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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Dichloräthan, war Humboldts größte Entdeckung. Die letzte, an der ich selbst beteiligt war.« Er unterbrach sich mit erhobener Hand. »Sie sind keine Chemikerin, das wird Sie nicht interessieren. Wir nannten das Produkt Xerxes und eröffneten 1949 die Fabrik in South Chicago. Meine Frau war Künstlerin und hat das Firmenzeichen entworfen, die Krone auf dem purpurroten Grund.« Er schenkte mir aus der Karaffe nach. »Nun ja, die Fabrik in South Chicago war der Beginn der internationalen Expansion. Die Fabrik ist mir sehr teuer. Heute kümmere ich mich nicht mehr um die täglichen Geschäfte - ich habe Enkelkinder, Miss Warshawski, und ein alter Mann erlebt in ihnen seine Jugend noch einmal. Aber meine Leute wissen, daß mir die Fabrik viel bedeutet. Wenn eine hübsche junge Detektivin dort herumschnüffelt und Fragen stellt, dann erfahre ich das sofort.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, wenn man Sie unnötig in Aufregung versetzt hat, Sir. Ich schnüffle nicht in der Fabrik herum. Ich versuche nur, in einer persönlichen Angelegenheit zwei Männer ausfindig zu machen. Aus irgendeinem Grund wollte mich Ihr Mr. Joiner - der Personalchef - glauben machen, daß sie niemals dort gearbeitet hätten.«
    »Dann haben Sie Dr. Chigwell aufgespürt«, knurrte er kaum verständlich.
    »Der über meine Fragen noch entsetzter war als Joiner. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob er nicht selbst etwas auf dem Kerbholz hat. Irgendwelche Jugendsünden, die im Alter sein Gewissen belasten.«
    Humboldt hielt den Cognacschwenker vor die Augen, so daß er durch das Glas ins Feuer sah. »Wie sich die Leute überschlagen, um einen zu beschützen, wenn man alt ist.« Er sprach an das Glas gewandt. »Und welche Probleme sie dauernd unnötigerweise aufwerfen. Das ist ein Dauerthema mit meiner Tochter, die sich von Natur aus ständig Sorgen macht.« Er wandte sich wieder mir zu. »Wir hatten Schwierigkeiten mit diesen Männern, Pankowski und Ferraro. Solche Schwierigkeiten, daß ich ihre Namen kenne, obwohl wir weltweit über fünfzigtausend Angestellte haben. Sie waren beteiligt an einem Sabotageakt, das heißt, sie haben versucht, die Herstellung des Produkts zu sabotieren. Sie haben die Zusammensetzung der Mischung verändert, so daß sich Rückstände bildeten, die den ungehemmten Fluß durch die Pumpen blockierten. 1979 mußten wir die Produktion dreimal stillegen, um die Rohre zu reinigen. Wir benötigten ein Jahr, um herauszufinden, wer dahintersteckte. Sie und zwei andere Männer wurden gefeuert, und dann verklagten sie uns wegen unrechtmäßiger Kündigung. Die ganze Geschichte war ein Alptraum. Ein schrecklicher Alptraum.« Er verzog das Gesicht und leerte sein Glas. »Als Sie auftauchten, dachten meine Leute natürlich, daß irgendein skrupelloser Anwalt Sie geschickt hat, der diese alten Wunden wieder aufreißen will. Aber von meinem Freund Gordon Firth erfuhr ich, daß dem nicht so sein kann. Deswegen bin ich das Risiko eingegangen, Sie hierher einzuladen und Ihnen die ganze Geschichte zu erklären. Ich hoffe, ich gehe recht in der Annahme, daß Sie jetzt nicht zu irgendeinem Anwalt laufen und behaupten, ich hätte versucht, Sie zu bestechen.«
    Ich trank mein Glas aus und lehnte einen weiteren Cognac kopfschüttelnd ab. »Und ich kann Ihnen hundertprozentig versichern, daß meine Nachforschungen nichts mit irgendeinem Rechtsstreit zu tun haben, in den die beiden Männer verwickelt waren. Es ist eine ganz und gar persönliche Angelegenheit.«
    »Soweit Xerxes-Angestellte betroffen sind, werde ich dafür sorgen, daß Sie die nötige Unterstützung bekommen.«
    Ich gebe die Belange meiner Klienten nicht gern preis, vor allem nicht Fremden gegenüber. Aber schließlich entschloß ich mich, ihm die Geschichte zu erzählen - natürlich in der Hoffnung, er würde mir weiterhelfen können. Nicht die ganze Geschichte. Ich erzählte ihm nichts über Gabriella, meine Babysitterdienste, Carolines schikanöse Anhänglichkeit und die Djiaks. Aber daß Louisa im Sterben lag, erzählte ich ihm, und daß Caroline herausfinden wollte, wer ihr Vater war und Louisa es nicht sagen wollte.
    »Ich bin ein altmodischer Europäer«, sagte er, nachdem ich geendet hatte. »Mir gefällt nicht, daß das Mädchen den Wunsch der Mutter nicht respektiert. Aber wenn Sie sich darauf eingelassen haben, müssen Sie es zu Ende bringen. Und Sie glauben, daß die Frau irgend etwas zu Chigwell gesagt hat, weil er der Werksarzt war? Ich werde ihn

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