Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
dann mal allein. Sicher habt ihr einiges zu besprechen und zu planen und dabei will ich nicht stören. Sarah, hast du vielleicht irgendeinen speziellen Wunsch? Ich gehe morgen in die Stadt zum Shoppen. Bei Bloomingdales habe ich ein traumhaft schönes Cocktailkleid gesehen - schwarz mit roter Spitze, das muss ich einfach haben. Würde dir sicherlich auch stehen.« Sie seufzte und zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Manchmal glaube ich, ich bin modesüchtig. Aber in meinem Fall ist es schließlich auch vonnöten, immer mit der Zeit zu gehen.«
Sarah schüttelte benommen den Kopf. Emilias Geplapper nahm sie nur noch wie aus der Ferne wahr, leise und verzerrt wie von einem kaputten Tonband. Verschwinde doch endlich, flehte sie stumm. Bitte, verschwinde endlich von hier, ich ertrage dich nicht mehr.
»Na dann, amüsiert euch gut. Ich muss leider absperren, das werdet ihr verstehen. Aber ich komme morgen wieder. Bis dahin solltet ihr euch einig geworden sein. Und Henry kann seinen alten Freund Dustin ja schlecht von hier aus aufspüren und gefangen nehmen, nicht wahr?« Damit drückte Emilia wieder auf einen Knopf ihres schwarzen Kästchens und das geöffnete Dachfenster schloss sich lautlos. Dann stöckelte sie auf die schwere Eisentür zu, die krachend hinter ihr ins Schloss fiel.
Jonathan blickte betreten an Sarah vorbei. Er konnte ihr jetzt nicht in die Augen sehen. Dabei wollte er ihr so viel sagen, wollte sie so viel fragen, wollte sie anflehen, sich auf ihn zu verlassen, weil er dabei war, alles zu entwirren, dass er Hilfe bekommen würde, dass sie keine Angst zu haben brauchte, weil er auf ihrer Seite stand ... Aber er wusste, dass Worte jetzt nichts bezwecken würden und er Sarah Zeit geben musste, um sich nach diesem heftigen Zusammentreffen mit Emilia zu sammeln. Außerdem - noch hatte Jonathan ja nichts in der Hand. May musste Dustin erst weiter bearbeiten und George hatte sich auch noch nicht gemeldet. Die Zeit lief. Automatisch warf er einen Blick auf die riesige Bahnhofsuhr, die über der Couch an der Wand hing.
Dabei streifte sein Blick Sarah. Sie starrte ins Nichts und schien völlig abwesend. Jonathan kam sie sehr blass und geschwächt vor, was mit Sicherheit nicht nur an dem aufwühlenden Gespräch mit Emilia lag, sondern auch daran, dass Dustin, dieser egoistische Mistkerl, ihr weiterhin einen Großteil ihrer Energie entzog. Letzteres war nach wie vor Jonathans größtes Problem. Er musste um jeden Preis herausfinden, wie er Dustins von Sarahs Leben trennen und ihn ohne Bedenken Emilia ausliefern konnte. Andernfalls würde es düster für Jonathan und Sarah aussehen, das hatte Emilia unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Und in Fällen wie diesen log sie nie.
In Jonathan breitete sich ein seltsames, beklemmendes Gefühl aus, welches immer stärker wurde, je länger das Schweigen zwischen Sarah und ihm andauerte. Was, wenn Sarah ihm gleich ins Gesicht schrie, dass sie ihn verabscheute, dass sie ihn als Versager betrachtete und als langweilig, so wie Emilia es vorhin in ihrem Beisein getan hatte? Dass sie sich keinesfalls auf Emilias Forderungen einlassen würde und ihr egal war, was mit ihm und ihr geschah? Was, wenn Jonathan keine Chance mehr bekam, ihr zu beweisen, wie ernst er es mit ihr meinte, und dass er keineswegs mit ihren Gefühlen spielte? Dass er alles für sie tun würde, um sie glücklich zu machen, dass er endlich wieder einen Sinn in seinem Dasein sah und die Sache zwischen ihr und Dustin in Vergessenheit geraten würde, wenn sie nur erst einmal von hier -
»Jonathan?«
Sein Blick schoss zu ihr.
»Emilia wird sich auf keinen Fall umstimmen lassen, nicht wahr?«
Jonathan zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf und Sarah fuhr sich müde über die Augen. Wieder verstrichen ein paar Minuten des Schweigens.
»Ich wusste nichts von Emilias Plan«, sagte Jonathan schließlich leise. Er hielt diese schreckliche Stille zwischen ihnen keinen Moment länger aus. »Ich schwöre dir, ich war selbst total überrumpelt, auch davon, dass sie dich aufgespürt und hierhergeschleppt hat. Aber, Sarah ... mit einigem, was Emilia vorhin von sich gegeben hat, liegt sie vielleicht gar nicht einmal so verkehrt. «
Sarah runzelte fragend die Stirn.
»Ich meine, dass dieses Chaos hier endlich aufhören muss. Und zwar bald. Und dass nicht alle leiden sollten, sondern nur derjenige, der das ganze Unglück ... tatsächlich auch ins Rollen gebracht hat.« Jonathan schluckte und schielte zu
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