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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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das Wort »moralisch« ohne jede Spur von Ironie ausgesprochen.
    »Verdammt noch mal, dann kümmere ich mich eben selber drum«, brummte Jurshak wütend.
    »In Ordnung«, sagte die Stimme provozierend. »Entweder du sagst mir, was sie über dich wissen, und ich erledige die Sache. Ist mir recht. Oder du bringst sie selbst um, ist mir auch recht. Mir ist es völlig egal.«
    Jurshak schwieg eine Weile. »Ich seh' mal nach, was der Doc macht.«
    Seine hallenden Schritte verklangen. Er war in die Fabrik gegangen. Also war Louisa nicht in der Ambulanz. Vermutlich wartete einer von Trockeneisstimmes Kumpeln im Auto. Sie hatten es quasi als Versuchung für mich mitten im Weg stehen lassen, damit ich mich sofort darauf stürzen konnte.
    Wie wir an Trockeneis selbst vorbeikommen sollten, war keine leichte Frage. Wenn ich Miss Chigwell zur Ablenkung losschicken würde, würde sie alsbald eine tote Ablenkung sein. Ich fragte mich gerade, ob wir ein Fenster oder eine Tür auf der Seite einschlagen oder aufbrechen sollten, als der Mann das Problem für uns löste. Er spazierte zum Auto und klopfte an die Hecktür. Die Tür wurde einen Spalt geöffnet, und es entspann sich eine Unterhaltung. Ich tippte auf Miss Chigwells Schulter. Wir gingen seitwärts auf den Schatten der Wand zu. Die Wagentür wurde wieder geschlossen, und Trockeneis schlenderte in Richtung Tor. Kaum wurde er von der Ambulanz verdeckt, duckte ich mich und lief um die Ecke auf den Werkseingang zu. Ich hörte Miss Chigwells leise Schritte in meinem Rücken. Die Ambulanz schirmte uns ab, so daß uns der Wachtposten nicht sehen konnte, und wir schafften es ins Innere der Fabrik, ohne entdeckt zu werden.
    Die riesigen Stahltüren, die die Werkshalle vom Eingangsbereich abtrennten, waren geschlossen, aber eine normale Tür daneben stand weit offen. Wir liefen durch die Tür, schlossen sie leise hinter uns und befanden uns in der Halle. Auf Zehenspitzen gingen wir weiter, obwohl unsere Schritte von dem Lärm um uns herum übertönt wurden. Die Leitungen stießen in regelmäßigen Abständen Dampfwolken aus, und in den riesigen Kesseln unter der mattgrünen Sicherheitsbeleuchtung blubberte es bedrohnlich. Fritz Lang hatte diese Halle erfunden. Irgendwo auf der anderen Seite mußten feixende Kameraleute und Schauspieler stehen. Etwas Flüssigkeit tropfte auf mich herunter, und ich sprang zur Seite, überzeugt, daß ich mich mit einer tödlichen Dosis Xerxin vergiftet hatte. Ich blickte zu Miss Chigwell. Sie sah geradeaus, ignorierte das Gespucke von oben ebenso stoisch wie die obszönen Zeichnungen auf den riesigen »Rauchen-verboten«-Schildern. Plötzlich schrie sie leise auf. Ich folgte ihrem Blick zum anderen Ende des Raums. Louisa lag dort auf einer Trage, Dr. Chigwell stand neben ihr, auf der anderen Seite Art Jurshak. Die beiden starrten uns mit offenem Mund an.
    Dr. Chigwell fand als erster die Sprache wieder. »Clio! Was willst du hier?«
    Sie marschierte entschlossen auf ihn zu. Ich hielt sie am Arm, um zu verhindern, daß sie in Jurshaks Reichweite kam.
    »Ich bin hier, um dich nach Hause zu holen, Curtis.« Ihre Stimme klang scharf und erhob sich gebieterisch über das Pfeifen der Ventile. »Du hast dich mit überaus gemeinen Menschen eingelassen. Ich vermute, daß du die letzte Woche bei ihnen verbracht hast. Ich weiß nicht, was Mutter sagen würde, wenn sie noch lebte und dich jetzt sehen könnte, aber ich denke, es ist an der Zeit, daß du mit mir nach Hause kommst. Wir werden Miss Warshawski dabei helfen, diese arme kranke Frau in die Ambulanz zurückzuschaffen, und dann werden du und ich nach Hinsdale fahren.«
    Ich zielte auf Art. Auf seinem Gesicht glänzten Schweißperlen, aber er sagte trotzig: »Sie können nicht schießen. Chigwell hat eine Spritze, die er Louisa geben wird. Wenn Sie mich erschießen, ist das ihr Todesurteil.«
    »Ich bin überwältigt von Ihrem Familiensinn, Art. Falls Sie Ihre Nichte seit ungefähr siebenundzwanzig Jahren heute zum erstenmal wiedersehen, ist Ihre Reaktion einfach überwältigend. Klaus Barbie wäre zu Tränen gerührt.«
    Er machte eine wütende Geste und schrie, aber die Schuldgefühle wegen des lange vergessenen Inzests, die Angst, daß er bekannt werden könnte, der Ärger darüber, daß ich noch immer am Leben war, verhinderten, daß er einen zusammenhängenden Satz herausbrachte.
    »Ist diese Frau seine Nichte?« wollte Miss Chigwell von mir wissen.
    »So ist es«, sagte ich laut. »Und einstmals bestand

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