Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
Dustin.« Emilia sah abwechselnd Sarah und Jonathan an. »Fällt jemandem etwas auf? Dustin ist der einzige Störenfried in dieser Runde, derjenige, der unserer aller Existenzen durcheinandergebracht hat.« Emilia schlug graziös ihre Beine übereinander und wippte mit ihrem Fuß. »Ich habe mir heute Nacht so einige Gedanken gemacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Ich finde Sarah äußerst reizend und sie hat sich mir gegenüber bisher kooperativ verhalten und ist nicht in Hysterie ausgebrochen, wie ich es von einem Mädchen in ihrem Alter erwartet hätte. Das weiß ich sehr zu schätzen, wirklich. Ihr hättet gestern Nacht die jungen Dinger in der Disco erleben sollen - schrecklich! Kein Anstand und Benehmen mehr ...« Emilia schüttelte verständnislos den Kopf. »Du, Henry, warst mir lange Zeit ein treuer Begleiter und bist mir sogar bis in die Ewigkeit gefolgt«, fuhr sie fort. »Dabei wusstest du eigentlich immer, dass du mich nie hättest erlösen können, nicht wahr? Dein Schritt war also sehr großzügig und aufopfernd. Leider hast du dich mehr und mehr als Versager entpuppt und warst mir oftmals eher eine Last als Helfer in der Not. Und gerade in letzter Zeit sind dir die Dinge ziemlich entglitten - oh tatsächlich durch dumme Zufälle oder indem du etwas nachgeholfen hast, sei dahingestellt. Aber ich werde großzügig über diese Fehltritte hinwegsehen. Ich weiß schließlich, dass auch ich nicht immer ... wie soll ich sagen ... ganz einfach war. Und meine Geduld lässt im Moment ziemlich zu wünschen übrig, was mich vielleicht manchmal etwas gereizt wirken lässt.« Sie winkte gönnerhaft ab. »Kurzum, ich habe folgenden Vorschlag: Wenn wir drei ab jetzt zusammenarbeiten, dann wird niemandem, der sich in diesem Raum befindet, etwas zustoßen. Aber ...«, Emilia beugte sich vor und klopfte energisch mit ihren Fingerknöcheln auf die Tischplatte, »ich will endlich Ergebnisse sehen.« Sie erhob sich abrupt und ihre Augen blitzten zornig auf. Sarah lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Ich möchte, dass ihr mich zu Dustin führt oder ihn zu mir«, zischte Emilia und ihre Lippen zitterten. »Und ich will ihn unversehrt. Mein Hunger nach Rache war nie unerträglicher als jetzt.« Ihre Stimme hatte jeglichen Klang verloren und war nur noch ein raues Krächzen. »Er nagt und beißt an mir und lässt mir keine Ruhe.« Emilia schnellte zu Sarah herum, die vor Schreck zusammenfuhr. »Du, mein Herzchen, wirst so lange hierbleiben, bis du deinem lieben Freund Jonathan alles verraten hast, was du über Dustins Verbleib weißt. Ich bin mir sicher, dir fällt etwas Brauchbares ein, wenn du dein hübsches Köpfchen nur etwas anstrengst. Ich sage dir, du wirst mir noch dankbar sein. Dustin würde dir auch weiterhin nichts als Scherereien bereiten und dich irgendwann ins Unglück stürzen. Einmal Lügner, immer Lügner. Du bist jung genug, um ihn zu vergessen.« Dann wandte sie sich Jonathan zu. »Und du, kleiner Romantiker, du sollst als Belohnung deine geliebte Sarah bekommen, sobald du mir Dustin ausgeliefert hast. Ich selbst werde sie in deine Arme führen - bestenfalls vor seinen Augen. Keine Sorge, Sarah, Henry ist vielleicht nicht so aufregend wie Dustin, aber dafür wird er dich nicht belügen. Er ist ein ehrlicher, guter Kerl, das wirst du noch zu schätzen lernen.« Emilia trat auf Jonathan zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ach Henry, Dustin wird vor Wut kochen, wenn er euch beide zusammen sieht. Ausgerechnet du, den er so verachtet und nie für voll genommen hat, ausgerechnet du wirst seine Angehimmelte bekommen, während er für den Rest seiner Tage an meiner Seite bleiben darf - als kümmerlich dahinvegetierende Kreatur. Ist das nicht eine herrliche Vorstellung?« Emilias Ausdruck verklärte sich und ihre grünen Augen blickten verträumt ins Jenseits.
Sarah starrte sie voller Entsetzen an. Ja, das war sie. Das war Emilia, wie Dustin sie beschrieben und wie Sarah sie sich noch nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen ausgemalt hatte. Sarahs Blick wanderte zu Jonathan, aber dessen Augen hingen nach wie vor an Emilia. Wie konnte er sich ihre Beleidigungen anhören, ohne etwas dazu zu sagen? Wie konnte er sich derart von Emilia bloßstellen lassen? War er tatsächlich so sehr von ihr vereinnahmt, dass er all seinen Stolz, jegliche Selbstachtung verloren hatte? Bewunderte er sie etwa noch immer?
»Meine Idee ist doch prima, nicht wahr?« Emilias Stimme hatte plötzlich wieder
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