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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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erwarb. »Was kann ich für Sie tun, Detective?« Die tiefe, zu seiner Statur passende Stimme war maßgeschneidert für den Gerichtssaal.
    »Es geht um Nancy Cleghorn«, sagte ich energisch. »Können wir unter vier Augen sprechen?«
    Er führte mich in ein Konferenzzimmer, an dessen nackte Wände und abgenutzte Einrichtung ich mich noch gut erinnerte. Er ließ mich einen Augenblick allein, um seine Akte über Nancy zu holen. »Sie wissen, daß sie tot ist«, sagte ich, als er zurückkam.
    »Ich hab's in der Zeitung gelesen. Ich hab' schon darauf gewartet, daß hier jemand von der Polizei auftaucht.«
    »Der Gedanke, selbst die Initiative zu ergreifen und uns anzurufen, ist Ihnen nicht gekommen?« Ich zog arrogant die Augenbrauen in die Höhe.
    Er zuckte die Schulter. »Es gibt nichts Konkretes, was ich Ihnen hätte sagen können. Sie war am Dienstag bei mir, weil sie glaubte, verfolgt zu werden.«
    »Hatte sie eine Ahnung, von wem?«
    Er schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, Detective, wenn in der Akte ein Name stünde, hätte ich Sie heute morgen als erstes angerufen.«
    »An Steve Dresberg haben Sie nicht gedacht?«
    Er rutschte unruhig hin und her. »Ich - ich habe mit Dresbergs Anwalt gesprochen, Leon Haas. Er - ist der Meinung, daß Dresberg mit der Lage dort unten derzeit höchst zufrieden ist.«
    »Ja, das sollte er auch«, sagte ich boshaft. »Er hat euch, als es um die Verbrennungsanlage ging, vor Gericht wie ein Haufen Krautsalat aussehen lassen. Haben Sie Haas gefragt, wie Dresberg über die Recyclinganlage denkt, für die Cleghorn sich eingesetzt hat? Wenn er wegen einer Verbrennungsanlage Todesdrohungen vom Stapel läßt, wird er wegen der Recyclinganlage nicht gerade Freudensprünge gemacht haben. Oder waren Sie der Ansicht, daß Cleghorn sich was eingebildet hat, Mr. Mclnerney?«
    »Jetzt aber mal langsam, Detective. In dieser Sache stehen wir auf derselben Seite. Finden Sie heraus, wer die Cleghorn umgebracht hat, und ich werde dafür sorgen, daß er hinter Schloß und Riegel kommt. Darauf können Sie sich verlassen. Ich glaube nicht, daß Dresberg was damit zu tun hat, aber ich werde Haas anrufen und ihm auf den Zahn fühlen.«
    Ich grinste böse und stand auf. »Überlassen Sie das lieber der Polizei, Mr. Mclnerney. Überlassen Sie die Ermittlungen der Polizei und bringen Sie den Mörder anschließend hinter Schloß und Riegel.«
    Ich schlenderte hochmütig aus dem Büro, aber sobald ich im Aufzug war, sackte ich zusammen. Mit Steve Dresberg wollte ich nichts zu tun haben. Wenn nur die Hälfte dessen, was über ihn gesagt wurde, stimmte, beförderte er einen schneller in den Chicago River, als man sich die Socken ausziehen konnte. Andererseits hatte er Nancy und Caroline wegen der Verbrennungsanlage nichts getan. Oder seine Strategie war, beim ersten Mal zu warnen und beim zweiten Mal der Warnung Taten folgen zu lassen. Ich fädelte den Chevy ordentlich in den Verkehrsstau auf der Kennedy Avenue ein und fuhr nach Hause.

14
    Sumpf
    Vor dem Haus traf ich Mr. Contreras mit dem Hund. Peppy kaute auf einem dicken Stock herum, und er sammelte den Abfall in unserem winzigen Vorgarten auf. Sie sprang auf, als sie mich sah, sank aber sofort wieder zu Boden, als sie bemerkte, daß ich keine Joggingkluft trug.
    Mr. Contreras deutete ein Winken an. »Hallo, Schätzchen. Sind Sie heute morgen in den Regen gekommen?« Er richtete sich auf und musterte mich. »Himmel noch mal, wie sehen Sie denn aus? Als ob Sie sich in einer Schlammpfütze gewälzt hätten.«
    »Hab' ich auch. Ich war unten in South Chicago, im Sumpf. Ziemlich hartnäckiger Schlamm dort.«
    »Tatsächlich? Hab' ich nicht mal gewußt, daß es dort einen Sumpf gibt.«
    »Es gibt einen«, sagte ich kurz angebunden und schubste Peppy zur Seite.
    Er musterte mich immer noch. »Sie sollten ein Bad nehmen. Ein heißes Bad. Und einen Schluck trinken. Gehen Sie rauf und ruhen Sie sich aus. Ich kümmere mich schon um unsere Prinzessin hier. Sie muß nicht jeden Tag an den See.«
    »So ist es.« Ich holte meine Post und stieg langsam in den dritten Stock hinauf. Als ich mich in dem großen Spiegel an der Badezimmertür sah, konnte ich kaum glauben, daß ich McInerney dazu gebracht hatte, mit mir zu sprechen. Ich sah aus, als ob ich zu dem Anglerpaar am Dead Stick Pond gehörte. Meine Strumpfhose war zerrissen und dort, wo ich versucht hatte den Dreck wegzuwaschen, waren meine Beine schwarz gestreift. Am Saum meines Kleides klebte getrockneter Schlamm,

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