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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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verpflichtet, mich an dieser Stelle einzuschalten, um Dir zu helfen, Deinem »Leben« eine Wendung zu verleihen, sodass es nicht zu einer ewigen Tragödie wird.
    Als ich Dich damals zu einer Kreatur der Unendlichkeit gemacht habe, gab ich Dir zugleich auch einige wichtige Ratschläge und Warnungen mit auf den Weg, die Dir helfen und Dich unterstützen sollten. Ich gab Dir all mein damaliges Wissen weiter, welches ich mir selbst mühselig aneignen musste. Ich erklärte Dir, welche Gefahren in der Ewigkeit verborgen liegen und wie wichtig es ist, sich selbst nie zu vergessen und aufzugeben. Erinnerst Du Dich an meine Worte, Emilia? Ich habe sie in meinen folgenden Briefen oftmals wiederholt.
    Mein Kind, ich musste erfahren, dass Du Gefahr läufst, Dich mehr und mehr zu verlieren, und Dich von Deinem Dasein als Mensch entfernst. Das erschreckt mich und stimmt mich traurig. Du warst ein wundervolles Mädchen, das Ebenbild Deiner Mutter, die ich sehr geliebt habe. Bitte, besinne Dich, begehe keine weiteren Fehler mehr, versuche Deinen Hass und Deine Rachlust zu vergessen, um Platz zu schaffen für etwas Neues. Schönes, etwas, das Dich weiterbringt und Dir nicht noch mehr nimmt.
    Ich selbst weiß, wie bitterlich die Enttäuschung sein kann, die eine unerfüllte Liebe mit sich bringt. Sie lässt einen nicht mehr zur Ruhe kommen, sie nagt und zerrt an einem, fleht einen an, für ein bisschen Gerechtigkeit zu sorgen. Aber glaub mir, Emilia, eine Gerechtigkeit, die aus Rache entsteht, stillt Deinen Schmerz nur für kurze Zeit. Danach wird es Dir schlechter gehen als zuvor. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe es selbst erlebt.
    Bitte, Emilia, geh in Dich, bevor es zu spät ist! Ich werde Dir beistehen, wo ich nur kann, werde Dir helfen, wieder zu Dir selbst zu finden. Du musst es nur wollen, dann ist noch nichts verloren. Nimm mein Angebot an. Bitte! Ich tue das nicht, um mein Gewissen zu beruhigen, sondern für Dich. Und für Deine Mutter! Ich hoffe auf ein Zeichen von Dir!
    Alles Liebe George
    Henry steckte den Brief in seine Jackentasche und blickte hinauf in den Abendhimmel. »Ach George ... guter, treuer George, du wartest leider umsonst auf Emilias Antwort«, murmelte er. »Sie würde dich niemals um Hilfe bitten, ihr falscher Stolz lässt es nicht zu.« Henry holte tief Luft. Er selbst war der Einzige, dem Emilia zumindest ab und an noch Gehör schenkte und dessen Nähe sie duldete. Alle Verantwortung lastete nach wie vor auf ihm. Und ausgerechnet er verließ sie jetzt. Henry lief die Treppen hinunter in die Tiefgarage, wo sein silberner Chrysler bereits fertig beladen stand. Einen kurzen Moment überlegte er, ob er doch wieder umkehren und seinen Plan verwerfen sollte, doch bevor sich dieser Gedanke weiter in ihm festsetzen konnte, startete er den Motor und fuhr los.

 
    Wieder einmal wartete May ungeduldig. Sie hoffte, dass George bald anrufen würde. Bereits seit einer guten halben Stunde starrte sie wie hypnotisiert auf das Gemeinschaftstelefon im Wohnheimkorridor, als könnten ihre Blicke es endlich zum Klingeln bringen. Wenn sich George nicht meldete, dann gab es für sie nichts mehr zu tun. Sie spürte, dass sie allein machtlos war, dass sie die Dinge ihrem Lauf überlassen musste, dass sie dann überflüssig war.
    May seufzte und ließ sich vor dem Telefon zu Boden sinken. Müde lehnte sie sich gegen die Wand. Sie würde hierbleiben, und wenn sie die ganze Nacht über wartete. Sie durfte es nicht riskieren, seinen Anruf zu verpassen. Vielleicht schaffte er es ja nur nicht pünktlich, vielleicht hatte er ihren Brief auch erst später gelesen und würde -
    »Entschuldige, darf ich mal?« May drehte sich um. Ein Mädchen deutete fragend auf den Apparat.
    »Muss das sein? Ich ... warte auf einen ziemlich dringenden Anruf. Er ist wirklich ... lebenswichtig.«
    Das Mädchen sah May stirnrunzelnd an, dann verschwand es mit einem Kopfschütteln wieder in seinem Zimmer.
    May fuhr sich über die Augen. Ihr Kopf tat weh und am liebsten hätte sie sich einfach in ihr Bett gelegt.
    »May? May Flemming?« May zuckte beim Klang der tiefen Stimme zusammen und rappelte sich auf. Sie hatte niemanden kommen hören. Aus dem Schatten eines Wandvorsprungs trat ein Mann. Er war groß gewachsen und hager und trug einen dunklen Mantel. Sein akkurat gekämmtes schwarzes Haar war von ein paar grauen Strähnen durchzogen. May erkannte ihn an seinen Augen wieder. Es war der Zeitung lesende Mann aus dem Fastfood-Restaurant.
    »Sie ...

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