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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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oder Ermahnungen zu hinterlassen.
    Kurz darauf stand auch ich auf. »Ich will Sie nicht unnötig aufregen, aber es ist durchaus möglich, daß die Typen, die Nancys Haus auf den Kopf gestellt haben, auch hier aufkreuzen. Sie sollten sich überlegen, ob Sie nicht lieber zu einem Ihrer Söhne ziehen, so schwer Ihnen das
    fällt.«
    Mrs. Cleghorn nickte zögernd; der einzige ihrer Söhne, der keine Kinder hatte, lebte zusammen mit seiner Freundin in einem Wohnwagen. Keine ideale Unterkunft. »Vermutlich sollte ich auch ihr Auto in Sicherheit bringen. Womöglich haben es diese Wahnsinnigen auch noch auf ihren Wagen abgesehen.«
    »Ihr Auto?« Ich blieb wie angewurzelt stehen. »Wo ist ihr Auto?«
    »Vor dem Haus. Sie hat es vor dem SCRAP-Büro stehenlassen, und eine der Frauen, die dort arbeitet, hat es nach der Beerdigung hergefahren. Ich hatte den Ersatzschlüssel, also müssen sie -« Sie brach ab, als sie den Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkte. »Natürlich. Wir sollten im Wagen nachsehen, nicht wahr? Wenn Nancy wirklich etwas besessen hat, was ein - ein Mörder haben will. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, was das sein sollte.«
    Das hatte sie schon einmal gesagt, und ich wiederholte: daß Nancy wahrscheinlich nicht gewußt hatte, daß sie etwas besaß, was jemand anders unbedingt wollte. Dann gingen wir hinaus zu Nancys himmelblauem Honda und holten den Stapel Papiere vom Rücksitz. Nancy hatte ihre Handtasche dort liegenlassen neben ein paar Akten, die zu groß für die Tasche gewesen waren.
    »Warum nimmst du sie nicht einfach mit?« Mrs. Cleghorn lächelte kläglich. »Wenn du sie durchgesehen hast, könntest du sie zurück zu SCRAP bringen. Das wäre mir sehr recht.«
    Ich packte den Stapel mit dem linken Arm und legte den rechten um ihre Schulter. »Rufen Sie mich an, wenn irgend etwas passiert oder Sie Hilfe mit der Polizei brauchen.« Es war mehr Arbeit, als mir lieb war, aber es schien das mindeste, was ich unter diesen Umständen tun konnte.

21
    Mamas Liebling
    Ich saß bei laufender Heizung im Auto und blätterte Nancys Akten durch. Alles, was mit SCRAP-Routineangelegenheiten zu tun hatte, legte ich zur Seite. Bevor ich South Chicago verließ, wollte ich die Akten im Büro an der Commercial Avenue vorbeibringen. Ich suchte nach etwas, aus dem hervorging, warum der Stadtrat Jurshak gegen die SCRAP-Recyclinganlage war. Genau das hatte Nancy herausfinden wollen. Wenn sie umgebracht worden war, weil sie etwas Heißes über die South Side wußte, stand es vermutlich in Zusammenhang mit der Anlage.
    Was ich schließlich fand, war ein von Jurshak unterzeichnetes Dokument, aber es hatte nichts mit der Recyclinganlage oder irgendeiner anderen Umweltsache zu tun. Es war die Fotokopie eines Briefes aus dem Jahr 1963, adressiert an die Mariners-Rest-Lebensversicherung, in dem erklärt wurde, daß von nun an bei allen Versicherungsangelegenheiten der Firma Xerxes Jurshak & Parma als Treuhänder fungierten. Beigefügt war ein versicherungsstatistisches Gutachten, das nachwies, daß die Ausfälle aufgrund von Krankheit oder Tod bei Xerxes nicht höher lagen als die anderer vergleichbarer Unternehmen in der Gegend, und in dem um eine demgemäße Beitragseinstufung gebeten wurde. Ich las es dreimal. Es ergab keinen Sinn. Das heißt, es ergab keinen Sinn als Dokument, das Nancy das Leben gekostet haben sollte. Lebens- und Krankenversicherungen sind nicht unbedingt mein Fach, aber es handelt sich hier offenbar um eine völlig normale, unauffällige Versicherungsangelegenheit. Das einzig Auffällige war, daß das Dokument uralt war und in keinerlei Zusammenhang mit Nancys Arbeit stand.
    Es gab nur einen Menschen, der mir seine Bedeutung erklären konnte. Zwei, aber ich hatte keine Lust, damit zu Big Art zu gehen. Wo haben Sie das auf getrieben, junge Frau? Ach, der Wind hat es durch die Straßen geweht, Sie wissen doch, wie so etwas geht.
    Aber Art junior konnte es mir vielleicht erklären. Obwohl er eindeutig nur am Rand mit den Geschäften seines Vaters zu tun hatte. Aber er hatte möglicherweise eine Ahnung von Versicherungen. Oder Nancy hatte um die Bedeutung der Papiere gewußt und mit ihm darüber gesprochen. So mußte es gewesen sein: Deswegen war er so nervös. Er wußte, warum man sie umgebracht hatte, und wollte es nicht sagen. Eine einleuchtende Theorie. Die Frage war nur, wie ich Art dazu bringen sollte, zu plaudern. Umsonst grübelte ich eine Weile darüber nach. Dann dachte ich über Nancy und unsere

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