Blood Sun
Feuer und schüttete den Inhalt auf ein Stück Stoff. Sie ließ alles kurz abkühlen, bevor sie es zu einem Pulver zerdrückte.
Flint streckte die Hand aus, griff nach dem Stoff und streute das Pulver sorgsam auf Max’ Wunde. Aus einer seiner Seitentaschen zog er eine kleine Rolle Klebeband, das sich für alles Mögliche verwenden ließ, angefangen vom Abbinden eines zerfransten Seils bis zum Verpflastern einer verletzten Schulter. Er klebte den Stoff über die Wunde.
Max lächelte die Frau an. »Danke schön«, sagte er.
Sie lächelte zurück und machte sich daran, noch mehr Pflanzen zuzubereiten. Flint erhob sich und ging in Richtung Fluss. Max hatte den Eindruck, dass der Mann keine Lust hatte, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
»Wo ist Xavier?«, rief Max und lief ihm nach.
Flint drehte sich um. »Warum interessiert es dich, was aus ihm wird? Wenn ich gewusst hätte, wer er und sein Bruder sind, hätte ich ihn auf dem Grund des Flusses verrotten lassen. Dann hätten die Krokodile seinen stinkenden Kadaver haben können. Du solltest dich um andere Dinge kümmern, Max Gordon. Vergiss den Jungen! Er wird dich sowieso bei der erstbesten Gelegenheit im Stich lassen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Max. »Er ist mein Freund. Und er wollte sich ändern. Er wollte raus aus dem Drogenmilieu.«
»Was Menschen Übles tun, das überlebt sie, das Gute wird mit ihnen oft begraben. So sei es auch mit Cäsarn!«
»Sie können sich Ihren Shakespeare an den Hut stecken. Ich will nur wissen, wo Xavier ist«, sagte Max zornig. Er wollte Flint zeigen, dass er nicht total unterwürfig war.
Max lief hinter Flint her. Als sie an einer Hütte vorbeikamen, sah er den Bambuskäfig, der im Schatten eines großen Baumes aufgebaut war. Und in dem Käfig hockte Xavier. Der Knöchel seines Fußes war mit einem Seil an einen Eisenpfosten gefesselt, den man in den Boden gerammt hatte. Neben ihm standen etwas zu essen und ein Flaschenkürbis mit Wasser.
»Max! Alles klar bei dir? Trau diesen Leuten bloß nicht! Sieh dir an, was die mit mir gemacht haben. Der Kerl ist wahnsinnig, den sollte man einsperren.«
Flint trat an den Käfig heran. Er sagte etwas zu Xavier, was Max nur zum Teil verstand. Es klang wie eine vom Englischen abgewandelte Sprache.
»Was wollte er von dir?«, fragte Max, als Flint weitergegangen war.
»Das war Patois, die Sprache der Kreolen. Er hat gesagt, man soll einen Alligator nicht Langmaul nennen, bevor man den Fluss durchquert hat. Damit meint er, dass ich ihn nicht beleidigen soll, solange ich in seinem Käfig stecke. Na ja, ich bleib ja nicht ewig hier. Wenn meine Leute das rauskriegen, gibt’s eins auf die Fresse. Mal sehen, wie viele Zähne er dann noch in seinem großen Maul hat.«
»Hör auf, Xavier! Du machst es nur noch schlimmer.«
Xavier spuckte sich in die Hand und schob sie durch die Stäbe. »Wir sind doch Partner, oder?«
Max schlug ein. »Er hat uns das Leben gerettet. Vergiss das nicht. Wir sind ihm zu Dank verpflichtet.«
»Du kannst ja gerne dankbar sein. Aber ich will bloß hier raus.«
»Wenn du ab und zu mal nachdenken würdest, bevor du etwas sagst, hätte er dich vielleicht gar nicht eingesperrt.« Max wandte sich ab, um Flint hinterherzugehen. »Ich schau mal, ob ich was erreichen kann. Lauf nicht weg!«
»Ich wollte gerade einen Spaziergang machen und ein paar Blumen pflücken, aber okay, ich bleib hier. Du redest mit dem Typ, ich warte und dann rennen wir.« Als Max sich schon einige Meter von ihm entfernt hatte, rief er: »Hey, sieh zu, dass du eine Landkarte auftreibst! Die werden wir hier brauchen. Eine große. Klar? Das schaffst du schon. Frag einfach einen deiner Schutzengel.«
Cazamind hatte Riga ein paar Helfer geschickt. Nachdem der Sturm sich gelegt hatte, schwärmten drei Hubschrauber aus, die jeweils mit vier Mann besetzt waren. Zwei Tage lang war Riga dem Hauptstrom gefolgt und schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass Max auf einen der Nebenflüsse ausgewichen sein musste. Anfangs war Riga sich sicher gewesen, dass der Junge sich nicht für den Seitenarm entschieden hatte, in den ein siebzig Meter tiefer Wasserfall herabstürzte. Schon an der Abzweigung vom Hauptstrom konnte man den gewaltigen Strudel erkennen. Dann aber wurde ihm klar, dass der Sturm und die tiefen Wolken die gefährliche Stelle verdeckt haben mussten.
Riga hatte vier Männer am Grund der Schlucht postiert, wo das Wasser erst durch massive Felsblöcke rauschte und dann ein paar Meter
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