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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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gerichtet, die kalt und abweisend wirkten. Er sah den MI5-Mann im Fahrstuhl stehen und zur Kameralinse hinaufblicken. Sayids Hände fingen an zu zittern. Es kam ihm so vor, als würde der Mann genau wissen, dass er beobachtet wurde. Doch dann senkte der Agent den Kopf. Offenbar war die Kamera hinter einer Vertäfelung montiert und nicht zu sehen.
    Für einen Spion kam der Mann Sayid noch sehr jung vor. Er war höchstens Mitte zwanzig. Mit dem Hemd über der Jeans, der schwarzen Jacke und den Leinenschuhen war er recht lässig gekleidet. Die Haare trug er stoppelkurz, wie es modern war. Es war einfach ein gewöhnlich aussehender Mann, der einem auf der Straße nicht weiter auffallen würde.
    Genau wie ein Spion sein soll, überlegte Sayid.
    Die Fahrstuhltüren glitten auf.
    Der schwach beleuchtete Korridor, den Keegan betreten hatte, war hypermodern. An den Wänden hingen in identischen Abständen kleine Bildschirme. Offensichtlich waren dies Fingerabdruckgeräte. Um Zugang zu den Räumen zu erhalten, die von diesem Gang abgingen, mussten die Fingerabdrücke mit den gespeicherten Daten übereinstimmen.
    Keegan streckte die Arme zur Seite. Der Gang war so breit, dass er nicht beide Wände gleichzeitig berühren konnte. Breit genug wofür? Eine Trage? Ein fahrbares Krankenbett? War das vielleicht eine Privatklinik? Es roch danach.
    Es musste hier um etwas wirklich Wichtiges gehen, da nur ein paar Privilegierte Zugang zu den Räumen hatten, denn dafür brauchte man den korrekten Fingerabdruck. Wie konnte man das umgehen?
    Sayid verfolgte mit, wie Keegan zum Fahrstuhl zurückging. Er blieb kurz im Rahmen der Lifttür stehen und besah sich die einzelnen Teile. Dann zog er etwas aus der Tasche.
    Sayid klickte auf eine andere Kamera, die hoch oben in einer Ecke des Korridors angebracht war und den Fahrstuhlbereich mit erfasste. Mit der Maus steuerte er die Position der Linse. Er zoomte näher heran.
    Jetzt erkannte er, dass der Mann einen Bogen Klarsichtfolie in der Hand hatte. Er entfernte die Rückseite, drückte die Folie gegen den Rahmen und löste sie behutsam ab, bevor er in den Gang zurückging.
    Wieder wechselte Sayid die Kamera. Er konnte nun von schräg oben beobachten, wie der Mann die Folie auf einen kleinen Bildschirm legte. Er hatte den Fingerabdruck geklaut. Clever! Damit konnte er die Tür öffnen. Dieser Mann war gut! Kein Wunder, dass er für den MI5 arbeitete.
    Die Tür glitt zur Seite und gab den Blick auf einen großen gekachelten Raum frei. An einer Seite standen stählerne Kleiderständer in Sonderausführung, die hoch genug waren, um Bio-Schutzanzüge daran aufhängen zu können. Sayid zählte vier Stück. Sie sahen genauso aus wie die Anzüge, die die Männer im U-Bahn-Schacht getragen hatten.
    Aber der Agent schenkte ihnen keine Beachtung, sondern konzentrierte sich sofort auf den Glaskäfig in der Mitte des Raums. Darin stand ein Stahltisch. Sayid wusste, dass solche Tische bei der Obduktion von Leichen verwendet wurden. Der Glaskasten war komplett abgedichtet. Aus einer anderen Perspektive hätte Sayid erkennen können, dass sich an der Rückseite des Kastens eine Luftschleuse befand, durch die Ärzte in Bio-Schutzanzügen mit eigener Sauerstoffversorgung sicher hinein- und hinausgelangen konnten.
    Der Mann vom MI5 drückte ein paar Knöpfe auf einer Tastatur. Eine Reihe von Bildschirmen flackerte auf. Sie waren in die Wand eingebaut und erinnerten Max an die Untersuchungszimmer von Krankenhäusern, wo sie zum Betrachten der Schnittbilder von Computertomografen genutzt wurden. Die Bilder konnte Sayid sich nicht anschauen, doch sie mussten furchtbar sein. Der Mann schlug vor Entsetzen eine Hand vors Gesicht und trat taumelnd ein paar Schritte zurück. Dabei stieß er gegen einen Schutzanzug. Panisch fuhr er herum, beugte sich vornüber und erbrach sich auf den gefliesten Boden.
    Sayid bemerkte eine Bewegung auf seinem Monitor. Es war noch jemand in dem Gebäude. Rasch wechselte er zu einer anderen Kamera. Zwei Männer betraten gerade den Lift im Untergeschoss. Wieder ein anderer Kamerawinkel. Sie drückten den Knopf für den ersten Stock. Sie hatten also mitbekommen, dass jemand ins Gebäude eingedrungen war.
    Sayid schaltete wieder zu der Kamera im Untersuchungsraum zurück: Der Agent lehnte an der Wand und wischte sich mit dem Ärmel das kreidebleiche Gesicht ab. Was er gesehen hatte, hatte ihn stark mitgenommen. Warum rannte er nicht raus? Wenn die Aufnahmen so schrecklich waren, musste er doch

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