Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
Schweißperlen traten ihm auf die Stirn und der Boden unter ihm schien zu schwanken. Er durfte sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn -
Da, ein Geräusch! Schritte ... Emilia und Jonathan schnellten gleichzeitig herum, Emilia sprungbereit wie eine Katze. Jonathan kannte jede ihrer Bewegungen, jede ihrer Kampfmethoden. Sie war bereit, sie würde Dustin in Stücke reißen. Es war so weit ... Nach mehr als hundert Jahren würde es zu Ende gebracht.
Ich wusste doch, dass ihr Name hilft, dich aus deinem Versteck zu locken. Schade, dass Sarah nicht sehen kann, welchen Einsatz du für sie bringst.« Emilia starrte in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren - und schrie im nächsten Augenblick gellend auf. Sie hatte den Mann von hinten nicht kommen hören - genauso wenig wie Jonathan.
Er schnappte nach Luft und machte einen Satz nach hinten. Das war ... nicht Dustin. Er konnte das Gesicht der Person zwar nicht erkennen, da es sich hinter einer dunklen Kapuze verbarg, aber die Statur des Angreifers war eine andere. Der Fremde hatte seine hageren Arme wie Schraubstöcke um Emilias Körper gepresst. Emilia wand sich mit all ihrer Kraft, sie schrie, sie fauchte und kratzte, riss an den Kleidern des Mannes. Jonathan entfernte sich Schritt für Schritt rückwärts, hielt den Blick jedoch weiterhin starr auf Emilia und den Unbekannten gerichtet, bis er gegen einen Baum prallte. Wie gebannt blieb er dort stehen, den Körper fest an den Stamm gepresst.
»Du bist schuld, richtig?«, zischte Emilia in seine Richtung. »Du hast dich gegen mich gestellt und mir das hier eingebrockt. Verräter! Das wirst du mir büßen, Henry, hörst du? Das wirst du mir büßen!« Ihre Stimme war immer lauter und kehliger geworden, sie glich kaum mehr der eines Menschen.
Jonathan schüttelte nur unmerklich und immer noch unter Schock den Kopf, aber Emilia beachtete ihn schon gar nicht mehr. Sie stieß einen grauenvollen Schrei aus, riss ihren Mund auf und zwei lange scharfe Eckzähne traten hervor. Ihre Augen schienen ihr beinahe aus ihrem Gesicht zu springen, als ihr Kopf nach vorn schnellte und sie ihre spitzen Waffen in das Fleisch des Angreifers schlagen wollte.
Doch dieser konnte seinen Arm gerade noch wegziehen und riss Emilia zu sich herum, sodass sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Auch unter der Kapuze des Fremden - das konnte Jonathan erkennen - blitzten zwei weiße Fangzähne hervor. George, schoss es ihm mit einem Mal durch den Kopf und ihm wurde schwindelig.
Das konnte niemand anderer als George sein.
May kauerte noch immer an der Stelle, von der aus sie Emilia hatte ablenken sollen. Es hatte funktioniert, Emilia war tatsächlich auf die Schritte und Geräusche hereingefallen und George hatte wie geplant von hinten angreifen können. May zitterte am ganzen Körper, aber sie brachte es nicht fertig, sofort abzuhauen, wie George es ihr geraten hatte. Wie gebannt starrte sie auf das schreckliche Schauspiel vor sich. Emilia und George waren ineinander verkeilt, sie konnte kaum ausmachen, wem welche Arme, Beine und Finger gehörten. Sie glichen einem sich stets wandelnden, zischenden und keifenden Gebilde aus Schatten, immer in Bewegung, mal verschmolzen, dann wieder für den Bruchteil einer Sekunde getrennt, um im nächsten Augenblick wieder aufeinander zuzustürzen. Beide schienen kaum noch mit dem Boden in Berührung zu kommen. Emilias Haare hatten sich gelöst und wehten wie ein Feuerschleier um die Körper der Kämpfenden. George hatte anfangs eindeutig die Oberhand gehabt, aber Emilia wehrte sich nach dem ersten Schock. Sie gab nicht so einfach auf, sie stemmte sich gegen George, riss mit ihren scharfen Fingernägeln an seinem Körper und glitt wie ein Aal unter seinen Armen hindurch. Sie hat eine enorme Kraft, dachte May. So eine Kraft gewinnt man nur, indem man sie für lange Zeit anstaut ...
Bitte, George, nimm die Spritze, schnapp dir die Spritze und stich endlich zu, flehte sie stumm. Beeil dich! May kam es mit einem Mal so vor, als würde George immer langsamer, während Emilias Kräfte zu wachsen schienen. George, denk an die Spritze!
May sah Jonathan, der bleich und wie vom Donner gerührt an einen Baumstamm gepresst dastand und mit schreckgeweiteten Augen die Szene vor sich beobachtete, ohne jedoch einzugreifen. Er musste unter Schock stehen - oder er konnte sich nicht entscheiden, welcher Partei er beistehen sollte. Ja, die Überraschung war gelungen. Aber es musste endlich etwas
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