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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Murray Ryerson weiß, daß ich mit Ihnen verabredet bin. Setzen Sie sich, damit wir es hinter uns bringen.«
    Er kam näher, den Kopf geneigt, die Hände in den Manteltaschen vergraben. »Ich gebe nichts zu. Alles nur heiße Luft, aber wenn die Presse mal Blut gerochen hat, wird sie mich durch bloße Anspielungen ruinieren.«
    Ich lächelte so aufmunternd wie möglich. »Sie brauchen nur zu sagen, ich hätte Sie erpreßt. Natürlich würde ich Carolines Foto veröffentlichen, und man würde ihre Mutter interviewen und so weiter, aber Sie könn-ten's immerhin versuchen. Jetzt zu ernsthafteren Dingen - es gibt 'ne Menge Familiengeschichten, über die wir reden müssen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Mit Louisa Djiaks Hypothek oder mit meinem Bad im Dead Stick Pond oder mit Nancy Cleghorn.« Ich sprach leichthin und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Bei Nancys Namen schien er nervöser zu reagieren als bei Louisas. »Ach, ich weiß! Mit dem Bericht, den Sie an Mariners Rest geschickt haben. Sie betrügen die Versicherung, nicht wahr? Wie machen Sie das - lassen Sie höhere Beiträge zahlen, als die Versicherung fordert, und stecken die Differenz ein? Aber was ist so schlimm dran, wenn das ans Tageslicht kommt? Das wird Sie nicht ruinieren. Ihnen ist schon Schlimmeres vorgeworfen worden, und trotzdem wurden Sie wiedergewählt.«
    Plötzlich fiel mir ein, woran ich mich am Samstag, als ich mit Caroline sprach, nur undeutlich erinnert hatte: Mrs. Pankowski, wie sie in der Tür stand, über ihre finanzielle Lage jammerte und mir erzählte, daß Joey nicht versichert gewesen sei. Vielleicht war er nicht in der Betriebskasse gewesen. Aber warum? Möglicherweise hatte es sich um eine befristete Lebensversicherung gehandelt; da er zum Zeitpunkt seines Todes nicht mehr bei Xerxes arbeitete, war er auch nicht mehr versichert. Trotzdem, die Sache war eine Frage wert. »Warum wurde, als Joey Pankowski starb, keine Lebensversicherung ausgezahlt?«
    »Ich weiß nicht, wovon zum Teufel Sie sprechen.«
    »Joey Pankowski. Er hat bei Xerxes gearbeitet. Sie sind der Versicherungstreuhänder, also müssen Sie wissen, warum keine Lebensversicherung ausgezahlt wird, wenn ein Angestellter stirbt.«
    Er sah plötzlich so aus, als ob er gleich den Geist aufgeben würde. Ich dachte hektisch nach, versuchte, auf eine weitere unangenehme Frage zu diesem Punkt zu kommen. Aber er war ein alter Fuchs und wußte, daß ich nichts in der Hand hatte. Er erlangte sein Gleichgewicht wieder, baute seine Fassade wieder auf.
    »In Ordnung. Nicht so wichtig. Das werde ich schnell genug herausfinden, wenn ich mich bei der Versicherung selbst erkundige. Oder bei anderen Xerxes-Arbeitern. Jetzt zu Nancy Cleghorn. Sie hat Sie zusammen mit Dresberg in Ihrem Büro gesehen, und Sie wissen so gut wie ich, daß Ihnen die Versicherungskammer die Lizenz entziehen wird, wenn sie erfährt, daß Sie sich mit der Mafia herumtreiben.«
    »Ach, vergessen Sie's, Warshawski. Über diese Cleghorn weiß ich nur, was ich in der Zeitung gelesen habe. Daß sie umgebracht worden ist. Zugegeben, ab und zu treffe ich mich mit Dresberg. Er macht eine Menge Geschäfte in dem Bezirk, den ich als Stadtrat vertrete. Ich kann's mir nicht erlauben, mich wie eine zimperliche Dame zu benehmen und mir jedesmal, wenn ich Müll rieche, die Nase zuzuhalten. Die Versicherungskammer wird das nicht jucken, das garantiere ich Ihnen.«
    »Es wird Ihnen also nichts ausmachen, wenn bekannt wird, daß Sie sich spätnachts in Ihrem Büro mit Dresberg getroffen haben?«
    »Beweisen Sie es.«
    Ich gähnte. »Woher, meinen Sie, daß ich davon weiß? Es gab einen Zeugen. Und der Zeuge lebt noch.«
    Nicht einmal das erschütterte ihn, und ich konnte nichts aus ihm rauskriegen. Als wir das Gespräch beendeten, fühlte ich mich nicht nur frustriert, sondern auch zu jung für diesen Beruf. Jurshak war einfach eine Nummer zu groß für mich. Ich konnte nur mit den Zähnen knirschen und mir schwören: Warte nur, ich wird' dich schon noch kriegen, Dreckskerl. Bevor ich mich verabschiedete, bedeutete ich ihm, daß ich mich wieder bei ihm melden würde.
    Ich ging Richtung Lake Shore Drive und beobachtete von der anderen Straßenseite, wie er eine Weile dastand und ins Leere starrte. Dann schüttelte er den Kopf und ging zu seinem Wagen.

36
    Schlechtes Blut
    Ich holte mein Auto und fuhr zu Lotty. Als Resümee meines Treffens mit Jurshak konnte ich nur festhalten, daß er mit der Xerxes-Versicherung

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