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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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eine enge Beziehung zwischen ihnen beiden, nicht wahr, Art?«
    »Curtis, ich werde nicht zulassen, daß du diese unglückliche junge Frau tötest. Und wenn sie die Nichte deines Freundes ist, dann ist es absolut undenkbar, daß du so etwas tust. Es würde jeder Moral hohnsprechen und wäre deiner als Erbe von Vaters Praxis gänzlich unwürdig.«
    Chigwell sah seine Schwester niedergeschlagen an. Er war in seinem Mantel geschrumpft, und seine Arme hingen schlaff an ihm herunter. Wenn ich jetzt handelte, würde er Louisa nichts tun. Ich wollte mich auf Art zu stürzen, als ich bemerkte, daß er nicht mehr frustriert, sondern höchst boshaft dreinblickte - er beobachtete, wie sich uns jemand von hinten näherte.
    Ohne mich umzusehen, packte ich Miss Chigwell und rollte mit ihr hinter den nächsten Bottich. Ein Mann im dunklen Mantel ging auf die Stelle zu, an der wir gestanden hatten. Ich kannte sein Gesicht, hatte es im Fernsehen oder in den Zeitungen gesehen oder im Gericht, in meiner Zeit als Pflichtverteidigerin. Ich konnte ihm nur keinen Namen zuschreiben. »Du hast dir verdammt viel Zeit gelassen, Dresberg«, fuhr ihn Jurshak an. »Warum hast du diese Schlampe Warshawski hier überhaupt reingelassen?«
    Natürlich. Steve Dresberg. Der Müllkönig. Herr aller Schmeißfliegen, die in seinem Abfallimperium herumsummten.
    Er sprach mit seiner Trockeneisstimme, und die Härchen entlang meines Rückgrats stellten sich auf. »Sie muß unter dem Zaun durch sein, als ich draußen mit den Jungs geredet habe. Sie werden sich um sie kümmern, wenn wir hier fertig sind.«
    »Wir sind hier noch nicht fertig, Dresberg«, verkündete ich aus meiner Ecke. »Der Erfolg ist Ihnen zu Kopf gestiegen, hat Sie leichtsinnig werden lassen. Sie hätten nie versuchen sollen, mich auf dieselbe Weise umzubringen wie Nancy. Sie werden schwach, Dresberg. Sie gehören schon zu den Verlierern.«
    Mein Spott beeindruckte ihn nicht. Schließlich war er ein Profi. Er zog die linke Hand aus der Manteltasche und zielte mit einer riesigen Kanone auf Louisa. »Komm jetzt raus, Süße, oder deine kranke Freundin wird ein paar Monate vor der Zeit ins Gras beißen.« Er sah nicht in meine Richtung - offenbar weil er mich seiner ungeteilten Aufmerksamkeit nicht würdig erachtete.
    »Ich hab' eurer Unterhaltung draußen zugehört«, rief ich. »Sie und Art, ihr wart euch einig, daß sie sowieso schon so gut wie tot ist. Aber ihr solltet besser erst mich beseitigen, denn wenn Sie Louisa erschießen, erschieß ich Sie.«
    Er drehte sich so schnell um, daß ich keine Zeit mehr hatte, mich zu bücken, bevor er schoß. Das Geschoß schlug weit weg von mir ein, während es in der riesigen Halle noch dröhnte. Miss Chigwell kauerte unverdrossen, wenn auch kalkweiß am Boden. Ungefragt nahm sie ihren Schlüsselbund aus der Jackentasche und kroch zur einen Seite des Bottichs, während ich zur anderen rutschte. Als ich nickte, schoß sie wie ein Pfeil um den Bottich herum und schleuderte die Schlüssel ins Dres-bergs Gesicht.
    Er feuerte sofort. Aus den Augenwinkeln sah ich Miss Chigwell zu Boden gehen. Ich lief in Dresbergs Rücken und schoß. Der erste Schuß verfehlte ihn, aber als er sich umdrehte, traf ich ihn zweimal in die Brust. Er feuerte noch zweimal, bevor er zusammenbrach. Ich rannte zu ihm und sprang mit aller Kraft auf den Arm, der den Revolver hielt. Jurshak stürzte auf mich zu, versuchte mir zuvorzukommen und Dresbergs Waffe zu ergattern. Ich war vor Wut nicht mehr bei Sinnen, erstickte nahezu an ihr, sah nichts mehr, weil ein nebliger Film vor den Augen mir die Sicht nahm. Ich schoß, traf Jurshak in die Brust. Er schrie auf und sackte vor mir zusammen.
    Chigwell hatte während des ganzen Tumults neben Louisas Trage gestanden, die Arme schlaff an den Seiten, das Gesicht im Mantel versteckt. Ich ging hinüber zu ihm und ohrfeigte ihn. Zuerst wollte ich ihn nur aus seiner Erstarrung wecken, aber meine Wut überwältigte mich, und ich schlug wieder und wieder zu, schrie ihn an, er sei ein Verräter, er habe seinen Berufseid gebrochen, er sei ein elender Wurm. Vermutlich hätte ich solange auf ihn eingeprügelt, bis er neben Jurshak und Dresberg zu Boden gegangen wäre, wenn mich nicht jemand am Arm gefaßt hätte.
    Miss Chigwell war unter Hinterlassung einer Blutspur am Boden zu mir getaumelt. »Genau das ist er, Miss Warshawski. Das und noch mehr. Aber lassen Sie ihn jetzt. Er ist ein alter Mann, und es ist höchst unwahrscheinlich, daß er sich jetzt

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