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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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anrufen und fragen. Er selbst wird wahrscheinlich nicht mit Ihnen reden wollen. Meine Sekretärin wird sich in ein paar Tagen bei Ihnen melden.«
    Das war eine Aufforderung zu gehen. Ich rutschte auf dem Sessel nach vorn, so daß ich aufstehen konnte, ohne mich mit den Händen aufstützen zu müssen, und stellte dann erfreut fest, daß ich in der Lage war, mich ohne Schwierigkeiten aufrecht zu halten. Wenn ich es bis zur Haustür schaffte, ohne über einen unschätzbaren Kunstgegenstand zu stolpern, wäre die Heimfahrt ein Kinderspiel. Ich dankte Humboldt für den Cognac und seine Hilfsbereitschaft.
    Leise lachend winkte er ab. »Es ist mir ein Vergnügen, Miss Warshawski, mich mit einer gutaussehenden jungen Frau zu unterhalten. Noch dazu mit einer, die sich von einem alten Löwen wie mir nicht einschüchtern läßt. Sie müssen mich wieder besuchen, wenn Sie in der Gegend sind.«
    Anton wartete vor der Bibliothek auf mich. »Tut mir leid«, sagte ich, als wir den Flur erreichten. »Ich hab' versprochen, nichts zu verraten.«
    Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht, und mit eiskalter Reserviertheit geleitete er mich zum Aufzug. Ich wußte nicht, wie ich mich gegenüber dem Portier verhalten sollte, aber als ich versuchsweise einen Fünfdollarschein zückte, ließ er ihn sofort verschwinden und half mir galant in den Wagen.
    Die Fahrt widmete ich der Überlegung, warum ich mit meinem Forschergeist Privatdetektivin geworden war und nicht als Chemikerin Milliarden verdiente. Die Gründe gingen mir aus, kaum war ich um die erste Ecke gebogen.

10
    Wie geheuert so gefeuert
    Ich ertrank in einem Meer dickflüssigen grauen Xerxins. Ich erstickte, während Gustav Humboldt und Caroline in ein ernstes Gespräch vertieft, am Ufer standen und meine Hilfeschreie ignorierten. Um halb fünf wachte ich schwitzend und keuchend auf und konnte nicht mehr einschlafen. Als es hell wurde, stand ich schließlich auf. Obwohl es im Schlafzimmer nicht kalt war, fröstelte ich. Ich griff nach einem Sweat-shirt auf dem Haufen neben dem Bett und wanderte durch die Wohnung auf der Suche nach etwas, das mich ablenken würde. Ich spielte eine Tonleiter auf dem Klavier, hörte aber sofort wieder auf; zu dieser Stunde meine rostige Stimme zu trainieren, wäre meinen Nachbarn gegenüber unfair gewesen. In der Küche wollte ich Kaffee kochen, verlor aber die Lust, nachdem ich die Kanne gespült hatte.
    Meine geräumige Vierzimmerwohnung wirkte heute deprimierend auf mich. Das Durcheinander aus Büchern, Papieren und Kleidungsstük-ken, das mir sonst behaglich vorkommt, war plötzlich ein Chaos, dessen ich mich schämte. Erzähl mir bloß nicht, du hättest dich mit Djiakismus angesteckt, wies ich mich streng zurecht. Als nächstes wirst du auf Händen und Knien jeden Morgen den Boden scheuern.
    Schließlich zog ich Jeans und Joggingschuhe an und verließ die Wohnung. Der Hund hinter der verschlossenen Tür von Mr. Contreras' Wohnung erkannte meinen Schritt und jaulte leise. Ich hätte Peppy gern mitgenommen, hatte aber keinen Schlüssel. Allein ging ich zum See, unfähig, die Energie zum Laufen aufzubringen.
    Ein weiterer grauer Tag. Daß die Sonne aufging, erkannte ich nur an dem intensiveren Licht hinter den Wolken im Osten. Unter dem trüben Himmel ähnelte der See der breiigen grauen Flüssigkeit aus meinem Alptraum. Ich starrte aufs Wasser, versuchte, meine innere Unruhe abzuschütteln, mich in den wechselnden Mustern und Farben des Wassers zu verlieren.
    Trotz der frühen Stunde waren eine Menge Jogger unterwegs, die ihre Meilen herunterliefen, bevor sie sich in Nadelstreifenanzüge und -kostüme warfen. Sie sahen aus wie Marionetten. Jeder schien eingehüllt in den Klangkokon, den der Walkman produzierte, ihre Gesichter waren ausdruckslos, und ich empfand das Frostige und Bedrückende ihrer Vereinzelung. Ich vergrub die Hände tief in den Taschen und machte mich auf den Nachhauseweg.
    Unterwegs frühstückte ich in dem kleinen ungarischen Restaurant im Chesterton Hotel, in dem man auch Cappuccino und Croissants bekam. Es war gemütlich und stilvoll wie seine überwiegend gutbetuchten Gäste.
    Während ich in meinem zweiten Cappuccino rührte, fragte ich mich noch immer, warum mich Gustav Humboldt zu sich gebeten hatte. Er wollte nicht, daß ich in seiner Firma herumschnüffelte. Das mag grundsätzlich kein Fabrikbesitzer. Aber warum rief der Herr Direktor die unwürdige Detektivin zu sich, warum wollte er persönlich mit ihr sprechen? Gordon

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