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Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Titel: Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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bald passieren würde. »Ach, Simon«, flüsterte May und ihre Finger umklammerten den roten tropfenförmigen Stein, der an einem schwarzen Lederband hing. »Simon, bitte hilf mir heute Nacht bei meinem Vorhaben, damit ich endlich Ruhe finde, damit wir endlich Ruhe finden.«
    Mays Erinnerungen an Simon waren fast immer dieselben. Sie sah sein lachendes Gesicht vor sich, vernahm seine warme Stimme und blickte in seine klaren grünen Augen. Aber die Gefühle, die diese Bilder in ihr auslösten, waren unberechenbar. Manchmal schlief May selig und mit einem Lächeln auf den Lippen ein, wenn sie an Simon dachte. Ihr war dann, als läge er neben ihr und begleite sie in den Schlaf. Aber seit einiger Zeit schmerzten sie die Erinnerungen an ihre kurze gemeinsame Zeit so sehr, dass sie glaubte, daran zu zerbrechen. Oft hatte sie nachts Träume, in denen sie Hass und den Drang nach Rache verspürte. Bis vor Kurzem waren May solche Gefühle fremd gewesen. Doch mittlerweile bemächtigten sie sich ihrer sogar tagsüber, als hätten sie sich das Recht dazu nach langer Zeit des Abwartens erkämpft. May wollte Dustin wehtun, ihn leiden sehen. Dustin, Simons Mörder, der ihr Glück zerstört hatte. Vor vielen Jahren hatte May geglaubt. Dustin zu lieben. Wie naiv sie gewesen war! Dustin, dieses Scheusal, das nun auch noch ihre einzige Freundin in seinen Bann gezogen harte. Er würde Sarah ins Unglück stürzen, wenn May nichts dagegen unternahm. Ihre geträumten Rachefeldzüge waren in den letzten Wochen immer brutaler geworden, und oft war May schreiend und mit laut klopfendem Herzen aufgewacht. Sie hatte sich vor sich selbst geekelt. Aber auch das hatte allmählich nachgelassen und May wusste nicht mehr, wozu sie tatsächlich fähig sein würde, wenn sie Dustin wieder begegnete. Sie hatte in ihren Träumen Freude verspürt, wenn sie ihn jagte und in die Enge trieb, hatte ein Hochgefühl dabei empfunden, wenn er sich in ein winselndes Nichts verwandelte und sie ihn dabei auslachte. Sie hatte bereits alle erdenklichen Schreckensbilder geträumt, war mit allen möglichen Varianten seiner Vernichtung vertraut. Sie war vorbereitet auf die Grausamkeit, die ihr Vorhaben mit sich bringen würde, und sie würde sich nicht erweichen lassen - weder von Dustins Flehen, noch von seinen Entschuldigungen. Sie würde nicht überwältigt und umgestimmt werden von plötzlichem Mitleid, denn sie hatte in ihren Träumen geübt, sich an seinem Leiden und Dahinsiechen zu erfreuen.
    Wenn Du nach wie vor Gefühle für mich hast und glaubst, Deine Liebe ist stark genug, dann komm in der Nacht von Freitag auf Samstag um Mitternacht zum alten Steinbruch am Waldrand. Von dort aus wird Dich eine Fährte zu mir führen. Du kannst sie nicht verfehlen ...
    May hatte nicht genügend Zeit gehabt, den ganzen Brief zu lesen, als er Sarah aus der Manteltasche gefallen war, aber dennoch waren ihr ein paar Zeilen ins Auge gestochen. Die entscheidenden Zeilen. Dustin hielt sich anscheinend in der Nähe des Steinbruches auf und wollte Sarah treffen. Morgen Nacht. Aber sie, May, würde sich schon heute auf den Weg machen und nach einer Spur zu seinem Versteck suchen. Vielleicht hatte sie Glück und konnte ihren Plan endlich in die Tat umsetzen.
    May hatte seit seinem Verschwinden geahnt, dass Dustin noch in der Nähe war, und nun hatte sie endlich einen konkreten Hinweis erhalten - vielleicht durch Zufall, vielleicht aber auch, weil es doch so etwas wie Schicksal oder Gerechtigkeit gab. May bekam die Chance, Rache zu nehmen, und sie würde sie ergreifen. Es war ihre Pflicht, Dustin für alle Ewigkeit unschädlich zu machen. Für sich, für Simon und für Sarah.
    May blickte auf ihre Armbanduhr: halb zehn.
    »Es wird Zeit, Simon«, flüsterte May und küsste den roten Anhänger. »Wir sollten uns auf den Weg machen.«
    »Was ist mit ihr? Kann es sein, dass ... Ich meine, sie sieht aus, als wäre sie —«
    »Nein, verdammt, sie ist nicht tot! Sie ist nur ... ohnmächtig. Jonathan, ich kann mir vorstellen, wie seltsam das hier auf dich wirken muss, aber es gibt für alles eine Erklärung, glaub mir.«
    Jonathan nickte zögerlich. »Okay, wir können später noch darüber reden. Erst einmal muss sie von hier weg, sie ist ja schon völlig durchgefroren.«
    Sarahs Hände waren eiskalt und im bleichen Mondlicht wirkte ihr Gesicht wie versteinert. Um sie herum war es totenstill, so als würde der Wald jedes Geräusch verschlucken.
    Dustin blickte sich nervös um. Er versuchte,

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