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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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gemeinsame Kindheit nach. Das erste Mal, als ich bei ihr zu Abend gegessen hatte, in der vierten Klasse, hatte es Spaghetti aus der Dose gegeben. Ich hatte mich nicht getraut, Gabriella das zu erzählen, weil ich fürchtete, sie würde mich nicht mehr zu jemandem gehen lassen, bei dem keine hausgemachte Pasta auf den Tisch kam.
    Es war Nancy gewesen, die mir das Basketballspielen nahebrachte. Sportlich war ich schon immer gewesen, aber eigentlich war Softball mein Spiel. Als ich in Nancys Mannschaft aufgenommen wurde, befestigte mein Vater einen Korb an der Hausmauer und übte mit Nancy und mir. Er kam zu allen unseren Spielen, und nach dem letzten Sieg führte er uns zum Essen und anschließend zum Tanzen aus. Er lehrte uns Täuschungsmanöver - zu einem Paß ansetzen, sich dann mit dem Ball blitzschnell in die entgegengesetzte Richtung drehen und springen. So hatte ich oft in den letzten Sekunden des Spiels den Ball im Korb plazieren können.
    Ich wurde hellwach. Nancy und ich hatten es früher so oft geschafft, warum nicht auch jetzt? Ich hatte keine Beweise, aber das brauchte ich Art junior ja nicht auf die Nase zu binden. Im Gegenteil.
    Ich griff nach Nancys Adreßbuch. Unter seinem Namen fand ich drei Telefonnummern. Mühsam entzifferte ich ihre Handschrift und ging zur nächsten Telefonzelle. Unter der ersten Nummer meldete sich Mrs. May in der Bezirksverwaltung. Mit honigsüßer Stimme stritt sie jegliche Kenntnis von Arts augenblicklichem Aufenthaltsort ab, versuchte dagegen herauszufinden, wer ich sei und was ich wolle. Bevor ich sie end gültig abwimmeln konnte, bot sie auch noch an, mich mit Art senior zu verbinden. Ich wählte die zweite Nummer und hatte die Jurshak & Parma Versicherungsagentur am Apparat. Eine erkältet klingende Frau erklärte mir lang und breit, daß sie Art seit Freitag nicht mehr gesehen habe, aber gern wissen wolle, seit wann sie als sein Babysitter angestellt sei. Am Morgen sei die Polizei dagewesen und habe nach ihm gefragt, und sie müsse bis Mittag einen Vertrag fertigmachen und wie sie das schaffen solle, wenn - »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten«, sagte ich und legte auf.
    Ich hatte kein Kleingeld mehr, um es bei der dritten Nummer zu versuchen, aber Nancy hatte daneben eine Adresse in der Avenue G gekritzelt. Dort mußte Art wohnen. Es war sowieso besser, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten, am Telefon hätte der Junge womöglich jede Auskunft verweigert.
    Ich fuhr zur Hundertfünfzehnten Straße Ecke Avenue G. Das Haus war ein Ziegelbau hinter einem hohen Zaun mit verschlossenem Tor. Ich klingelte und wartete. Nach einer Weile meldete sich eine unsichere Frauenstimme durch die Sprechanlage.
    »Ich möchte mit Art junior sprechen. Mein Name ist Warshawski.«
    Nach einem langen Schweigen wurde der Türöffner betätigt. Ich betrat das Anwesen. Zumindest sah es mehr nach einem Anwesen aus als nach einem typischen East-Side-Haus. Falls Art hier wirklich lebte, dann vermutlich, weil er noch bei seinen Eltern wohnte. So bescheiden Big Arts Büroräume gehalten waren, bei seinem Zuhause hatte er nicht geknausert. Das Grundstück rechterhand war annektiert und zu einem herrlich gestalteten Garten umgewandelt worden. Mittendrin stand ein Glaspavillon, der möglicherweise einen Swimmingpool beherbergte. Dank des dichten Baumbestands am anderen Ende des Geländes hatte man das Gefühl, auf dem Land zu sein, obwohl man nur eine halbe Meile von einem der geschäftigsten Industriegebiete der Welt entfernt war.
    Ich ging den Kiesweg entlang zum Eingang, einer überdachten Veranda, deren Säulen nicht unbedingt zu der modernen Ziegelbauweise paßten. Der Schauplatz besaß eine gewisse Größe, aber die graublonde Frau in dem steif gebügelten Baumwollkleid und der gestärkten Schürze war unverwechselbar South Side.
    Sie grüßte mich nervös, ohne mich ins Haus zu bitten. »Wie - wie sagten Sie, war Ihr Name?«
    Ich kramte nach einer Karte und reichte sie ihr. »Ich bin eine Freundin von Art. Ich wollte ihn eigentlich nicht zu Hause stören, aber im Büro war er nicht, und ich muß dringend mit ihm sprechen.«
    Sie schüttelte ratlos den Kopf. Die Bewegung verlieh ihr für einen Augenblick Ähnlichkeit mit ihrem Sohn. »Er - er ist nicht hier.«
    »Ich glaube nicht, daß er sich weigern wird, mit mir zu sprechen. Wirklich, Mrs. Jurshak. Ich weiß, daß die Polizei nach ihm sucht. Aber ich bin auf seiner Seite, nicht auf der Seite der Polizei. Oder seines Vaters«,

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