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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Wenn Chigwell ihm behilflich wäre, würde er dafür sorgen, daß alles Beweismaterial gegen ihn vernichtet würde. Er habe keine Wahl gehabt, murmelte er - zu mir, nicht zu seiner Schwester gewandt. Als er erfuhr, daß er Louisa Djiak lediglich ein starkes Beruhigungsmittel verabreichen und sie für ein paar Stunden in der Fabrik beobachten sollte, stimmte er bereitwillig zu. Ich fragte ihn nicht, wie er darüber dachte, noch einen Schritt weiterzugehen und ihr eine tödliche Injektion zu geben.
    »Aber warum?« wollte ich wissen. »Warum nahmen Sie den Xerxes-Angestellten überhaupt Blut ab, wenn ihnen die Befunde dann verheimlicht wurden?«
    »Humboldt wollte es so«, flüsterte er und starrte auf seine Hände. »Das weiß ich selbst!« zischte ich. »Aber warum, in Gottes Namen?« »Wegen - wegen der Versicherung.«
    »Spucken Sie's aus, Curtis. Sie werden hier nicht eher rauskommen, als bis ich es weiß. Also reden Sie schon, dann haben Sie's hinter sich.«
    Er blickte verstohlen zu seiner Schwester, die bleich und ruhig dasaß, verloren in ihrer Erschöpfung. »Wir sahen -Humboldt wußte es -, wir hatten zu viele Krankmeldungen, zu viele Ausfallzeiten. Zuerst stiegen die Beitragssätze für die Krankenversicherung. Dann kündigte uns die Ajax-Versicherung und wir mußten eine andere finden. Bei Ajax hatten sie eine Studie gemacht, und sie teilten uns mit, daß unsere Kosten zu hoch waren.«
    Mir fiel der Unterkiefer herunter. »Dann wurde Jurshak Treuhänder, und er frisierte die Daten, damit Sie bei einer anderen Gesellschaft wieder versicherungsfähig waren?«
    »Wir wollten Zeit gewinnen, um herauszufinden, wo das Problem lag und was man unternehmen konnte. Damals haben wir mit den Blutuntersuchungen angefangen.«
    »Was passierte mit den Entschädigungsansprüchen der Arbeiter?«
    »Nichts. Für keine der Krankheiten gab es Entschädigungen.«
    »Weil sie nicht berufsbedingt waren?« Meine Schläfen schmerzten von der Anstrengung, seinen wirren Aussagen zu folgen. »Aber sie waren berufsbedingt! Das haben Sie doch mit Ihren Blutuntersuchungen nachgewiesen.«
    »Keineswegs, werte Dame.« Für einen Augenblick wurde er wieder der prahlende Wichtigtuer, der er gewesen sein mußte. »Ein Kausalzusammenhang wird von den Daten nicht bestätigt. Sie versetzten uns lediglich in die Lage, die zu erwartenden Krankheitskosten und wahrscheinlichen Belegschaftsverluste zu berechnen.«
    Ich war zu sehr von ihm abgestoßen, um darauf etwas zu sagen. Die Worte kamen ihm so leicht über die Lippen, er mußte sie Hunderte Male in Besprechungen oder vor dem Aufsichtsrat wiederholt haben. Wollen wir mal sehen, was uns die Belegschaft kosten wird, wenn X-Prozent der Arbeiter Y-Prozent der Arbeitszeit wegen Krankheit ausfällt. Diverse, mit Bleistift und Papier, nicht mit dem Computer durchgeführte Kostenkalkulationen. Jemand kam auf die glorreiche Idee - und dann wurden die harten Daten gesammelt, die das angestrebte Ergebnis untermauerten.
    Die Ungeheuerlichkeit dieses Komplotts erfüllte mich mit mörderischer Wut, die noch angeheizt wurde durch Louisas Keuchen im Hintergrund. Am liebsten hätte ich Chigwell an Ort und Stelle erschossen und wäre anschließend zu Humboldt gefahren und hätte auch ihm eine Kugel durch den Kopf gejagt. Dieser zynische, unmenschliche Mörder. Vor Wut schossen mir Tränen in die Augen.
    »Keiner der Arbeiter war also entsprechend dem Risiko, das er hier einging, kranken- oder lebensversichert, nur um euch Kerlen ein paar elende Dollar zu sparen.«
    »Ein paar waren richtig versichert«, murmelte Chigwell. »Genug, damit nicht die falschen Leute anfingen, Fragen zu stellen. Die Frau hier zum Beispiel. Jurshak sagte, er kenne ihre Familie und müsse sich um sie kümmern.«
    Daraufhin meinte ich wirklich, zum Mörder werden zu müssen, doch eine Bewegung von Miss Chigwell beanspruchte meine Aufmerksamkeit. Sie wirkte geistesabwesend, hatte aber offenbar zugehört. Sie versuchte, eine Hand nach mir auszustrecken, ihre Kräfte waren diesem Vorhaben jedoch nicht gewachsen. Statt dessen sagte sie mit einem Stimmchen so dünn wie ein Faden: »Was du da schilderst, ist zu abscheulich, um überhaupt darüber zu reden, Curtis. Wir werden morgen über die zu ziehenden Konsequenzen sprechen. Wir werden nicht mehr zusammen leben können.«
    Er sackte erneut zusammen. Wahrscheinlich konnte er über diese Nacht nicht hinausdenken, die drohende Vorstellung von Festnahme und Gefängnis lahmte ihn. Vielleicht

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