Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead

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Erinnerung, und ich fragte mich, wie hoch die Chancen wohl waren, einem weiteren einäugigen Mann zu begegnen. Dieser Bursche schob das Rudel Hunde beiseite – anscheinend waren es Chihuahua-Mischlinge – , und es gelang ihm kaum, nach draußen zu kommen, ohne dass sie ihm folgten, bevor er die Tür schloss.
    »Ja?«, fragte er.
    »Wir, ähm, sind wegen des Kurses hier. In Selbstverteidigung.« Ich verspürte die Notwendigkeit, mein Ansinnen genauer zu erklären, falls er auch Kurse über Hundezucht oder christliche Seefahrt gab. »Ich bin Sydney, und das ist Adrian. Ich habe heute Morgen angerufen.«
    »Ah, ja, genau, genau.« Er kratzte sich den Bart. »Ihr habt das Geld? Nur Bares.«
    Ich förderte einhundertfünfzig Dollar zutage und überreichte sie ihm. Aus Gewohnheit hätte ich beinahe nach einer Quittung gefragt, besann mich dann jedoch eines Besseren. Er stopfte sich das Geld in die Tasche seiner Shorts.
    »Okay«, sagte er. »Ihr seid drin. Geht vor und wartet in der Garage, bis die anderen auftauchen. Der Seiteneingang ist offen.« Er deutete auf eine große Halle – doppelt so groß wie das Haus und nicht weit davon entfernt. Ohne abzuwarten, ob wir seinen Anweisungen folgen würden, schlüpfte er zu den bellenden Hunden zurück ins Haus.
    Das Innere der Garage war, wie ich zu meiner Erleichterung bemerkte, das Erste hier, das einen gewissen Hauch von Professionalität vermittelte. Auf dem Boden lagen saubere Matten, und an einigen Wänden waren Spiegel angebracht. Auf einem Karren standen ein Fernseher und ein VHS -Gerät, dazu einige staubbedeckte Videos über Selbstverteidigung. Etwas beunruhigender war ein Teil des Wanddekors, wie zum Beispiel Nunchakus.
    »Nicht anfassen!«, warnte ich, als Adrian sich ihnen zuwandte. »Das ist ein Mann, mit dessen Sachen man lieber nicht herumpfuschen sollte.«
    Adrian ließ die Hände davon. »Meinst du, wir lernen den Gebrauch dieser Dinger?«
    »Waffeneinsatz stand nicht in der Kursbeschreibung. Es geht um grundlegende Selbstverteidigung und den Kampf Mann gegen Mann.«
    »Warum dann die Mühe?« Adrian schlenderte zu einer Glasvitrine hinüber, in der mehrere Arten von Schlagringen aus Messing ausgestellt waren. »Das ist der Kram, den Castile den ganzen Tag macht. Er hätte es uns auch zeigen können.«
    »Ich wollte aber jemanden, der etwas zugänglicher ist.«
    »So wie Käp’tn McTropicalShorts da hinten? Wo um alles in der Welt hast du ihn überhaupt aufgetrieben?«
    »Ich hab einfach eine Internetrecherche gemacht.« Weil ich das Bedürfnis verspürte, meine Recherchen zu rechtfertigen, fügte ich hinzu: »Er hat die besten Empfehlungen.«
    »Von wem? Long John Silver?« Gegen meinen Willen musste ich lachen.
    Während der nächsten halben Stunde tröpfelte der Rest unseres Kurses herein. Eine Teilnehmerin war eine Frau, die ich auf ungefähr siebzig schätzte. Eine andere war eine Mutter, die gerade ihr viertes Kind bekommen und beschlossen hatte, sie müsse nun auch lernen, »sie zu beschützen«. Die beiden letzten Frauen im Kurs waren Mitte zwanzig und trugen T-Shirts mit aggressiven Girl-Power-Parolen. Adrian und ich waren die Jüngsten in der Gruppe. Er war der einzige Mann außer unserem Lehrer, der darum bat, ihn einfach Wolfe zu nennen.
    Langsam breitete sich ein ungutes Gefühl in mir aus, vor allem nach Beginn des Kurses. Wir sechs saßen auf dem Boden, während Wolfe an einem der Spiegel lehnte und auf uns hinabschaute. »Wenn ihr hier seid«, begann er, »wollt ihr wahrscheinlich lernen, diese Dinger sofort zu benutzen.« Er zeigte auf die Nunchakus.
    Ich erblickte Adrians Gesicht im Spiegel. Sein Gesichtsausdruck besagte: Ja, genau das will ich lernen.
    »Na ja, Pech gehabt«, sagte Wolfe. »Ihr werdet sie niemals benutzen. Jedenfalls nicht in diesem Kurs. Oh, sie haben ihren Nutzen, glaubt mir. Haben mir mehr als einmal den Kopf gerettet, als ich vor einigen Jahren in Alaska mit Pfeil und Bogen auf der Jagd war. Aber wenn ihr aufpasst, was ich euch sage, werdet ihr diese Dinger niemals auch nur in die Hand nehmen müssen, da wir uns hier in Palm Springs nicht mit tollwütigen Elchen herumschlagen müssen.«
    Die frisch gebackene Mom hob die Hand. »Du bist mit Nunchakus auf Elche los?«
    Wolfe bekam einen gehetzten Ausdruck. »Ich habe alles Mögliche gegen diesen Bastard eingesetzt. Aber das würde jetzt zu weit wegführen. Es geht um Folgendes: Mit ein wenig gesundem Menschenverstand braucht ihr keine Waffen. Oder Fäuste. Du da.«
    Zu