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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Küche abzweigte, in einen Bereich, wo ich das Schlafzimmer erwartet hätte. Im einen Raum erhaschten wir tatsächlich im Vorübergehen einen Blick auf ein Bett, aber unser eigentliches Ziel war etwas ganz anderes: eine Werkstatt. Sie war ungefähr das, was man erhielte, wenn man den Schlupfwinkel eines Zauberers mit dem Labor eines verrückten Wissenschaftlers kreuzte. Ein Teil des Raums war sehr modern ausgestattet: Bechergläser, Spüle, Brenner etc. Alles andere stammte aus einem anderen Zeitalter: Phiolen mit Ölen und getrockneten Kräutern, zudem Schriftrollen und waschechte Kessel. Pflanzen und Kräuter säumten das Sims eines dunklen Fensters. Hier drin gab es zwei weitere Katzen, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass es nicht dieselben sein konnten, die ich im Wohnzimmer gesehen hatte.
    »Es sieht chaotisch aus«, sagte Ms Terwilliger. »Aber selbst für Sie ist es wohl ausreichend geordnet.«
    Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass sie recht hatte. Sämtliche Pflanzen und kleinen Phiolen waren etikettiert und alphabetisch geordnet. Die verschiedenen Werkzeuge waren gleichermaßen beschriftet und nach Größe und Material sortiert. In der Mitte des Raums stand ein großer, glatter Steintisch, auf den ich das Buch legte und dabei darauf achtete, die Seite, die ich brauchte, nicht zu verschlagen.
    »Was jetzt?«, fragte ich.
    »Jetzt bauen Sie den Zauber auf«, antwortete sie. »Je mehr Sie allein machen, desto stärker wird Ihre Verbindung zu ihm sein. Sie können mich auf jeden Fall rufen, wenn Sie Probleme mit den Zutaten oder den Anweisungen haben. Andernfalls gilt: Je mehr Sie sich auf diese Sache konzentrieren, desto besser.«
    »Wo bleiben Sie?«, fragte ich erschrocken. So sehr mir der Gedanke missfiel, mit ihr zusammen in einem unheimlichen, geheimnisvollen Labor zu arbeiten, noch weitaus mehr missfiel mir der Gedanke, allein hier drin zu sein.
    Sie zeigte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. »Oh, gleich dort. Ich werde auch für die Unterhaltung Ihres Bruders sorgen, weil Sie wirklich allein arbeiten müssen.«
    Meine Furcht nahm zu. Ursprünglich hatte ich gegen Adrians Bitte, hierher mitzukommen, protestiert, aber jetzt wollte ich ihn bei mir haben. »Dürfte ich zumindest etwas Kaffee bekommen?«
    Sie kicherte. »Normalerweise hätte ich nichts dagegen – vor allem, wenn Sie lediglich Routinearbeit erledigen und ein Amulett oder einen Trank herstellen. Weil Sie aber Geist einsetzen, wird die Magie wesentlich besser arbeiten, wenn Ihre Gedanken frei sind und Ihr mentaler Zustand durch keinerlei Substanzen beeinflusst wird.«
    »Mann, das kenne ich doch!«, murmelte Adrian.
    »Also schön«, sagte ich und beschloss, stark zu sein. »Ich muss anfangen. Sonya wartet.« Vorausgesetzt, sie lebte noch und konnte warten.
    Bevor Ms Terwilliger den Raum verließ, sagte sie mir, dass ich sie holen solle, wenn ich das letzte Stadium des Zaubers erreichte. Adrian blieb noch einen Moment länger. »Ist das wirklich alles okay für dich? Ganz bestimmt? Ich meine, soweit ich dich und die Alchemisten kenne … na ja, mir scheint, das ist alles andere als okay.«
    »Ist es auch«, stimmte ich zu. »Wie gesagt, es verstößt gegen alles, woran ich glaube – gegen alles, was sie mir beigebracht haben. Deswegen darfst du es auch niemandem erzählen. Hast du ihre Bemerkung gehört, dass ich nicht übe? Sie sitzt mir jetzt schon seit geraumer Zeit im Nacken, dass ich meine sogenannten magischen Fähigkeiten entwickeln solle, und ich weigere mich immer wieder – weil es falsch ist. Also lässt sie mich Zauberbücher für ihre Studie bei sich erforschen und hofft, dass ich durch Osmose lerne.«
    »Das ist doch bescheuert«, sagte er kopfschüttelnd. »Du musst das nicht tun. Du musst überhaupt nichts tun, was du nicht tun willst.«
    Ich lächelte schwach. »Na ja, ich will Sonya finden. Also muss ich es tun.«
    Er erwiderte mein Lächeln nicht. »In Ordnung. Aber ich bin dann da draußen, nicht weit weg – auf einer Teeparty mit ihren Katzen oder was sie sonst vorhat. Du brauchst mich? Du schreist. Du willst gehen? Wir verschwinden. Ich bringe dich von hier weg, was auch passiert.«
    Etwas krampfte sich mir in der Brust zusammen, und für einen Moment verengte sich die ganze Welt auf das Grün seiner Augen. »Danke.«
    Adrian ging – und ich war allein. Na ja, fast. Eine der Katzen war geblieben, eine elegante schwarze Katze mit gelben Augen. Sie lag auf einem hohen Regal und beobachtete mich so

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