Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
vielleicht einige Fortschritte bei der Bemühung, uns der Hilfe der Alchemisten zu versichern.«
»Wirklich?« Donna Stanton hatte ziemlich deutlich dagegen Position bezogen, als wir uns unterhalten hatten. »Sie haben zugestimmt?«
»Nein, aber sie haben gesagt, sie würden sich wieder bei uns melden.«
Ich lachte. »Bei ihnen ist das tatsächlich schon eine ziemlich positive Antwort.« Für einen Moment verfiel ich ins Schweigen und fragte mich, ob das bedeutete, dass alle mein Blut vergessen würden. Dank der Krieger und der möglichen Hilfe seitens der Alchemisten war mein Blut gewiss nicht mehr wichtig. Schließlich hatten erste Untersuchungen nichts Besonderes ergeben. Niemand hatte einen Grund, sich den Kopf länger über mein Blut zu zerbrechen. Nur, die Sache war … ich zerbrach mir irgendwie schon den Kopf. Denn wie sehr mir auch davor graute, dass man an mir herumexperimentierte, diese Frage nagte immer weiter an mir: Warum waren die Strigoi nicht in der Lage gewesen, mein Blut zu trinken?
Sonyas Erwähnung der Auren erinnerte mich an eine andere, brennende Frage. »Sonya, was bedeutet Purpur in der Aura einer Person? Adrian sagt, er habe es bei mir gesehen, aber er will mir nicht verraten, was es zu bedeuten hat.«
»Typisch«, antwortete sie mit einem Kichern. »Purpur … nun, mal sehen. Meinen Beobachtungen zufolge ist es eine vielschichtige Farbe. Spirituell, aber leidenschaftlich, verknüpft mit jenen, die tief lieben und nach einer höheren Berufung trachten. Insofern ist es interessant, dass es eine solche Tiefe hat. Weiß und echtes Gold sind eher die Farben, die man mit den größten Kräften und mit Metaphysik in Verbindung bringt, genauso wie man Rot und Orange mit Liebe und niederen Instinkten assoziiert. Purpur vereinigt irgendwie das Beste all dieser Farben in sich. Ich wünschte, ich könnte mich klarer ausdrücken.«
»Nein, das finde ich schon sinnvoll«, sagte ich, während ich in die Auffahrt zum Flughafen einbog. »Irgendwie. Aber es klingt eigentlich nicht unbedingt nach mir.«
»Na gut, es ist auch kaum eine exakte Wissenschaft. Und Adrian hat vollkommen recht – Sie haben Purpur in Ihrer Aura. Die Sache ist … « Wir waren am Straßenrand stehen geblieben, und ich sah jetzt, dass sie mich eingehend musterte. »Es ist mir nie zuvor aufgefallen. Ich meine, ich bin mir sicher, dass es immer da gewesen ist, aber jedes Mal, wenn ich Sie angesehen habe, habe ich nur das Gelb der meisten Intellektuellen gesehen. Adrian ist nicht so versiert in der Deutung von Auren wie ich, daher überrascht es mich, dass ihm auffallen konnte, was ich übersehen habe.«
Da war sie nicht die Einzige. Spirituell, leidenschaftlich … war ich das denn wirklich? Glaubte Adrian, dass ich das war? Bei dem Gedanken daran wurde mir am ganzen Körper warm. Ich fühlte eine Hochstimmung … und Verwirrung.
Sonya machte den Eindruck, als wolle sie noch mehr zu dem Thema sagen, dann änderte sie ihre Meinung aber. Und räusperte sich. »Nun … also. Da wären wir. Noch mal danke, dass Sie mich hergebracht haben.«
»Keine Ursache«, erwiderte ich; in meinem Geist schwammen noch immer Visionen von Purpur. »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.«
Sie öffnete die Wagentür und hielt dann ein weiteres Mal inne. »Oh, ich habe etwas für Sie. Clarence hat mich gebeten, es Ihnen zu geben.«
»Clarence?«
Sonya stöberte in ihrer Handtasche und fand einen Umschlag. »Bitte schön. Er hat ziemlich stark darauf gedrängt, dass Sie es bekommen sollten – Sie wissen, wie er ist, wenn er sich über etwas aufregt.«
»Ich weiß. Danke.«
Sonya verschwand mit ihrem Gepäck, und die Neugier trieb mich dazu, den Umschlag zu öffnen, bevor ich wieder davonfuhr. Darin befand sich ein Foto, das Clarence zeigte und einen jungen Mann, ungefähr in meinem Alter. Er sah menschlich aus. Die beiden hatten die Arme umeinander gelegt und lächelten in die Kamera. Der unbekannte junge Mann hatte glattes, blondes Haar, das ihm bis knapp ans Kinn reichte, und atemberaubende, blaue Augen, die im völligen Kontrast zu der sonnengebräunten Haut standen. Er sah extrem gut aus, und obwohl seine Augen sein Lächeln spiegelten, dachte ich, dass da auch ein wenig Traurigkeit war.
Ich war so vertieft in sein gutes Aussehen, dass mir seine Tätowierung nicht sofort auffiel. Sie saß auf seiner linken Wange, ein abstraktes Muster aus unterschiedlich großen Halbmonden in verschiedenen Positionen; sie lagen so dicht zusammen, dass sich
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