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Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Titel: Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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unter vier Augen, seit ihre Gouvernante Rose und deren Sohn Henry auf Montebello aufgetaucht waren. Sie schienen Emilias Vater in seiner Besorgnis um das Mädchen sogar noch zu übertrumpfen, denn einer von beiden hielt sich ständig in Emilias Nähe auf. Nur an den Abenden, wenn Emilia allein auf ihrem Zimmer war, konnte Dustin ungestört ihre Silhouette hinter den zugezogenen Vorhängen und im Schein der Kerzen betrachten. Ihr Schatten war alles, was ihm von ihr geblieben war, nachdem sie in den letzten Wochen so viel Zeit miteinander verbracht hatten. Dustin sehnte sich nach Emilias Nähe und merkte, wie sich seine düsteren Gedanken und bösen Träume langsam wieder an ihn heranschlichen.
    Aber auch Emilia wirkte verändert. Sie erschien Dustin von Tag zu Tag blasser und zerbrechlicher. Von ihrer eben erst zurückgewonnenen Lebensfreude war kaum mehr etwas zu. erkennen. Es kam ihm vor, als belastete sie etwas. So bezaubernd und geheimnisvoll ihr Anblick nach wie vor für Dustin war, so sehr wuchs die Angst in ihm, dass sich Emilia von Tag zu Tag mehr von ihm entfernte. Manchmal glaubte er zu spüren, dass auch Emilia verstohlen und wehmütig zu ihm herübersah, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Aber sobald er sich ihr zuwandte, schnellte ihr Blick verlegen in eine andere Richtung...
    Dustin versuchte sich ein wenig abzulenken, indem er jeden Tag ausgiebige Spaziergänge mit Fido unternahm, aber auch dabei kreisten seine Gedanken ununterbrochen um Emilia und ihr letztes gemeinsames Gespräch vor den Toren von Montebello. Es beschäftigte ihn, was Emilia zu ihm gesagt hatte, und er wollte zu gerne nachhaken, wollte wissen, ob sie vielleicht tatsächlich tiefere Gefühle für ihn hegte und was für düstere Gedanken sie die ganze Zeit über beschäftigten. Aber es war unmöglich, an Emilias wachsamer Gouvernante vorbeizukommen.
    Rose versuchte nicht einmal zu verbergen, dass sie Dustin nicht in Emilias Nähe duldete. Zwar begegnete sie ihm stets höflich, aber sie war immun gegen seinen Charme und warf ihm jedes Mal warnende Blicke zu, sobald er sich Emilia auch nur ansatzweise näherte. Außerdem strich Henry ständig um Emilia herum und ließ keine Gelegenheit aus, ihr irgendwelche Gefälligkeiten zu erweisen, bevor sie ihn überhaupt darum bitten konnte. Seine grauen Augen hingen an ihr wie die eines hungrigen Wolfes, und nur, wenn sie ihm ein flüchtiges Lächeln schenkte oder ein schlichtes Danke über ihre Lippen kam, stahl sich etwas Farbe in seine bleichen Wangen.
    Henry war Dustin nicht geheuer. Er war wortkarg, ging jedem aus dem Weg, schlug sämtliche Einladungen zu den Mahlzeiten aus und sein unscheinbares Wesen machte ihn unsichtbar wie ein Tarnmantel. Dustin übersah ihn oft und erschrak dann, wenn es plötzlich hinter ihm raschelte und er unerwartet in Henrys kalte Augen blickte.
    Genauer betrachtet sah Henry gar nicht einmal schlecht aus - seine Züge waren ebenmäßig, sein Körper schmal und sehnig. Aber seine unergründlichen grauen Augen, seine ausdruckslose Mimik und seine stets leicht gebeugte Haltung ließen ihn einem scheuen, farblosen Straßenkater gleichen. Obwohl Henry ihm nichts tat, entwickelte Dustin ihm gegenüber eine ablehnende Haltung — weil er in Emilias Nähe geduldet wurde, weil er sie ungestört ansehen durfte, weil er Dustin den Weg zu dir versperrte. Er hatte das Gefühl, dass Henry ihm Emilia wegnahm, obwohl sie offensichtlich kein Interesse an dem Jungen hegte. Sie war zwar nie unfreundlich zu Henry, aber oftmals schien auch sie ihn gar nicht zu registrieren, sondern durch ihn hindurchzusehen. Manchmal saßen sie stundenlang nebeneinander, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Was versprach sich Henry? Glaubte er wirklich, dass er auch nur ansatzweise Chancen bei einem Mädchen wie ihr hatte?
    Dustins Abneigung beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit. Wenn er in Henrys Augen blickte, lag jedes Mal so viel Abscheu in ihnen, dass es Dustin manchmal kalt den Rücken hinunterlief. Mit umso größerem Argwohn beobachtete Dustin. dass Fido, aus welchem Grund auch immer, einen Narren an Henry gefressen hatte - und umgekehrt. Der Jagdhund trottete Henry überallhin nach, sprang ihm entgegen, sobald er ihn sah, und ließ sich stundenlang genüsslich von ihm kraulen. Henry schien die Gegenwart des Tieres ebenso zu genießen und blickte sich jedes Mal suchend um, wenn der Hund nicht in der Nähe war.
    Als Dustin an einem nebligen Abend beobachtete, wie Henry zu fortgeschrittener Stunde

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