Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Borsten und hielt sie hoch.
»Was muss ich tun?«, fragte ich – und versuchte, stark zu sein, aber meine Hände zitterten.
»Begeben wir uns auf die Suche!« Sie stand auf, ging ins Wohnzimmer und betrachtete die Regale. Adrian wandte sich zu mir um.
»Meint sie das ernst?« Er hielt inne und dachte noch einmal nach. »Meinst du das ernst? Zauber? Magie? Ich meine, versteh mich nicht falsch. Ich trinke Blut und kontrolliere den Geist anderer Leute. Aber von so etwas habe ich noch nie gehört.«
»Ich hatte bis vor einem Monat auch noch nicht davon gehört.« Ich seufzte. »Und leider meint siees ernst. Schlimmer noch, sie glaubt, ich hätte ein Talent dafür. Erinnerst du dich noch daran, wie einer der Strigoi in deiner Wohnung Feuer fing?«
»Vage, aber ja. Irgendwie habe ich das alles verdrängt und auch nie viel darüber nachgedacht.« Er runzelte die Stirn, aufgewühlt von der Erinnerung. »Ich war durch den Biss etwas weggetreten.«
»Nun, es war kein verrückter Unfall. Es war … Magie.« Ich deutete auf Ms Terwilliger. »Und ich war die Ursache dafür.«
Er bekam große Augen. »Bist du so was wie ein mutierter Mensch? Wie ein Feuerbenutzer? Und ich meine ›mutiert‹ in diesem Fall als Kompliment, musst du wissen. Ich würde nicht geringer von dir denken.«
»Es ist nicht wie Vampirmagie«, sagte ich. Vermutlich sollte ich mich darüber freuen, dass Adrian auch mit einem Mutanten noch befreundet sein wollte. »Es ist eher so was wie eine innere Verbindung mit den Elementen. Ms Terwilliger zufolge können einige Menschen dadurch Magie wirken, dass sie sie aus der Welt ziehen. Es klingt verrückt, aber … na ja, ich habe einen Strigoi in Brand gesetzt.«
Ich sah, wie Adrian das alles verarbeitete, und da kehrte Ms Terwilliger auch schon zu uns zurück. Sie legte ein Buch mit einem roten Ledereinband auf den Tisch und blätterte die Seiten durch, bevor sie fand, was sie suchte. Wir sahen alle auf das Blatt.
»Das ist kein Englisch«, bemerkte Adrian hilfreicherweise.
»Es ist bloß Griechisch«, sagte ich und überflog die Zutatenliste. »Man benötigt offenbar nicht besonders viele Zutaten.«
»Das liegt daran, dass ein großer Teil auf geistiger Konzentration beruht«, erklärte Ms Terwilliger. »Der Zauber ist komplizierter, als er scheint. Sie werden bestimmt einige Stunden benötigen.«
Ich warf einen Blick auf die kunstvolle Standuhr im Raum. »Ich habe aber keine Stunden zur Verfügung. Ich muss bald in die Schule zurück.«
»Das lässt sich leicht regeln«, meinte Ms Terwilliger. Sie griff nach ihrem Handy, das auf dem Tisch gelegen hatte, und wählte aus dem Gedächtnis eine Nummer. »Hallo, Desirée? Hier ist Jaclyn. Ja, gut. Danke. Ich habe gerade Sydney Melrose hier, die mir bei einem sehr wichtigen Projekt hilft.« Ich verdrehte beinahe die Augen. Wenn es sein musste, war sie sich über meinen Nachnamen also vollkommen im Klaren. »Ich fürchte, sie wird vielleicht die Wohnheimsperrstunde überschreiten, und ich habe mich gefragt, ob du sie freundlicherweise verlängern könntest. Ja … ja, ich weiß. Aber es ist sehr wichtig für meine Arbeit, und wir sind doch alle der Meinung, dass sie mit ihrer vorbildlichen Akte kaum der Typ ist, bei dem wir uns Sorgen machen müssen, dass sie solche Privilegien missbraucht. Sie ist gewiss eine der vertrauenswürdigsten Schülerinnen, die ich kenne.« Was Adrian ein kleines Feixen entlockte.
Dreißig Sekunden später war ich von der Sperrstunde befreit. »Wer ist Desirée?«, fragte ich, sobald Ms Terwilliger aufgelegt hatte.
»Ihre Hausmutter. Weathers.«
»Ist das wahr?« Ich dachte an die stämmige, mütterliche Mrs Weathers. Nie hätte ich gedacht, dass ihr Vorname Desirée lautete. Einen solchen Namen hätte ich mit einer erotischen und verführerischen Frau in Verbindung gebracht. Vielleicht führte sie ja ein skandalöses Leben außerhalb der Schule, von dem wir nichts wussten. »Also habe ich einen Freifahrschein für die ganze Nacht?«
»Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde«, meinte Ms Terwilliger. »Aber wir haben bestimmt ausreichend Zeit für diesen Zauber. Ich kann ihn nicht für Sie anfertigen, aber ich kann Ihnen mit den Zutaten und den Vorräten aushelfen.«
Ich tippte auf das Buch und vergaß meine Furcht, während ich die lange Liste überflog. Einzelheiten wie diese holten mich in meine Wohlfühlzone zurück. »Sie haben alles da?«
»Natürlich.«
Ms Terwilliger führte uns durch einen Flur, der von der
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