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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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fügte ich einer plötzlichen Eingebung folgend hinzu.
    »Er ist wirklich nicht zu Hause.« Sie sah mich unglücklich an. »Als Sergeant McGonnigal nach ihm gefragt hat, ist sein Vater, Mr. Jurshak, wirklich wütend geworden. Aber ich weiß nicht, wo er ist, Miss - äh. Seit gestern vormittag habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    Das mußte ich erst mal verdauen. Vielleicht war Art junior gestern abend doch nicht mehr in der Lage gewesen, Auto zu fahren. Aber wenn er in einen Unfall verwickelt gewesen wäre, hätte es seine Mutter als erste erfahren. Ich verscheuchte eine unangenehme Vision des Dead Stick Pond. »Kennen Sie seine Freunde? Irgend jemand, den er so gut kennt, daß er die Nacht über bei ihm geblieben sein könnte?«
    »Sergeant McGonnigal hat mich dasselbe gefragt. Aber - aber er hat keine Freunde. Mir ist es immer lieber gewesen, er verbringt die Nacht zu Hause. Ich will nicht, daß er sich herumtreibt, wie so viele Jugendliche heutzutage, und dann mit Drogen anfängt oder sich einer Bande anschließt. Er ist mein einziges Kind, und wenn ich ihn verliere, gibt es niemand mehr. Deswegen machte ich mir solche Sorgen. Er weiß, wie sehr ich mich aufrege, wenn er mir nicht Bescheid sagt, und trotzdem ist er die ganze Nacht weggeblieben.«
    Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. Schließlich fragte ich sie, ob es das erste Mal sei, daß er die Nacht außer Haus verbracht habe.
    »Oh, nein«, antwortete sie schlicht. »Manchmal muß er die Nacht über arbeiten. Unterlagen für wichtige Klienten fertigmachen oder so etwas. In den letzten Monaten ist das öfter vorgekommen. Aber er hat mich immer angerufen.«
    Innerlich mußte ich grinsen: Der Junge war unternehmungslustiger als ich gedacht hatte. Nach einer Weile sagte ich bedächtig: »Mit einem dieser wichtigen Fälle habe ich zu tun, Mrs. Jurshak. Der Name der Klientin ist Nancy Cleghorn. Art ist auf der Suche nach Papieren von ihr. Könnten Sie ihm ausrichten, daß ich sie habe?«
    Sie schien den Namen nicht zu kennen. Weder wurde sie blaß, noch fiel sie in Ohnmacht oder wich vor Entsetzen zurück. Statt dessen bat sie mich, den Namen für sie aufzuschreiben, weil sie ein Gedächtnis habe wie ein Sieb und sie sich solche Sorgen wegen Art mache, daß sie nicht glaube, sich den Namen merken zu können. Ich schrieb Nancys Namen und eine kurze Nachricht, daß sich ihre Akten in meinem Besitz befanden, auf die Rückseite meiner Visitenkarte.
    »Sollte Ihnen irgend etwas einfallen, Mrs. Jurshak, hinterlassen Sie eine Nachricht unter dieser Nummer. Jederzeit, Tag und Nacht.«
    Als ich am Tor ankam, stand sie noch immer in der Tür, die Hände in die Schürze gewickelt.
    Ich wünschte, ich wäre am Abend zuvor strenger mit Art junior ins Gericht gegangen. Er hatte Angst. Was immer Nancy gewußt hatte - er wußte es auch. Mein Besuch konnte das Faß zum Überlaufen gebracht haben - er war geflohen, um Nancys Schicksal zu entgehen. Oder dasselbe Schicksal hatte auch ihn eingeholt. Ich sollte McGonnigal verständigen und ihm erzählen, was ich wußte oder besser gesagt, vermutete. Aber. Jedoch. Ich hatte nichts Konkretes in der Hand. Vielleicht sollte ich dem Jungen vierundzwanzig Stunden Zeit geben, um sich bei mir zu melden. Wenn er bereits tot war, würde es nichts nützen. Aber wenn er noch lebte, sollte ich McGonnigal Bescheid sagen, damit er auch in Zukunft lebendig blieb. Ich überlegte hin und her. Schließlich vertagte ich die Entscheidung und fuhr zurück nach South Chicago, um Nancys Papiere bei SCRAP abzuliefern; und anschließend besuchte ich Louisa.
    Sie freute sich, mich zu sehen, schaltete die Glotze ab und ergriff mit ihren zerbrechlichen Fingern meine Hand. Als ich die Unterhaltung auf Pankowski und Ferraro und ihren verlorenen Prozeß brachte, schien sie wirklich überrascht.
    »Ich wußte nicht, daß die beiden krank waren. Bevor sie starben, habe ich sie hin und wieder gesehen. Haben nie ein Wort gesagt, daß sie krank waren. Hab' nicht gewußt, daß sie Xerxes verklagt haben. Die Firma hat 'ne Menge für mich getan - vielleicht haben sich die beiden irgendwelchen Ärger eingebrockt. Bei Joey war das gut möglich. Er hatte ständig mit irgend jemand Ärger. Meistens mit einem Mädchen, dem er den Kopf verdreht hatte. Aber der alte Steve, der hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Kann mir nicht vorstellen, warum er sich mit der Firma anlegen sollte.«
    Ich erzählte ihr, was ich über ihre Krankheit, ihren Tod und über Mrs.

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