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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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beiden was rauszuholen. Oder haben Sie es von Anfang an auf einen Prozeß angelegt?«
    »Ich mußte schnell handeln - kein Mensch wußte, wie lange die beiden noch leben würden. Zuerst ging ich zu Xerxes, aber als die nicht mitspielen wollten, habe ich die Klage angestrengt. Hätten wir den Prozeß nach ihrem Tod gewonnen, hätten selbstverständlich ihre Familien Anspruch auf Entschädigung gehabt. Und das hätte finanziell schon einiges bedeutet. Aber natürlich ist es einem lieber, wenn die Mandanten den erfolgreichen Ausgang noch selbst erleben.«
    Ich nickte. Es hätte finanziell sehr viel bedeutet, vor allem fürs Mrs. Pankowski und ihre Kinder. Versicherungen in Illinois zahlen bis zu einer Viertelmillion Dollar an Familien von Arbeitern, die aufgrund von berufsbedingten Krankheiten sterben, also war es die Mühe wert gewesen.
    »Was ist passiert?«
    »Wir bekamen schnell einen Verhandlungstermin. Obwohl ich hier in South Side festsitze, habe ich ein paar Beziehungen.« Er lächelte, sah mich dabei aber nicht an. »Das Problem war, beide rauchten, Pankowski trank, und sie hatten ihr ganzes Leben in South Side verbracht. Nachdem auch Sie hier aufgewachsen sind, brauche ich Ihnen vermutlich nicht zu schildern, wie schlecht die Luft ist. Humboldt hat uns Bescheid gestoßen. Sie vertraten den Standpunkt, es sei nicht beweisbar, daß Xerxin und nicht die Zigaretten oder die schlechte Luft generell die Leute krank gemacht hatte. Und sie haben deutlich darauf hingewiesen, daß beide bereits dort arbeiteten, als noch kein Mensch wußte, wie giftig das Zeug ist. Also selbst wenn das Xerxin schuld sei, sei es rechtlich ohne Belang. Man habe sich immer an die jeweils neuesten medizinischen Erkenntnisse gehalten. Wir haben auf der ganzen Linie verloren. Ich sprach damals mit einem wirklich guten Berufungsanwalt, aber der war der Meinung, daß wir nichts in der Hand hätten. Und das war's.«
    Ich überlegte eine Weile. »Ja, aber wenn das alles ist, verstehe ich nicht, warum Xerxes Haken schlägt wie ein junger Hase, sobald man die Namen der Männer erwähnt.«
    Er zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich aus demselben Grund, warum auch ich zuerst nicht mit Ihnen reden wollte. Sie glauben nicht, daß Sie keinen Auftraggeber haben. Sie glauben nicht, daß Sie auf der Suche nach einem lange verschollenen Vater sind. Sie glauben, Sie wollen die alte Sache wieder aufrühren. Sie müssen zugeben, daß Ihre Geschichte ziemlich weithergeholt klingt.«
    Vielleicht hatte er recht. Trotzdem war nicht zu begreifen, warum Humboldt der Meinung gewesen war, er müsse persönlich eingreifen. Er hatte den Prozeß gewonnen - was hätte passieren können,wenn einer seiner Untergebenen mit mir über Pankowski und Ferraro gesprochen hätte?
    »Und außerdem«, fügte ich laut hinzu, »warum haben Sie so nervös reagiert? Meinen Sie, daß in dem Prozeß etwas nicht mit rechten Dingen zuging?«
    Er schüttelte betrübt den Kopf. »Nein. Aufgrund der Beweislage glaube ich nicht, daß wir hätten gewinnen können. Aber ich glaube, wir hätten gewinnen sollen. Die beiden hätten es verdient, zwanzig Jahre ihres Lebens haben sie der Firma geopfert, und wahrscheinlich hat die Arbeit sie umgebracht. Denken Sie nur an die Mutter Ihrer Freundin. Auch sie stirbt. Nierenversagen, sagten Sie? Aber das Gesetz ist nun einmal so -man darf dem Unternehmen keinen Vorwurf machen, wenn es nach bestem Wissen und Gewissen handelte.«
    »Das war's also? Sie wollten nicht darüber reden, weil Sie nicht gewonnen haben und sich deswegen mies fühlen?«
    Er widmete sich wieder der Brillensäuberung mittels Krawatte. »Ja, so etwas schlägt mir immer auf den Magen. Niemand verliert gern. Aber andererseits, wissen Sie, wußte die Firma, daß einiges auf sie zugekommen wäre, wenn durch einen erfolgreichen Prozeß ein Präzedenzfall geschaffen worden wäre. Alle möglichen kranken Arbeiter wären mit aufgehaltener Hand zu ihnen gelaufen gekommen.«
    Er schwieg. Ich saß mucksmäuschenstill da.
    Schließlich sagte er: »Nein, das ist es nicht. Ich habe einen Drohanruf bekommen. Danach. Als wir überlegten, ob wir in die Berufung gehen sollten.«
    »Das wäre ein Grund gewesen, das Urteil anzufechten«, schrie ich. »Waren Sie nicht beim Staatsanwalt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es war nur ein Anruf. Und wer immer es war, der angerufen hat, er erwähnte den Fall nicht - nur ein allgemeiner Hinweis darauf, daß man sich in Gefahr begibt, wenn man Berufung einlegt. Ich bin

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