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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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physisch nicht besonders stark, aber auch kein Feigling. Der Anruf machte mich wütend, wütender als ich jemals gewesen war, und ich habe alles versucht, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um in die Berufung zu gehen. Ich hatte keine Chance.«
    »Und man hat Sie später nicht noch einmal angerufen, um Sie zu beglückwünschen dafür, daß Sie den Rat befolgt haben?«
    »Ich habe nie wieder etwas gehört. Aber als Sie aus heiterem Himmel auftauchten ... «
    Ich lachte. »Gut zu wissen, daß man meinen Muskeln einiges zutraut. Ich werd' sie noch gebrauchen können, vielleicht früher, als mir lieb ist.«
    Er wurde rot. »Nein, nein. Sie sehen nicht aus ... Ich meine - ich meine, Sie sind eine attraktive Frau. Aber heutzutage weiß man ja nie ... Ich wünschte, ich könnte Ihnen hinsichtlich des Vaters Ihrer Freundin weiterhelfen, aber über so etwas haben wir nie gesprochen. Meine Mandanten und ich.«
    »Ja, das glaube ich. Sie hatten keinen Grund dazu.« Ich dankte ihm für seine Offenheit und stand auf.
    »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, wobei ich Ihnen helfen kann, lassen Sie es mich wissen«, sagte er und schüttelte meine Hand. »Vor allem, wenn Sie mir damit einen Grund liefern, über ein übergeordnetes Gericht die Akten anzufordern.«
    Ich versicherte ihm, daß ich mich melden würde, und ging. Ich wußte mehr als vor meiner Unterredung mit Manheim, wurde aber immer noch nicht schlau aus der ganzen Sache.

16
    Hausbesuch
    Es war nach zwölf. Auf dem Loop kaufte ich eine Diät-Cola und ein Sandwich - mit Corned Beef, das ich nur esse, wenn ich Spezialnahrung brauche - und fuhr in mein Büro.
    Manheims Standpunkt leuchtete mir ein. Einigermaßen. Für Humboldt hätte der verlorene Prozeß Riesenverluste bedeutet, Verluste in der Größenordnung, die Johns-Manville Bankrott anmelden ließen. Aber bei Manville war die Lage eine andere gewesen: Sie hatten gewußt, daß Asbest giftig war, und es verheimlicht. Als die häßliche Wahrheit ans Licht kam, klagten die Arbeiter nicht nur auf Entschädigung, sondern strengten auch Strafprozesse an. Humboldt wären nur Entschädigungsklagen ins Haus gestanden. Trotzdem hätte es schiefgehen können. Angenommen, über einen Zeitraum von zehn Jahren hatte er tausend Arbeiter beschäftigt, und alle starben: Für jeden eine Viertelmillion; und selbst wenn Ajax es gezahlt hätte, wäre das eine Menge Kohle gewesen.
    Ich leckte Senf von meinen Fingern. Vielleicht betrachtete ich die Sache von der falschen Seite, vielleicht hatte Ajax nicht zahlen wollen, und Gordon Firth hatte seinem guten Freund Gustav Humboldt verklickert, den Fall neu aufzurollen, käme nicht in Frage. Aber Firth konnte nicht gewußt haben, daß ich etwas mit der Sache zu tun hatte - so schnell konnte sich das nicht rumgesprochen haben. Oder vielleicht doch. Klatsch und Gerüchte verbreiten sich in Windeseile, besonders in riesigen Unternehmen. Und warum war Manheim bedroht worden? Wenn Humboldt das Recht auf seiner Seite hatte, dann wäre mit Manheims Einschüchterung kein Blumentopf zu gewinnen gewesen - es hätte dazu führen können, daß ein Richter das Urteil aufhob. Also konnte es nicht die Firma gewesen sein, die Manheim zurückgepfiffen hatte. Oder es war jemand gewesen, der auf der Karriereleiter noch relativ weit unten stand. Jemand, der glaubte, sich einen Namen machen zu können, indem er ein bißchen Druck auf die Kläger ausübte. So etwas war nicht völlig auszuschließen. Man stelle sich einen Betrieb vor, in dem die moralischen Zügel etwas zu locker schleifen und die Subalternen glauben, der Weg ins Zentrum der Macht führe über die Leichen ihrer Gegner. Aber das erklärte immer noch nicht, warum Humboldt gelogen hatte. Warum den armen Kerlen Sabotage anhängen, wenn alles, was sie wollten, ein bißchen Entschädigung war? Ich fragte mich, ob es die Mühe lohnte, noch einmal mit Humboldt zu sprechen. Ich stellte mir sein rundes, joviales Gesicht mit den kalten blauen Augen vor. Man mußte vorsichtig schwimmen, wenn im selben Gewässer ein riesiger Hai seine Bahnen zog. Ich war mir nicht sicher, ob ich jetzt schon zu ihm gehen sollte.
    Das Problem wurde immer größer, es breitete sich aus wie Wellen in einem Teich um einen Stein, den man hineingeworfen hat; der Stein war ich, und die Wellen entfernten sich weiter und weiter von mir.
    Ich versuchte, mich auf die Post zu konzentrieren, führte ein unbefriedigendes Telefongespräch und beschloß, für diesen Tag die Luken dichtzumachen. Gerade

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