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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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gefiel ihm ganz und gar nicht ...
    May betrachtete George, der ihr gegenüber auf einem Stuhl Platz genommen hatte, verstohlen. Sie konnte nicht sagen, ob sie seine Erscheinung nun angsteinflößend empfand oder Ehrfurcht gebietend. Zwar war sein Gesicht bleich und eingefallen, was auf den ersten Blick unheimlich und einschüchternd wirkte, aber bei genauerem Hinsehen wiesen seine Züge auch eine gewisse Lebendigkeit auf - und Güte. May traute sich nicht, das Gespräch zu beginnen und ihr schlichtes Zimmer kam ihr beinahe unpassend vor für solch einen ungewöhnlichen Gast. Sie räusperte sich und wippte nervös mit ihrem Fuß auf und ab.
    »Du fragst dich bestimmt, wie ich so schnell hierhergelangt bin, nachdem ich deine Nachricht erhalten habe, nicht wahr?«, ergriff George endlich das Wort. Seine Stimme klang tief und ruhig.
    May nickte vorsichtig.
    »Ich war ohnehin auf dem Weg nach Rapids«, erklärte George. »Sozusagen in eigener Mission. Dein Brief hat lediglich dafür gesorgt, dass ich meine geplante Route abgekürzt und mich ohne weitere Aufenthalte sofort hierherbegeben habe.«
    May sah ihn verwundert an. Dieser George schien ein einziges Mysterium zu sein - wie ein Orakel, voller Geheimnisse und Rätsel.
    »Mittlerweile habe ich eine Menge Informanten, Boten und Helfer, die mir umgehend Bericht erstatten, wenn sie Neuigkeiten erfahren. Sie nehmen auch meine Post entgegen, wenn ich außer Haus bin«, erklärte George. »Durch sie erfuhr ich zunächst von Henrys und dann von deinem Brief. Ich muss gesehen, dass ich mehr als erstaunt über deine Nachricht war. Und zugleich auch dankbar und erleichtert. Ich war mir schon seit längerer Zeit nicht mehr sicher, inwiefern ich Henrys Worten noch Glauben schenken sollte oder nicht, und die schrecklichen Todesfälle der letzten Wochen, die in der Umgebung passiert sind, haben mich stutzig gemacht.« George seufzte. »Henry hat sich während der letzten Jahre sehr verändert. Ich hätte die Gefahr von Anfang an ernster nehmen sollen. Aber ich dachte, der Junge würde sich irgendwann von selbst fangen, wenn er sich erst einmal in ein anderes Mädchen verliebte. Aber ... es scheint dadurch nur schlimmer mit ihm geworden zu sein.«
    May schluckte. Soll das heißen, Sie glauben mir?«, fragte sie schüchtern. »Glauben Sie, was ich Ihnen von Jonathan, ich meine, Henry, berichtet habe? Dass er sich mehr und mehr einer Illusion hingibt und den Blick für die Wirklichkeit verloren hat?«
    George sah sie nachdenklich mit geneigtem Kopf an. In diesem Moment schien May seine Haut noch fahler und sein Gesicht noch eingefallener und um Jahrzehnte älter als vorhin. Sie schauderte. Sein Schädel glich dem eines Toten.
    »Ich gehe vorsichtig mit meinem Glauben um«, erwiderte George schließlich. »Die Wirklichkeit liegt manchmal verborgen unter einem Berg vermeintlicher Wahrheiten und muss erst Stück für Stück freigelegt werden.« George lächelte ihr zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, freundlich zu. Augenblicklich breitete sich Erleichterung in ihr aus und sie entspannte sich ein wenig. »Aber du, mein Kind«, fuhr George milde fort, »scheinst mir erfrischend unvoreingenommen und dein Herz ist groß. Es freut mich, dass du deinen Weg aus der Unendlichkeit gefunden hast. Ich kann dir versichern, das kommt nicht oft vor.«
    »Sie kennen sich ziemlich gut aus, nicht wahr? Ich meine ... mit der Ewigkeit und was dort vor sich geht.« May fühlte sich in Georges Gegenwart schrecklich ungeschickt. Es fiel ihr sogar schwer, die richtigen Worte zu finden. Alles, was sie sagte, klang nichtig und unbeholfen.
    »Ja, ja, die Ewigkeit ... Sie wird sich niemals ganz ergründen lassen, dazu ist sie viel zu mächtig und zu stolz. Auch ich habe mich anfangs gegen sie gestellt, dachte, sie mit eigenen Tricks überlisten und hintergehen zu können, wollte mit ihr streiten und kämpfen, aber ... ich musste irgendwann einsehen, dass ich dabei nur verlieren konnte. Also habe ich Frieden mit ihr geschlossen und geschworen, mich nicht mehr gegen sie zu wehren, sondern mich ihr in aller Freundschaft zu unterwerfen. Die Ewigkeit hat mir seither innere Ruhe geschenkt. Und ich achte darauf, dass auch andere in der Unendlichkeit die nötige Ordnung wahren und die Regeln akzeptieren, anstatt sie zu missbrauchen. Nur auf diese Weise kann ein Parallelleben in der Unendlichkeit funktionieren. Ansonsten würden die Welt, der Raum und die Zeit vollkommen aus den Fugen geraten. Nicht auszudenken,

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