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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Krankenversicherung mit Hauptsitz in Boston und einer beachtlichen Niederlassung in Chicago. Unzählige Male hatte ich die Fernsehwerbespots gesehen: Ein zuversichtlich dreinblickender Matrose lag in einer Hängematte - Komm zu den Mariners, schlaf den Schlaf der Gerechten. Es würde ziemliches Fingerspitzengefühl erfordern, einem ihrer Mitarbeiter zu erklären, woher ich die Informationen hatte. Versicherungen bewachen ihre Statistiken, als wären sie der Heilige Gral. Selbst wenn sie anerkannten, daß ich mich rechtmäßig im Besitz des Dokuments befand, hieße das noch lange nicht, daß sie mir erklärten, worin seine Bedeutung bestand. Sie müßten sich in Boston erst mal grünes Licht holen, und das konnte einen Monat, wenn nicht länger, dauern.
    Caroline hätte ich fragen können - aber sie sprach ja nicht mehr mit mir. Der einzige Mensch, der mir noch einfiel, war Ron Kappelman. Die Versicherungsunterlagen machten zwar nicht den Eindruck, als ob sie irgend etwas mit der SCRAP-Recyclinganlage zu tun hätten, aber Nancy hatte Ron gemocht und eng mit ihm zusammengearbeitet. Dank eines gnädigen Zufalls stand seine Privatnummer im Telefonbuch, und wundersamerweise war er auch zu Hause. Er schien überaus interessiert an den Unterlagen und fragte mehrmals, wie sie in meine Hände geraten waren. Ich antwortete ausweichend, daß Nancy mir die Verantwortung für einige ihrer Privatangelegenheiten übertragen hatte, und schließlich stimmte er zu, am nächsten Morgen um neun, bevor er zur Arbeit ging, bei mir vorbeizukommen.
    Ich sah mir noch einmal das Chaos in meinem Wohnzimmer an. Selbst wenn ich die Stapel des Wall Street Journals weggeschafft hätte, würde meine bescheidene Wohnung nie an Kappelmans glänzendes Domizil heranreichen. Ich stellte die Pfanne mit dem Huhn in den Kühlschrank, mir war die Lust am Kochen und erst recht am Essen vergangen. Ich rief eine alte Freundin an, und wir sahen uns im Kino Die Hexen von Eastwick an. Der Film zerstreute die unangenehmen Gedanken an Chigwell und Max, so daß ich anschließend schlafen konnte.

23
    Endspurt
    Ich befand mich in Chigwells Garage. Max hielt mein Handgelenk so fest, daß es schmerzte. Er zwang mich, mit ihm bis zu dem schwarzen Sedan zu gehen, in dem der Arzt saß. »Sie werden ihn jetzt töten, Victoria«, sagte Max. Ich versuchte, ihm meine Hand zu entwinden, aber sein Griff war zu fest. Er zwang mich, den Arm auszustrecken und abzudrücken. Als ich schoß, löste sich Chigwells Gesicht auf und verwandelte sich in den rotäugigen Hund vom Dead Stick Pond. Ich rannte durch das Sumpfgras, versuchte zu fliehen, aber der wilde Hund jagte mich erbarmungslos. Um sechs wachte ich schweißgebadet und keuchend auf und kämpfte gegen den Drang an, in Tränen auszubrechen. Der Hund im Traum hatte ausgesehen wie Peppy.
    Trotz der frühen Stunde wollte ich nicht länger im Bett bleiben; in meinem Hirn hatte sich zuviel Schrott angesammelt. Ich zog Jeans und ein T-Shirt an, packte die Bettwäsche und meinen Trainingsanzug und ging hinunter in den Waschraum im Keller. Wenn ich noch irgendwelche geeigneten Klamotten fand, konnte ich den Hund nehmen und laufen. Laufen und anschließend eine kalte Dusche - danach hätte ich einen klaren Kopf für Ron Kappelman. Nach langer Suche fand ich eine verblichene Gymnastikhose aus meiner Collegezeit. Ich wog den Revolver in der Hand. Aber der Traum steckte mir noch in den Knochen, und ich brachte es nicht über mich, ihn mitzunehmen. Niemand würde in Gegenwart all der Jogger am See über mich herfallen. Erst recht nicht, wenn ich einen großen Hund dabei hatte. Hoffte ich zumindest.
    Mr. Contreras hatte Peppy bereits in den Hof gelassen, und sie erwartete mich auf der Hintertreppe. Wir machten uns auf den Weg. Es war ein weiterer nebliger Morgen, die Temperatur etwas über null Grad, der Himmel bleiern. Gleichgültig, wie das Wetter war, Peppy war immer ekstatisch. Ich ließ sie am Brackwasser zurück und lief zum See. Ein paar Angler, die das trübe Wetter nicht entmutigt hatte, standen auf den Felsen. Ich nickte einem Trio in Regenmänteln zu, das auf der Kaimauer saß und lief hinaus zur Hafeneinfahrt. Für einen Augenblick blieb ich am Ende des Kais stehen und beobachtete, wie das trübe Wasser gegen die Felsen brandete, aber in dem kalten Nebel begannen die schweißnassen Klamotten unangenehm am Körper zu kleben. Ich machte mich auf den Rückweg. Die Winterstürme hatten Felsgestein und Geröll über die Kaimauer

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