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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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... benötigen?«
    George nickte und deutete seufzend auf ein dolchartiges Messer, das auf dem Tisch vor ihm lag. Außerdem fischte er eine große Spritze, gefüllt mit dunkelroter Flüssigkeit, aus seiner Manteltasche und zeigte sie May. Auch dieses Mal fragte sie nicht nach, wo George den Inhalt aufgetrieben hatte. Ist das dieselbe Mischung?«, wollte sie stattdessen wissen.
    »In etwa, ja. Die Ration ist nur sehr viel größer, wie du siehst. Emilia braucht in ihrem jetzigen Zustand eine beachtliche Menge. Ich hoffe, das hier genügt, mehr konnte ich nicht bekommen. Und ich hoffe außerdem, dass das Beruhigungsmittel stark genug ist, damit sie ... möglichst nichts merkt«, fügte er etwas leiser hinzu.
    George betrachtete mit wehmütigem Blick die spitze Waffe in seiner Hand, die er heute Abend gegen Emilia einsetzen wollte. May schluckte und ihr Herz zog sich vor Mitleid zusammen, während sie ihn ansah. Sie stand auf und trat auf den groß gewachsenen Mann zu, der ihr plötzlich sehr alt und gebrechlich vorkam. Und traurig. Vorsichtig streckte May ihre Hand nach ihm aus und legte sie sanft auf seine Schulter. »Es ist gut so«, sagte sie leise. »Ganz bestimmt. Auch ... für sie. Auch für Emilia.«
    Emilia ließ Jonathan und Sarah keine Sekunde aus den Augen und so hatten sie keine Gelegenheit mehr, sich ungestört zu unterhalten. Sarah hatte gehofft, noch ein paar Details aus Jonathan herauszubekommen, aber das konnte sie sich jetzt abschminken. Sie sah nervös auf die Uhr. Es war halb acht.
    »Wir sollten jetzt gehen«, meinte Jonathan. Auch er wirkte angespannt.
    »Nur die Ruhe, wer zu früh kommt, der macht sich uninteressant und zeigt, dass er Angst hat. Und du wirst doch keine Angst haben, nicht wahr, Henry? Du solltest dich einfach darauf freuen, heute ein wunderbares Schauspiel mitzuerleben. Eines, auf das wir seit langer, langer Zeit gewartet haben.«
    Sarah saß mit angezogenen Beinen auf der Couch und beobachtete, wie sich Emilia vor einem großen Wandspiegel die Haare hochsteckte und ihrem Ebenbild selbstzufrieden zulächelte.
    Jonathan warf Sarah einen Blick zu, der sie wohl aufmuntern sollte. »Es wird alles gut«, murmelte er. »Ich verspreche es dir, Sarah.«
    »Gut, von mir aus können wir jetzt«, meinte Emilia gelangweilt. »Ach, übrigens, Sarah ... was ich dich noch fragen wollte: Was ist eigentlich das hier?«
    Sarah fuhr hoch. Emilia hielt ein Kuvert in den Händen, das ihr bestens bekannt war - es war der Brief ihres Vaters. Sarahs Kehle schnürte sich zusammen und sie erhob sich ganz automatisch von der Couch. Langsam ging sie auf Emilia zu, den Blick weiter auf den Umschlag gerichtet. »Das hier«, sagte sie mit fester Stimme, »ist etwas, das dich nichts angeht, Emilia.« Aus den Augenwinkeln bemerkte Sarah Jonathan, der heftig der Kopf schüttelte und ihr mit einer abwehrenden Geste zu verstehen geben wollte, besser ruhig zu sein, aber Sarah dachte nicht daran. Warum sollte sie schweigen? Aus welchem Grund durfte sie nicht um ihr Eigentum kämpfen, um das Kostbarste, das sie besaß? »Dieser Brief ist von meinem Vater«, erklärte sie und sah Emilia unbeirrt in die Augen. »Er hat ihn mir nach seinem Tod hinterlassen. Ich habe ihn immer bei mir, weil er mir das Gefühl gibt, niemals allein zu sein. Selbst hier nicht, in dieser kalten, schrecklichen Umgehung, in der man sich nur unwohl fühlen und fürchten kann. Du wirst mir diesen Brief nicht wegnehmen und erst recht wirst du ihn nicht öffnen. Weil er nicht für dich bestimmt ist und du nicht das Recht dazu hast, ihn zu lesen.« Sarah musste ein paarmal Luft holen, so sehr harte sie sich in Rage geredet. Ihre Wangen glühten und ihr Puls raste.
    Emilia und sie starrten sich weiter unverwandt an. Emilia hielt den Brief nach wie vor fest in ihrer Hand. Ein paar Sekunden verstrichen, in denen es totenstill in dem riesigen Zimmer war und sich niemand regte. Plötzlich nickte Emilia unmerklich und Sarah glaubte, ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht huschen zu sehen.
    »Schön, wenn einem noch etwas wichtig ist«, sagte Emilia leise und ihre Augen glänzten. »Wenn Dinge Bedeutung haben ...« Dann warf sie abrupt den Kopf in den Nacken und lachte so laut auf, dass Sarah zusammenzuckte. »Und schön, dass du einmal so ehrlich zu mir gesprochen hast. Ich glaube, das war die längste Rede, die ich bis jetzt von dir gehört habe. Du bist mutiger, als ich es dir zugetraut hätte.« Emilia musterte Sarah anerkennend von oben bis unten.

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