Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Menschen benutzt werden, schon darum nicht, weil alles darauf hindeutet, dass sich die Untersuchung auf die ehemaligen Strigoi konzentrieren muss – nicht auf uns. Außerdem steckt nach allem, was wir wissen, eine Verschwörung seitens der Moroi hinter der Sache, mit dem Ziel, mehr von unserem Blut zu bekommen – aus persönlichen Gründen.«
Den letzten Teil glaubte ich keineswegs und suchte nach einer taktvollen Weise, das auch zu sagen. »Sonya glaubt offenbar aufrichtig, dadurch eine Hilfe gegen Strigoi zu erhalten. Sie begreift anscheinend nur nicht, wie wir dazu stehen.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Stanton geringschätzig. »Keiner von ihnen begreift es.«
Sie und ich, wie konzentrierten uns beide wieder auf die Vampirjäger. Die Alchemisten stellten einige Nachforschungen über Sichtungen in dieser Gegend an. Sie wollte nicht, dass ich selbst aktiv nachforschte, aber ich sollte mich sofort bei ihr melden, falls ich auf weitere Informationen stieß. Sie vermutete, dass die Krieger des Lichts in der Nähe operierten, und sobald sie herausgefunden hatte, wo, würden die Alchemisten sich um sie kümmern . Ich wusste zwar nicht so genau, was das zu bedeuten hatte, aber bei ihrem Tonfall überlief mich ein Schauder. Wie sie zuvor schon bemerkt hatte, waren wir keine besonders aggressive Gruppe … obwohl wir uns hervorragend darauf verstanden, Probleme loszuwerden.
»Oh«, sagte ich, gerade als wir das Gespräch beendeten. »Haben Sie je etwas über Marcus Finch herausgefunden?« Ich hatte versucht, Clarences mysteriösen Menschen aufzuspüren, der gegen die Jäger geholfen hatte. Doch ich hatte nichts gefunden. Darum hatte ich gehofft, Stanton hätte vielleicht bessere Verbindungen.
»Nein. Aber wir werden weitersuchen.« Eine kleine Pause. »Ms Sage … ich kann gar nicht genug betonen, wie zufrieden wir mit Ihrer Arbeit sind. Sie sind auf mehr Komplikationen gestoßen, als einer von uns erwartet hätte, handhaben jedoch alles effizient und angemessen. Selbst Ihr Verhalten den Moroi gegenüber ist herausragend. Eine schwächere Person hätte Sonya Karps Bitte vielleicht nachgegeben. Sie haben sich jedoch geweigert und sich mit mir in Verbindung gesetzt. Ich bin so stolz, dass ich das Risiko auf mich genommen habe, Sie für diesen Job einzusetzen.«
Mir schnürte sich die Brust zusammen. So stolz. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mir das letzte Mal jemand gesagt hatte, er sei stolz auf mich. Na gut, meine Mutter sagte es häufig, aber sonst keiner, der mit meiner Arbeit bei den Alchemisten zu tun hatte. Den größten Teil meines Lebens hatte ich gehofft, mein Vater würde einmal erwähnen, er sei stolz auf mich. Schließlich hatte ich es aufgegeben. Donna Stanton war zwar kaum eine Elterngestalt, aber ihre Worte machten mich auf eine Weise glücklich, wie ich es nicht erwartet hatte.
»Vielen Dank, Ma’am«, erwiderte ich, als ich endlich wieder sprechen konnte.
»Machen Sie weiter so!«, sagte sie. »Wenn ich kann, werde ich Sie von dort wegholen und in eine Position bringen, die nicht so viel Kontakt mit ihnen erfordert.«
Und da – einfach so – stürzte meine Welt ein. Plötzlich fühlte ich mich schuldig. Sie hatte mir wirklich eine Chance gegeben, und jetzt hinterging ich sie. Ich war zwar nicht wie Liam, der bereit gewesen war, seine Seele zu verkaufen, um ein Strigoi zu werden, aber ich blieb auch nicht auf Distanz zu meinen Schützlingen. Fahrstunden. Thanksgiving. Was würde Stanton sagen, wenn sie das wüsste? Ich war eine Betrügerin und erntete einen Ruhm, den ich nicht verdiente. Wenn ich wirklich eine hingebungsvolle Alchemistin gewesen wäre, hätte ich mein Leben hier geändert. Ich würde alle sachfremden Aktivitäten mit Jill und den anderen einstellen. Ich würde nicht einmal die Amberwood besuchen – ich würde das Angebot eines Quartiers außerhalb der Schule annehmen. Ich würde die Bande nur sehen wollen, wenn es absolut erforderlich war.
Wenn ich das tun könnte, dann wäre ich eine wahrhaft gute Alchemistin.
Und ich wäre, so begriff ich, außerdem schrecklich und furchtbar einsam.
»Vielen Dank, Ma’am«, wiederholte ich.
Es war die einzige Antwort, die ich geben konnte.
Kapitel 18
B eim Frühstück am nächsten Morgen warf mir Jill keine verzückten Blicke zu, was irgendwie eine Erleichterung war. Micah war wieder aufgetaucht, und obwohl sie nicht mehr so heftig miteinander flirteten wie in der Vergangenheit, plauderten die beiden angeregt über ein
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