Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
Vom Netzwerk:
mit der Hand das Gesicht eines Hundes streichelt. Und zwar das von unserem Hund Tolpatsch . Genau wie in meinem Scheißtraum.
    »Oh, gut«, sagte Lilith, »aber wenn nötig, können wir es auch nach Cape Girardeau abschleppen lassen, wenn dir das Lokalkolorit auf die Nerven geht.«
    Ich sah sie böse an. »Sind wir nicht genau deswegen hier? Wegen des Lokalkolorits?«
    Sie musterte mich beim Trinken über den Rand ihres Glases.
    »Dad, kann ich kurz mit dir reden?«
    »Klar, Nick, immer raus mit der Sprache.«
    Ich schwieg bedeutungsvoll. »Äh, geht’s auch allein?«
    Lilith glitt aus dem Patiosessel. »Ich hole uns Bruschetta. Gerade dachte ich, wie gut Tomaten dazu passen würden.«
    Nachdem sie hinter der Glastür verschwunden war, sahen Dad und ich uns nur an.
    Sogar in seinem Samstagsdress zur häuslichen Entspannung hätte Dad jederzeit einen Gerichtssaal betreten können, ohne im Geringsten fehl am Platz zu wirken. Gebügelte Jeans, zugeknöpftes Hemd, geschiegelt und gestriegelt. Und nun wartete er darauf, dass ich den Mund aufmachte. Nicht dass er kostbare Worte damit verschwenden würde, mich zum Reden aufzufordern.
    Spuck’s aus, Mann, Nick. Doch wo sollte ich anfangen? Meine Kehle war trocken. Ich wollte nicht mit ihm darüber reden. Aber mit Mom oder Großvater konnte ich nicht sprechen und er musste – musste – irgendetwas darüber wissen, was mir hier passiert war. Und wenn nicht, war er noch arschiger, als ich dachte. Ich wippte von den Fußballen auf die Fersen. »Warum habe ich Großvater nicht richtig gekannt?«
    Er senkte die hochgezogenen Augenbrauen. War er sauer? »Deine Mutter wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.«

    Die Sonne schien warm auf meine Schultern und meinen Nacken, während ich so dastand und versuchte, meine Gedanken auf eine Frage runterzukochen, die Dad auch verstand. »Ich weiß, aber warum? Was ist bei dem einen Mal passiert, als sie mich mitgenommen hat? Da war ich sieben.«
    »Woran kannst du dich denn erinnern?«
    »Dad.«
    »Du warst krank, die ganze Zeit. Deine Mutter hat mir gesagt, ihr Vater hätte sich verhalten, als hätte dich jemand verflucht oder so was. Er ist völlig durchgedreht, hat sie behauptet. Als er dir dann auch noch mit einem Messer in die Wange geschnitten hat, ist sie abgehauen und hat dich nach Hause gebracht.«
    Doch es war Mom gewesen, die mir den Schnitt verpasst hatte. Daran konnte ich mich ganz genau erinnern. An ihr tröstendes Lächeln, ihre Versprechungen und all das, während sie das Messer auf meine Wange setzte. Was hatte sie bloß gemacht? Der Schnitt an meinem Finger juckte.
    »Stimmt irgendwas nicht, Nick?«
    Meine Verzweiflung stand mir offenbar so deutlich ins Gesicht geschrieben wie in einem Fernsehspiel. »Weißt du nicht, woher sie ihre vielen Verletzungen hatte?« Log er mich an? Oder hatte sie das geheim gehalten? Warum zum Teufel wusste er nicht Bescheid? War es ihm egal gewesen?
    »Sie war ausgesprochen ungeschickt, was du zum Glück nicht geerbt hast. Ständig hat sie sich in der Küche und an allen möglichen scharfen Kanten geschnitten. An Papier, Nägeln, Splittern, einfach an allem. Wieso?«
    Er hatte keine Ahnung. Er hatte die Augen zugemacht. Damit er ja nicht in die Bedrängnis kam, ihr helfen zu müssen. »Ich kann mich nur an die tausend Pflaster erinnern.«
    Dad ließ die Mundwinkel hängen. »Es hörte auf, als du noch sehr klein warst. Vor …«

    »Vor dem ersten Mal in der Badewanne«, half ich aus. Direkt nach unserem Besuch bei Großvater.
    Er nickte kurz. »Das ist ein sonderbares Gesprächsthema für einen so schönen Tag, Nick.«
    Am liebsten hätte ich ihm einen bösen Fluch an den Kopf geworfen, aber stattdessen bot ich ihm eine passende Ausrede an, die sein stumpfes Vulkanierhirn vielleicht dazu nutzen konnte, so zu tun, als würde er was verstehen. »Nun ja, ich bin jetzt hier, wo sie groß geworden ist. Ich gehe auf dieselbe Schule, auf die sie auch gegangen ist.«
    »Das stimmt natürlich.«
    »Und hier denke ich eben ab und zu an sie und überlege, ob sie auch verrückt geworden wäre, wenn sie früher hier weggegangen wäre.«
    Dad schaffte es, traurig auszusehen, obwohl sich in seiner Miene außer einer hochgezogenen Augenbraue nichts rührte. Trotzdem reichte es bei mir nicht für eine Runde Mitleid. »Sie wollte immer hier weg, Nick. Weit weg von ihrer Geschichte und ihrer Familie. Es ging immer noch darum, sich von ihrer Familie hier abzugrenzen, als sie längst eine eigene gegründet

Weitere Kostenlose Bücher