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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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auf so 'ne Weise eine Freundin zu verlieren, jemand, mit der man Basketball gespielt hat und so. Hab' gar nicht gewußt, daß Sie so sportlich waren. Hätt's mir aber denken können, so wie Sie laufen. Aber Sie müssen vorsichtig sein, Schätzchen. Wenn dieser Dresberg dahintersteckt - der ist 'ne ganze Nummer größer als Sie. Sie kennen mich. Hab' mich nie vor einer Auseinandersetzung gedrückt, aber so dumm, es allein mit einer ganzen Panzerdivision aufzunehmen, war ich nie.«
    Er befand sich mitten in einer ausschweifenden Schilderung seiner diesbezüglichen Erlebnisse, als Jonathan Michaels anrief. Ich entschuldigte mich und ging ins Schlafzimmer.
    »Ich wollte mit dir sprechen, bevor ich morgen früh wegfahre«, sagte er ohne weitere Einleitung. »Ich hab' zwei meiner Leute wegen dieser Männer - Pankowski und Ferraro - nachforschen lassen. Sie haben tatsächlich gegen Humboldt geklagt. Aber offensichtlich nicht wegen unrechtmäßiger Kündigung, sondern wegen Entschädigungszahlungen. Sieht aus, als ob sie aus gesundheitlichen Gründen aufhörten zu arbeiten, und sie wollten nachweisen, daß es sich um eine berufsbedingte Krankheit handelte. Der Prozeß hat ihnen nichts genützt - es wurde verhandelt, Humboldt gewann ohne Schwierigkeiten, und dann sind die beiden gestorben, und ihr Rechtsanwalt wollte keine Berufung einlegen. Ich weiß nicht, ob du der Sache nachgehen willst, aber der Rechtsanwalt heißt Frederick Manheim.«
    Er unterbrach meine Danksagung. »Muß weg.«
    Als ich auflegen wollte, war er plötzlich wieder dran. »Bist du noch da? Hätt's fast vergessen - von Sabotage steht nichts in den Akten, aber kann sein, daß Humboldt das nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen wollte, damit die Idee keine Nachahmer findet.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, blieb ich auf dem Bett sitzen und starrte auf das Telefon. Zu viele zusammenhanglose Informationen schwirrten mir im Kopf herum, ich konnte überhaupt nicht mehr denken. Meine Neugier war geweckt worden zuerst durch die Reaktion des Xerxes-Personalchefs und des Arztes. Ich hatte herausfinden wollen, warum sie sich so seltsam verhielten. Als nächstes war Humboldt mit seiner aalglatten Erklärung dahergekommen, und dann hatte Nancys Tod meine ganze Aufmerksamkeit beansprucht; ich konnte dieses Durcheinander nicht entwirren. Nancys Mörder zu finden, war mir dringlicher erschienen als an der Xerxes-Sache herumzulaborieren. Jetzt sah es so aus, als drehte sich das Rad wieder in die andere Richtung. Warum hatte mir Humboldt eine Lüge aufgetischt? Oder hatte er das gar nicht? Humboldt. Nancy. Caroline. Louisa. Chigwell. Die Namen drehten sich sinnlos in meinem Kopf.
    »Schlechte Nachrichten?« Mr. Contreras stand besorgt im Flur.
    »Nein, alles in Ordnung.« Ich stand auf und ging zu ihm hinaus mit einem - wie ich hoffte - beruhigenden Lächeln auf den Lippen. »Ich muß nur eine Weile ungestört nachdenken. Okay?«
    »Natürlich. Selbstverständlich.« Er war ein bißchen beleidigt, kämpfte aber heldenhaft, um es nicht zu zeigen. Mein Angebot, ihm beim Einsammeln des schmutzigen Geschirrs zu helfen, lehnte er ab und ging mit Tablett und Hund nach unten.
    Danach wanderte ich in düsterer Stimmung durch die Wohnung. Caroline wollte nicht mehr, daß ich ihren Vater suchte; Humboldts Verhalten ging mich nichts mehr an. Aber wenn ein mehrfacher Milliardär es auf sich nimmt, mich hinters Licht zu führen, dann bringt mich das zur Weißglut.
    Ich suchte nach dem Telefonbuch, fand es schließlich unter einem Stapel Noten auf dem Klavier. Selbstverständlich stand Humboldt nicht drin. Frederick Manheim, Rechtsanwalt, hatte ein Büro Ecke Fünfundneunzigste/Halsted Street und wohnte im benachbarten Beverly. Rechtsanwälte, die sehr viel verdienen oder hauptsächlich in Strafprozessen auftreten, lassen ihre Privatnummer nicht eintragen. Und leben für gewöhnlich auch nicht im Südwesten Chicagos, weit entfernt von den Gerichtssälen.
    Ich war so nervös, daß ich am liebsten sofort etwas unternommen, Manheim angerufen und mir seine Geschichte angehört hätte und anschließend in die Oak Street gefahren wäre, um mir Humboldt vorzuknöpfen. »Festina lente«, brummte ich. Erst mal die Tatsachen beschaffen, dann zuschlagen. Es wäre besser, bis morgen zu warten, mal wieder in Richtung Süden zu fahren und sich den Kerl mit eigenen Augen anzusehen. Was einen weiteren Tag in Strumpfhosen bedeutete. Was hieß, daß ich die schwarzen Schuhe putzen mußte.
    Ich

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