läutete vor meinem eigenen Haus und er kam an die Tür. Die Überraschung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich ließ sie lächeln.
    »Kommen Sie doch herein, Miss Foster«, sagte er ein wenig stockend.
    Ich bot ihm die Hand und trat ins Haus.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    Die Bewunderung in seinem Blick war so überwältigend und gleichzeitig so albern, dass ich lachen musste. Er wollte zurückweichen, aber ich nahm sein Gesicht in beide Hände. »Oh, Dr. Osborn, ich bete Sie an!« Dann küsste ich ihn.
    Einen Augenblick ließ er es geschehen. Seine Hände lagen weich an meiner Taille, er genoss den Kuss und den süßen Duft von Miss Fosters Parfüm. Doch dann schob er sie von sich, noch immer sehr sanft – zu mir ist er nie so sanft! Und er sagte: »Miss Foster, lassen Sie mich bitte erst mit Ihrem Vater sprechen.«
    Noch ehe ich jedoch etwas dazu sagen konnte, erstarrte er.

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