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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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stark sind, übersehen Sie, daß andere Leute diese Wahrheiten nicht verkraften.«
    »Max, ich weiß nicht, warum Chigwell sich umbringen wollte. Nachdem ich keinen ärztlichen Untersuchungsbericht gesehen habe, weiß ich nicht mal, ob er es überhaupt wirklich wollte - vielleicht hatte er einen Herzinfarkt, als er den Motor anließ. Aber wenn wirklich meine Fragen der Grund waren, dann habe ich keinerlei Gewissensbisse. Er hat für die Humboldt-Werke irgend etwas verschleiert. Was oder warum, weiß ich nicht. Aber es hat nichts mit seinen persönlichen Stärken oder Schwächen zu tun, sondern mit dem Leben von vielen Leuten. Wenn - wenn ich vor zwei Wochen gewußt hätte, daß ihn meine Fragen zum Selbstmord treiben würden, dann hätte ich ihn trotzdem gefragt, das können Sie mir glauben.« Als ich den Satz beendet hatte, atmete ich schwer.
    »Ich glaube Ihnen, Victoria. Und ich möchte nicht länger mit Ihnen reden, wenn Sie in so einer Stimmung sind. Aber eine Bitte habe ich noch: Das nächste Mal, wenn Sie bei einem Ihrer Fälle Hilfe brauchen, rechnen Sie nicht mit mir.« Er legte auf, bevor ich antworten konnte.
    »Verdammt noch mal, du selbstgerechter Mistkerl«, schrie ich das Telefon an. »Glaubst du, du bist meine Mutter? Oder der Maßstab aller Gerechtigkeit?«
    Trotz meiner Wut fühlte ich mich unbehaglich. Schließlich hatte ich Murray Ryerson auf den Kerl angesetzt, mitten in der Nacht. Möglicherweise hatten sie nicht lockergelassen, und in Chigwells Phantasie war aus einem Kavaliersdelikt ein Mord geworden. Um mein Gewissen zu erleichtern, ließ ich mich beim Herald-Star mit Murray verbinden. Er war empört; zwar hatte er Reporter zu Chigwell geschickt mit dem Auftrag, ihn wegen Pankowski und Ferraro in die Zange zu nehmen, aber sie waren nicht ins Haus gelassen worden.
    »Das kannst du mir nicht in die Schuhe schieben. Du hast mit ihm gesprochen. Und es gibt etwas, was du mir verschwiegen hast, aber darüber werde ich mich in keinerlei Spekulationen ergehen. Ich habe meine Leute zu Xerxes geschickt, und wir werden es schneller herausfinden, wenn wir dich erst gar nicht um deine Meinung fragen. Morgen bringen wir eine nette, menschlich anrührende Geschichte über Mrs. Pankowski, und von dem Anwalt, der sie damals vertreten hat, Manheim, erwarte ich mir auch einiges.«
    Zähneknirschend teilte er mir schließlich Einzelheiten über Chigwells Selbstmordversuch mit. Nach dem Mittagessen war er verschwunden, allerdings hatte ihn seine Schwester nicht sofort vermißt, weil sie im Haus beschäftigt gewesen war. Um vier Uhr war sie in die Garage gegangen, um ihr Gartenwerkzeug für das Frühjahr herzurichten. Der Presse gegenüber hatte sie weder mich noch Xerxes erwähnt, sondern nur gesagt, daß ihr Bruder die letzten Tage bedrückt gewirkt hatte. Da er unter Depressionen litt, hatte sie sich nicht viel dabei gedacht.
    »Gibt es irgendeinen Zweifel, daß es Selbstmord war?«
    »Du willst wissen, ob ihm jemand in der Garage aufgelauert hat, ihn gefesselt und geknebelt, ins Auto verfrachtet und die Stricke wieder entfernt hat, als er bewußtlos war? Ich bitte dich, Warshawski.«
    Nach dem Telefongespräch war meine Stimmung noch düsterer als zuvor. Ich hatte den Riesenfehler begangen, Murray mehr Informationen zu geben, als ich von ihm erhalten hatte. Er wußte genausoviel über Pankowski und Ferraro wie ich, aber weil er über Leute verfügte, die für ihn recherchierten, war es gut möglich, daß er früher als ich herausfand, was hinter Chigwells und Humboldts Lügen steckte.
    Wie alle Menschen bin ich ehrgeizig - vielleicht ehrgeiziger als mancher andere -, aber es war nicht die Angst davor, hinter Murray als zweite durchs Ziel zu gehen, die mich nervös machte. Nein, ich dachte an Louisa. Louisa hatte ein Recht auf Privatleben; sie hatte es nicht verdient, daß die Presse in ihrer Vergangenheit herumstöberte. Und die Tatsache, daß ich an dem Tag, als Nancy starb, nicht zu Hause gewesen war, ließ mir immer noch keine Ruhe. Niedergeschlagen betrachtete ich das halbgare Huhn. Das einzige, wovon Murray nichts wußte, war der Brief an Mariners Rest, den ich in Nancys Wagen gefunden hatte. Und da Art junior auf der Vermißtenliste stand, wußte ich nicht, mit wem ich darüber sprechen konnte. Ich schenkte mir einen Whiskey ein (eines von zehn Warnsignalen: Greifen Sie zur Flasche, wenn Sie verärgert oder frustriert sind?) und ging ins Wohnzimmer.
    Mariners Rest war eine große Lebens- und

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