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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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ermahnte ihn der Pirat.
    »Ich möchte aufstehen«, sagte Max. Er fühlte sich kraftlos.
    »Wie arm sind die, die nicht Geduld besitzen! Wie heilten Wunden, als nur nach und nach?«
    Max sah ihn verdutzt an.
    »Du bist doch in die Schule gegangen, oder?«, fragte der Mann.
    »Ja klar.«
    »Aha! Ein ignorantes Kind.«
    »Nein.«
    »Aber ein bekanntes Zitat von Shakespeare erkennst du nicht.«
    Shakespeare? Max war verwirrt. »Nicht auswendig, nein.«
    »Aha«, sagte der Mann wieder und rückte den federgeschmückten Hut auf seinem Kopf gerade. »Wenn du dich kräftig genug fühlst, komm ins Freie. Wir müssen den Verband wechseln.«
    »Wo ist Xavier? Geht’s ihm gut?«, fragte Max.
    »Die dreckige Kanalratte? Du bist ein Freund von diesem Abschaum?«
    Max dachte darüber nach. Die letzten Tage hatten Xavier und ihn zusammengeschweißt. Er nickte. »Ja, ich bin sein Freund.«
    »Er ist draußen. Ihr Kinder aus dem Westen! Kommt mit dem Rucksack hierher, um in euren Ferien ein Abenteuer zu erleben. Und dann fangt ihr an, mit Drogen herumzuspielen. Und ehe ihr euchs verseht, steckt ihr in großen Schwierigkeiten. Eins sag ich dir, Junge, diese Drogenkuriere schneiden dir die Kehle durch, wenn du ihnen in die Quere kommst. Und wenn die Bullen dich schnappen, wanderst du für lange Zeit ins Gefängnis.«
    Der Mann beugte sich nach vorn und reichte ihm einen mit Wasser gefüllten Kürbis. »Trink langsam, damit du keine Magenkrämpfe bekommst.« Dann stand er auf und ging zur Tür.
    »Ich weiß gar nicht, wie Sie heißen«, rief Max ihm nach.
    Der Mann blieb in der Tür stehen und drehte sich zögernd um, als schien er zu überlegen, ob er Max überhaupt antworten sollte. »Deine Sachen sind gewaschen und getrocknet, dort auf dem Ständer. Wir sprechen später, wenn du was gegessen hast.« Er griff zum Regalbrett und nahm die Fotos herunter, die er in Max’ Hemdtasche gefunden hatte.
    »Die Plastikhülle hat sie gerettet, aber nass waren sie trotzdem. Ich hab sie getrocknet. Sind ein bisschen zerknittert, aber wenigstens nicht kaputt.« Er reichte sie Max. »Ich heiße Orsino Flint. Ich bin ein Pflanzendieb, doch mit dem dreckigen Drogengeschäft habe ich nichts zu tun. Deine Mutter war meine Gegnerin, aber sie hätte sich für dich geschämt, Max Gordon.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Max den Schock, dass Flint seine Mutter kannte, verdaut hatte. Im ersten Moment wollte er dem Mann nachrennen, ihn am Arm packen und verlangen, dass er ihm erzählte, woher er sie kannte und was er über sie wusste. Doch da der Mann seine Mutter als Gegnerin bezeichnet hatte, musste Max sehr vorsichtig vorgehen.
    Er verließ die Hütte und trat auf eine Lichtung. Sie war von fünf weiteren Hütten umgeben, die auf niedrigen Stelzen standen und von Palmen beschattet wurden. Kinder lachten und spielten auf dem zentralen Platz in der Mitte. Hinter der Lichtung führten in den Hang gehauene Stufen zu einem Fluss hinab, einem schmalen Seitenarm, der längst nicht so reißend war wie an der Stelle, wo Max gerettet worden war. Ein paar Kanus waren am Ufer vertäut, daneben lag ein kleines Holzboot mit Außenbordmotor. Über das größere Boot mit dem flachen Kiel und dem großen Ventilator war ein Tarnnetz gebreitet, das es sogar noch besser verdeckte als die Bäume. Offensichtlich wollte Orsino Flint nicht, dass die Behörden das fanden, was sein ganzer Stolz und seine Freude war.
    Vier Männer saßen im Schatten eines Baumes und flickten Fischernetze. Einige Frauen in weißen, mit Hibiskusblüten bestickten Baumwollkitteln trugen Wäsche den Hang herauf. Andere stampften in einem Mörser Getreide. Ein Junge kümmerte sich um das Feuer. Er streifte die Blätter von den Ästen, bevor er sie in die zischenden Flammen warf. Max roch Kiefernhar z – das Benzin der Natur. Er staunte über die Massen von Blumen und Pflanzen, die überall wuchsen, die unzähligen Farben bis in die Wipfel hinauf. Es war ein kleines Stück vom Paradies, in dem rote und grüne Papageien einander mit schrillen Schreien durch die Bäume jagten. Vögel mit weiß umringten Augen stießen seltsam knarzende Geräusche aus. Ein Grüner Leguan, der an die dreißig Zentimeter maß, krabbelte aus einem Erdloch. Die kleine Kinderschar schrie vor Vergnügen, während sie dem Tier nachlief, das sich flink unter einem dicken Baumstamm verkroch.
    Max betrachtete die Frauen mit der schokoladenbraunen Haut und den breiten Nasen. Sie gehörten sicher zum Volk der Maya. Zu den

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