Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Besorgnis, dass ich es ihm unmöglich abschlagen konnte … vor allem, da ich tatsächlich irgendwie Angst hatte. »Du musst mir versprechen, niemandem zu erzählen, was wir tun. Oder über das zu reden, was du siehst.«
»Verdammt! Was ist los, Sage?«, fragte er. »Reden wir hier über Tieropfer oder so was?«
»Adrian«, sagte ich leise.
Er wurde wieder ernst. »Ich verspreche es. Kein Wort, es sei denn, du änderst deine Meinung.«
Ich brauchte ihn nicht zu mustern, um zu wissen, dass ich ihm vertrauen konnte. »Also schön. Aber bevor wir aufbrechen, benötige ich deine Haarbürste … «
Ms Terwilliger wohnte in Vista Azul, dem gleichen Vorort, in dem sich auch die Amberwood Prep befand. Zu meiner Überraschung sah das Haus tatsächlich ziemlich gewöhnlich aus. Es war klein, passte sich ansonsten aber gut seiner älteren Nachbarschaft an. Die Sonne war bei unserem Eintreffen längst untergegangen, und ich war mir über die nahende Sperrstunde der Schule durchaus im Klaren. Als sie uns in ihr Haus ließ, stellte ich fest, dass die Inneneinrichtung etwas besser zu dem passte, was ich erwartet hatte. Gewiss, es gab einen Fernseher und auch modernes Mobiliar, aber die Einrichtung umfasste darüber hinaus eine Menge Kerzen und Statuen von verschiedenen Göttern und Göttinnen. In der Luft hing der Geruch von Nag Champa. Ich zählte mindestens drei Katzen in den ersten fünf Minuten und hatte keinen Zweifel, dass noch mehr vorhanden waren.
»Ms Melbourne, seien Sie willkommen.« Ms Terwilliger musterte Adrian voller Interesse. »Und auch Ihr Freund.«
»Mein Bruder«, sagte ich. »Adrian.«
Ms Terwilliger – die vollauf über die Moroi-Welt Bescheid wusste – lächelte. »Ja. Natürlich. Sie besuchen das Carlton-College, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte Adrian. »Sie sind diejenige, die dabei geholfen hat, mich dort hineinzubekommen, stimmt’s? Vielen Dank dafür.«
»Na ja«, erwiderte Ms Terwilliger mit einem Achselzucken. »Ich freue mich immer, ausgezeichneten Schülern zu helfen – vor allem solchen, die mich so eifrig mit Kaffee versorgen. Also dann, was ist das für eine dringende Angelegenheit, die Sie spätabends zu mir führt?«
Mein Blick ruhte bereits auf einem großen Bücherregal in ihrem Wohnzimmer. Die einzelnen Regale quollen von alten, in Leder gebundenen Büchern über – genau wie die, mit denen sie mich immer arbeiten ließ. »Haben Sie … haben Sie einen Zauber, der jemanden aufspüren könnte?«, fragte ich. Jedes Wort war schmerzhaft. »Ich meine, ich weiß, dass es welche gibt. Ich bin bei meiner Arbeit einige Male darauf gestoßen. Aber ich habe mich gefragt, ob es vielleicht einen gibt, den Sie mir mehr empfehlen können als andere.«
Ms Terwilliger lachte leise, und ich wandte den Blick ab. »Na, na. Das ist bestimmt einen Besuch am späten Abend wert.« Wir befanden uns in ihrem Esszimmer, und sie zog einen kunstvollen Holzstuhl heran und setzte sich. Eine der Katzen strich ihr ums Bein. »Gewiss gibt es eine Menge Findezauber – obwohl keiner ganz auf Ihrem Niveau ist. Und mit Ihrem Niveau meine ich Ihre ständige Weigerung zu üben, damit Sie besser werden.«
Ich zog die Brauen zusammen. »Gibt es einen, den Sie wirken könnten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist Ihr Problem. Sie werden ihn wirken. Sie müssen ihn wirken.«
»Na ja, aber wenn es meine Fähigkeiten übersteigt!«, protestierte ich. »Bitte! Es geht um Leben und Tod.« Das war der eine Grund – und dann wollte ich mich nicht mit ihrer Magie besudeln. Schlimm genug, dass ich sie überhaupt ermutigte.
»Immer mit der Ruhe. Ich würde Sie nicht dazu veranlassen, es zu tun, wenn Sie nicht damit fertig werden könnten«, sagte sie. »Damit es jedoch glückt, ist von entscheidender Wichtigkeit, dass wir etwas haben, das uns mit der Person verbinden kann, die wir suchen. Es gibt Zauber, für die das nicht notwendig ist – aber die gehören definitiv in eine Liga, in der Sie nicht spielen.«
Ich nahm Adrians Bürste aus meiner Handtasche. »Etwas wie eine Haarsträhne?«
»Genau so etwas«, antwortete sie sichtlich beeindruckt.
Mir war Adrians Beschwerde eingefallen, dass Sonya einige seiner persönlichen Besitztümer benutzt hatte. Obwohl er die Bürste anscheinend regelmäßig reinigte (und wirklich, ich hatte nichts Geringeres von jemandem erwartet, der so viel Zeit auf sein Haar verwandte), waren immer noch einige rote Strähnen darin geblieben. Vorsichtig zupfte ich die längste aus den
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