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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Firth war mir, während ich in seinem Aufrag für die AjaxVersicherungsgesellschaft gearbeitet hatte, nie begegnet. Selbst wenn sie vierundachtzig Jahre alt und in ihre Enkelkinder vernarrt sind, stehen den Männern an der Spitze multinationaler Konzerne Heere von Untergebenen zur Verfügung, die sich um Unannehmlichkeiten dieser Art kümmern. Gestern nacht war mir geschmeichelt worden. Die Einladung als solche war schon aufregend genug gewesen, ganz zu schweigen von der noblen Umgebung und dem unglaublichen Cognac. Vielleicht sollte ich nicht mehr darüber nachdenken, warum er mir so bereitwillig seine Hilfe anbot.
    Und was war mit der kleinen Caroline? Was wußte sie, das sie mir nicht erzählt hatte? Daß die beiden Freunde Louisas gefeuert worden waren? Daß auch Louisa an den Sabotageakten gegen die Fabrik beteiligt gewesen war? Vielleicht war Gustav Humboldt vor langer Zeit ihr Liebhaber gewesen und wollte sie jetzt schützen. Das würde erklären, daß er persönlich in Erscheinung getreten war. Vielleicht war er Carolines Vater, und ein riesiges Erbe erwartete sie. Dann konnte sie mir ein bescheidenes Honorar zahlen, das mir höchst gelegen käme.
    Je absurder meine Spekulationen wurden, um so besser wurde meine Laune. Den Nachhauseweg schaffte ich ziemlich schnell, und die Mieter aus dem zweiten Stock, die auf dem Weg zur Arbeit waren, grüßte ich mit einem so fröhlichen »Guten Morgen«, daß jede Stewardeß vor Neid erblaßt wäre. Strumpfhosen und Pumps hingen mir zum Hals raus, aber wieder zog ich sie an, um im Arbeitsministerium einen möglichst günstigen Eindruck zu machen. Ein Freund aus Universitätstagen arbeitete im Chicagoer Büro; er konnte mir vielleicht Genaueres über die Sabotagegeschichte und den nachfolgenden Rechtsstreit erzählen. Die roten Schuhe lagen noch zusammen mit dem blauen Kostüm im Flur. Wenn schon, denn schon. Ich hob die Sachen auf und ging los.
    Es war nach zehn, als ich endlich einen Parkplatz in der Nähe des Regierungsgebäudes gefunden hatte. Der Loop wird seit ein paar Jahren von einem Baufieber heimgesucht, das dafür gesorgt hat, daß das Geschäftszentrum Chicagos, ewig verstopft und lärmend, zu einer Kopie von New York wurde. Viele Parkhäuser sind abgerissen worden, um Platz zu machen für Wolkenkratzer, die höher sind als die städtischen Bauvorschriften gestatten, so daß jetzt viermal so viele Autos um die Hälfte der Parkplätze wetteifern.
    Meine Stimmung war nicht die beste, als ich im sechzehnten Stock des Dirksen Building aus dem Aufzug stieg. Sie besserte sich auch nicht durch das Verhalten des Fräuleins vom Empfang, die flüchtig aufsah, bevor sie sich wieder ihrer Schreibmaschine widmete, und mir kurz angebunden mitteilte, daß Jonathan Michaels nicht zur Verfügung stehe.
    »Ist er tot?« fuhr ich sie an. »Verreist? Im Gefängnis?«
    Sie blickte mich kühl an. »Ich sagte, er steht nicht zur Verfügung. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
    Die Tür hinter ihr war verschlossen. Das Empfangsfräulein oder jemand auf der anderen Seite konnte sie mittels Summer öffnen, aber diese Frau war eindeutig nicht willens, mich in den Gängen des Großraumbüros nach Jonathan suchen zu lassen. Ich setzte mich auf einen harten Plastikstuhl und sagte ihr, ich würde warten.
    »Machen Sie es sich bequem«, zischte sie mich an.
    Als ein geschäftsmäßig gekleideter Schwarzer eintraf, floß sie über vor Freundlichkeit, lächelte zuckersüß, wünschte ihm gurrend einen angenehmen Tag und drückte auf den Summer. Als ich ihm folgte, war sie so baff, daß sie nicht einen Laut von sich gab.
    Mein Begleiter zog die Augenbrauen hoch. »Arbeiten Sie hier?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich zahle Ihr Gehalt. Und ich bin hier, um mit Jonathan Michaels darüber zu sprechen.«
    Er sah mich einen Augenblick verblüfft an, dachte scharf nach, welcher von den Bürokraten aus Washington mich geschickt haben konnte. Dann dämmerte ihm, wie ich es gemeint hatte, und er sagte: »Dann warten Sie vielleicht besser draußen, bis Gloria Ihnen Bescheid gibt.«
    »Nachdem sie mich nicht einmal nach meinem Namen gefragt hat oder nach dem Grund meines Besuchs, kann ich mir nicht vorstellen, daß ihr Interesse, dem steuerzahlenden Volk zu dienen, sehr groß ist.«
    Ich wußte, wo Jonathan saß, und beschleunigte den Schritt, um meinen Begleiter abzuhängen. Ich hörte, wie auch er schneller wurde und mir »Miss, hallo, Miss!« nachrief.
    Jonathan stand neben dem Schreibtisch seiner

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