Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
Bescheid. Oder auch, falls du mal wegmusst. Du weißt ja, wo du mich findest.«
»Ja. ist gut.«
Bevor Jonathan den Raum verließ, drehte er sich noch einmal zu Dustin um. »Wenn dir so viel an ihr liegt, warum bist du dann nicht für sie da, wenn sie dich braucht?«, fragte er leise. »Warum hast du dich hinter einer Beziehung mit einem Mädchen versteckt, das du gar nicht liebst? Wieso hast du dir Anna als Alibi gesucht, um nicht mit Sarah zusammen sein zu müssen?«
Diese plötzliche Direktheit überrumpelte Dustin. Er starrte Jonathan erst entsetzt an, dann senkte er den Blick.
»So war es doch, oder?« Jonathan schüttelte verständnislos den Kopf. »Wenn du dich insgeheim bereits gegen Sarah entschieden hast - aus welchen Gründen auch immer -, dann solltest du sie ein für alle Mal in Frieden lassen und ihr nicht immer wieder falsche Hoffnungen machen. Das ist mehr als unfair. Noch hast du die Wahl, in diesem Fall das Richtige zu tun.«
»Sarah ist mir nicht egal«, murmelte Dustin leise. »Sie ist mir ganz und gar nicht egal. Ich weiß nur nicht, ob ich -«
»Ja?«
»Ach, was soll’s...« Dustin fuhr sich durch die Haare. »Du verstehst das alles nicht. Für dich scheint es nur ein Entweder und ein Oder zu geben.«
»Und? Ist das so falsch?«
Dustin schüttelte den Kopf. »Ich finde eben nur, dass man mit der Liebe vorsichtig sein sollte und nicht leichtfertig oder voreilig damit umgehen darf. Sarah hat jemanden verdient, der sie wirklich glücklich macht.«
Jonathan lachte bitter auf. »Ach, was du nicht sagst. Und was sollte ich daran bitte schön nicht verstehen? Was diesen einen Punkt betrifft, sind wir uns einig. Die Frage ist nur, wer sie tatsächlich glücklich machen kann und wer sie mit seinen leeren Versprechungen nur ins Unglück stürzt.«
Einen Augenblick blieb Jonathan noch an der Tür stehen, aber Dustin vermied es nach wie vor, ihn anzusehen. Hitze stieg ihm in die Wangen und am liebsten wäre er auf Jonathan losgegangen. Warum bildete der Kerl sich ein, ihn zu kennen, und glaubte, ihm Moralpredigten halten zu müssen? Aber es wäre äußerst unklug, jetzt mit Jonathan in Streit zu geraten, wo Sarah gerade in Sicherheit war.
Schließlich fiel die Tür ins Schloss und Jonathans Schritte entfernten sich. Dustin atmete erleichtert auf und entspannte sich. Endlich war er mit Sarah allein und konnte seine Gedanken sortieren. Er setzte sich neben sie, um behutsam seine Hand auf ihr Herz zu legen. Nein, es tat sich nichts, er hatte sich vorhin nicht geirrt. Sarahs Herz war verstummt - von jenem Moment an, in dem das seine angefangen hatte zu schlagen. Sie hatte ihm zu viel Blut gegeben, wenn auch nicht so viel, dass sie gestorben war. Sie atmete, schlief den festen traumlosen Schlaf, den auch er, Dustin, einst geschlafen hatte, nachdem SIE ihm sein Blut genommen hatte. Sarah schlummerte der Ewigkeit entgegen und Dustin hatte sie nicht davor bewahren können. Wut und Verzweiflung stiegen in ihm hoch. Bald würde sie erwachen und ihr zierlicher Körper wäre nur noch eine Hülle ohne Leben, erfüllt von grauenhafter Kälte. Das würde ihr Angst machen. Dustins eigenes Herz verkrampfte sich bei dieser Vorstellung. Wie um sie zu wärmen, legte er sich neben sie und schmiegte sich an sie, die Arme um ihren Körper geschlungen. »Ich würde dich so gerne vor dieser Kälte beschützen, Sarah«, flüsterte er. »Du hast sie nicht verdient, du bist ein so warmherziger Mensch.«
Plötzlich sah Dustin etwas aus Sarahs Hosentasche ragen. Er zog es hervor. Es war ein zusammengefaltetes Papier, das schon ziemlich zerknittert aussah. Dustin zögerte. Es missfiel ihm, ohne Sarahs Erlaubnis in ihren privaten Dingen herumzustöbern, aber vielleicht war dies ein nützlicher Hinweis. Mit klopfendem Herzen faltete Dustin den Zettel auseinander. Es war ein Brief.
Liebe Sarah!
Ich ahne, wie sehr Dich das, was in den letzten Tagen geschehen ist, verwundern und erschrecken muss. Ich würde Dir gerne alles selbst erklären, aber ...
Dustins Blick hing fassungslos an diesen ersten Zeilen fest. Das waren seine Worte an Sarah, sein Versuch, ihr zu erklären, weshalb er fortmusste, dass er sie nicht länger gefährden wollte. Aber ... dies hier war nicht seine Handschrift. Dustins Gedanken fuhren Karussell. Ja, er erinnerte sich. Sarah hatte vorhin tatsächlich einen Brief erwähnt, hatte behauptet, eine Botschaft von Dustin erhalten zu haben. Dustin schauderte. SIE musste diesen Brief geschrieben und ihn
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