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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Pankowskis bitteres Leben wußte. Das brachte sie zum Lachen. »Der hätte ich einiges über Joey erzählen können. Wie alle Frauen von der Nachtschicht. Das erste Jahr bei Xerxes wußte ich nicht mal, daß er verheiratet war. Als ich's herausfand, hab' ich ihm den Laufpaß gegeben, das kannst du mir glauben. Die Nebenfrau zu spielen, war nichts für mich. Aber andere waren nicht so wählerisch, und er brachte sie zum Lachen. Schreckliche Vorstellung, daß er dasselbe durchmachen mußte wie ich jetzt.«
    Wir unterhielten uns, bis sie in ihren keuchenden Schlaf sank. Sie wußte eindeutig nichts von Carolines Sorgen. Das mußte man der Göre lassen - sie beschützte ihre Mutter.

22
    Des Doktors Ausweg
    Zu Hause erwartete mich der höchst aufgeregte Mr. Contreras. Der Hund, der seine Besorgnis witterte, lag zu seinen Füßen und gähnte nervös. Bei meinem Anblick drückte jeder die Freude auf seine Weise aus: Peppy umkreiste mich und sprang an mir hoch, und der alte Mann schimpfte, weil ich ihm nicht hinterlassen hatte, wohin ich ging.
    Ich legte ihm den Arm um die Schulter. »Sie werden doch nicht anfangen, mir auf die Finger zu schauen. Sie sollten sich zwanzigmal am Tag laut vorsagen: Sie ist erwachsen und wenn sie will, soll sie eben auf die Schnauze fallen.«
    »Das ist nicht zum Spaßen, Schätzchen. Sie wissen - ich sollte es nicht sagen, ich sollte es nicht einmal denken -, aber sie stehen mir näher als meine eigene Tochter. Jedesmal, wenn ich Ruthie sehe, frage ich mich, wie Clara und ich ein solches Kind zeugen konnten. Wenn ich Sie sehe, ist es, als wären Sie mein eigen Fleisch und Blut. Wirklich, Schätzchen. Sie müssen auf sich aufpassen, Mädchen. Wegen mir und wegen unserer Prinzessin hier.«
    Ich lächelte schief. »Ich glaub', ich schlag' ganz nach Ihnen - ich bin genauso dickköpfig und stur.«
    Das gab ihm eine Weile zu denken. »In Ordnung, Mädchen«, gab er widerwillig zu. »Sie erledigen die Dinge auf Ihre Weise. Ich mag's zwar nicht, aber ich versteh's.«
    Als ich das Haus betrat, hörte ich, wie er zu Peppy sagte: »Schlägt nach mir. Hast du das gehört, Prinzessin? Den Dickkopf hat sie von mir.«
    Trotz meiner prahlerischen Selbstsicherheit ihm gegenüber hatte ich den ganzen Tag nicht versäumt, mich umzusehen. Und bevor ich die Post studierte, überprüfte ich sorgfältig meine Wohnung. Aber niemand hatte sich an der stahlverstärkten Vordertür zu schaffen gemacht oder versucht, die verriegelte Küchentür aufzubrechen.
    Einen weiteren Abend mit Whiskey und Erdnußbutter würde ich nicht durchstehen. Ebensowenig wollte ich meinem Nachbar das Gefühl vermitteln, er hätte ein Recht darauf, mich zu umsorgen. Leise verschloß ich die Wohnung wieder und fuhr in einen Supermarkt am Broadway, um einzukaufen.
    Ich briet gerade Hühnchenkeulen mit Knoblauch und Oliven, als Max Loewenthal anrief. Mein erster Gedanke war, daß Lotty etwas zugestoßen sei.
    »Nein, nein, ihr geht's gut. Aber dieser Arzt, nach dem sie mich vor zwei Wochen gefragt haben, dieser Curtis Chigwell - er hat versucht, sich umzubringen. Haben Sie das gewußt?«
    »Nein.« Es roch nach verbranntem Olivenöl, und ich schaltete mit der Linken den Herd ab. »Was ist passiert? Woher wissen Sie das?«
    In den Sechs-Uhr-Nachrichten war es gemeldet worden. Um vier Uhr hatte ihn seine Schwester in der Garage gefunden.
    »Victoria, mir ist bei dieser Sache nicht wohl. Ganz und gar nicht wohl. Vor zwei Wochen haben Sie sich nach seiner Adresse erkundigt, und heute versucht er, sich umzubringen. Welche Rolle haben Sie dabei gespielt?«
    Ich wurde sofort stocksteif. »Danke, Max. Vielen Dank für das Kompliment. Ich höre es gern, wenn man mich für so einflußreich hält.«
    »Wischen Sie das bitte nicht einfach so vom Tisch. Sie haben mich da mit hineingezogen. Ich will wissen, ob ich zu der verzweifelten Lage dieses Mannes beigetragen habe.«
    Ich versuchte, meinen Ärger im Zaum zu halten. »Sie meinen, ob ich ihm seine häßliche Vergangenheit ins Gesicht geschleudert habe, bis er es nicht mehr aushielt und den Motor angelassen hat?«
    »So etwas Ähnliches, ja.« Max klang sehr ernst, sein Wiener Dialekt war deutlicher hörbar, als sonst. »Wissen Sie, Victoria, auf der Suche nach der Wahrheit konfrontieren Sie die Menschen oft mit Tatsachen über sich selbst, die sie lieber vergessen würden. Ich verzeih' Ihnen das bei Lotty. Sie ist stark, sie wird damit fertig. Und Sie schonen auch sich selbst nicht. Aber weil Sie selbst

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