Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1
hatte.«
Was war nur so grauenhaft gewesen, dass sie nicht darüber weggekommen war? Ging es um Missbrauch? War Großvater schuld? Oder die Magie? Hatte es etwas mit dem Friedhof zu tun, wie Eric angedeutet hatte? Oder mit mir? »Und sie hat dir nie gesagt, was sie hier so schrecklich fand?« Hast du nie gefragt?
Daran, wie Dad ärgerlich durch die Nase schnaubte, war deutlich zu merken, wie sehr ihm die Fragerei auf den Wecker ging. »Nick, was sie gesagt hat, war total undurchsichtig und wurde immer verworrener. Ich wollte mich nicht daran erinnern. Tut mir leid.«
Als ob.
Die Glastür wurde aufgeschoben und Lilith kam mit einem Teller mit Toasts und Tomatenstückchen auf uns zu. »Seid ihr zwei mit eurem Tête-à-Tête fertig? Habt ihr Hunger?«
»Jep«, antwortete ich.
»Das sieht köstlich aus.« Dad stand auf, um Lilith den Sessel zurechtzurücken. Sonst noch was?
»Welches Zimmer war das von Mom?«, fragte ich noch. »Weißt du das?«
Wir sahen alle zum rückwärtigen Teil des Farmhauses hoch. Mein Mansardenfenster stand auf, aber bei allen anderen Zimmern waren die Vorhänge zugezogen.
Erstaunlicherweise war es Lilith, die meine Frage beantwortete. »Das letzte Zimmer rechts. Wenn du im zweiten Stock ganz durch den Flur gehst.«
»Woher weißt du das?« Mein Tonfall war schärfer als beabsichtigt.
Doch Lilith blieb ganz entspannt. »Ihr Name war auf eine Schranktür gemalt. Das habe ich im Juli bei der ersten Besichtigung mit dem Bauunternehmer entdeckt.«
Eigentlich wäre eine Entschuldigung fällig gewesen. Dad fand das anscheinend auch und die Erklärung war völlig plausibel. Doch ich ignorierte ihn, ging ums Haus, um das Zauberbuch zu holen, und verschwand nach drinnen.
Das frühere Zimmer meiner Mutter ging ganz hinten vom Flur im zweiten Stock ab. Vor der Tür blieb ich stehen und legte eine Hand an das Holz. Dann schloss ich die Augen und lehnte den Kopf an die Tür. »Du hast ihn benutzt! Wie kannst du es wagen!« »Daddy, es ging nicht anders, ich hatte keine Wahl.« »Oh doch – das ist kein seelenverwandtes Tier, das ist ein Kind. Dein Kind. Mein Enkel.« »Ich konnte nicht anders.«
Meine Hände zitterten und mein Gesicht schmerzte von der
verkrampften Anstrengung, meine aufflackernde Wut unter Kontrolle zu halten. Ich erinnerte mich daran, wie ich aus dem Bett gekrochen war, schweißnass und zitternd, genau wie jetzt, damals jedoch vor Fieber. Und ich hatte gehört, wie sie sich stritten. Wie Mom weinte und schluchzte.
Raus. Bring den Jungen nach Hause und hör auf damit. Du bist böse, Mädchen, du tust Böses.
Doch sie waren fort. Es war nur eine Erinnerung.
Ich atmete noch ein paarmal ruhig ein und aus. Dann stieß ich die Tür auf.
Das Zimmer war leer. Die Wände des etwa fünfzehn Quadratmeter großen Raums waren in schlichtem Weiß gestrichen, wenige alte Möbel standen zusammengeschoben in einer Ecke.
In der Hoffnung, den gemalten Namen meiner Mutter dort zu finden, riss ich die Schranktür auf. Doch der Schrank war auch von innen gestrichen worden, damit er zu der eierschalenfarbenen Ausstattung des Zimmers passte. Was hatte Lilith eigentlich gegen Farbe?
Ich fegte die Vorhänge beiseite und schaute böse in den Hinterhof. Der Winkel passte nicht so ganz, um meinen Hass auf Lilith abzufeuern, deshalb sah ich zu Sillas Haus hinüber. Doch der Wald war zu hoch, nicht mal von hier oben konnte ich den Friedhof sehen. Nur Bäume mit braungrünen Blättern.
Ich setzte mich mit dem Zauberbuch in die Mitte des Zimmers. Obwohl es gar nicht so groß war, fühlte das Buch sich schwer an. Vorsichtig blätterte ich es durch. Einige Symbole kamen mir vage bekannt vor, wie Varianten von Zaubersprüchen, die ich kannte. Wie ein etwas anderer Stil, der jedoch auf demselben System gründete. Die Zutaten waren im Großen und Ganzen die gleichen wie in Moms lackierter Kiste. Nicht dass ich daran gezweifelt hätte, aber dies war der Beweis dafür, dass es sich eindeutig um dieselbe Art von Magie handelte.
Robert Kennicot .
Er hatte auf einer Seite unten mit seinem Namen unterschrieben.
Als ich das Buch fallen ließ, landete es mit einem lauten Knall auf den Hartholzdielen. Das Geräusch hallte wie ein Echo durch den Raum.
» Robbie Kennicot « , flüstert Mom. Ich lehne mich an ihr Knie und drücke meine Hände neben ihrem Spiegel fest auf den Boden. Das Glas verzerrt sich und ich reiße den Mund auf, als Moms Spiegelbild von grauen Wolken verhüllt wird. Stattdessen taucht ein
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