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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Moroi ein, was ich ihr gegenüber nur selten tat. Es gefiel mir nicht, dass die Fähigkeiten, die ich so sehr ablehnte, angeblich auch für Menschen in Reichweite kamen. »Niemand sollte eine solche Macht über einen anderen haben.«
    Ihre Lippen zuckten. »Sie sind sehr hochmütig in Bezug auf etwas, womit Sie keine Erfahrung haben.«
    »Man braucht nicht immer Erfahrung. Ich habe niemals jemanden getötet, aber ich weiß, dass Mord unrecht ist.«
    »Tun Sie diese Zauber nicht einfach ab! Sie könnten eine nützliche Verteidigung ermöglichen«, entgegnete sie mit einem Achselzucken. »Vielleicht kommt es darauf an, wer den Zauber verwendet – ganz so wie bei einer Pistole oder einer anderen Waffe.«
    Ich verzog das Gesicht. »Ich mag auch keine Pistolen.«
    »Dann werden Sie vielleicht feststellen, dass magische Mittel eine bessere Option sind.« Sie vollführte eine kleine, anmutige Bewegung mit den Händen, und ein Tontopf auf dem Fenstersims zersprang plötzlich. Scharfe Splitter fielen zu Boden. Ich sprang auf und wich einige Schritte zurück. Hatte sie das schon die ganze Zeit über tun können? Es hatte mühelos gewirkt. Welchen Schaden konnte sie anrichten, wenn sie es wirklich darauf anlegte? Sie lächelte. »Sehen Sie? Sehr effizient.«
    Effizient und simpel, so leicht, wie es einem Vampir fiel, mit einem Gedanken Elementarmagie einzusetzen. Nach all den ganzen mühevollen Zaubern, die ich in diesen Büchern gesehen hatte, verblüffte mich eine so »einfache« Magie. Dadurch geriet das, was Ms Terwilliger befürwortet hatte, auf eine vollkommen neue – und gefährliche – Ebene. Ich verkrampfte völlig, während ich auf eine andere grässliche Handlung wartete. Aber dem heiteren Ausdruck auf ihrem Gesicht nach zu urteilen, hatte sie keine weitere Demonstration von Macht im Sinn – für den Augenblick zumindest. Ich setzte mich wieder und kam mir wegen meiner Reaktion etwas töricht vor.
    Dann holte ich tief Luft, wählte meine Worte mit Bedacht und schluckte meinen Ärger – und meine Furcht – hinunter. Es ginge nicht an, vor einer Lehrerin einen Wutausbruch zu haben. »Ma’am, warum tun Sie das immer wieder?«
    Ms Terwilliger legte den Kopf schräg wie ein Vogel. »Was tue ich, meine Liebe?«
    »Das.« Ich deutete auf das Buch vor mir. »Warum zwingen Sie mich, gegen meinen Willen an diesen Dingen zu arbeiten? Ich hasse es, und das wissen Sie. Ich will nichts damit zu tun haben! Warum soll ich es überhaupt lernen? Was haben Sie davon? Gibt es einen Hexenclub, der Ihnen eine Belohnung für einen neuen Rekruten zahlt?«
    Wieder dieses eigenartige Lächeln. »Wir bevorzugen den Ausdruck Zirkel, nicht Hexenclub. Obwohl das ganz hübsch klingt. Aber, um Ihre Frage zu beantworten, ich habe nichts davon – zumindest nicht so, wie Sie denken. Mein Zirkel kann immer starke Mitglieder brauchen, und Sie haben durchaus das Potenzial für Größe. Es geht jedoch um mehr als das. Ihr immer wieder vorgebrachtes Argument lautet, es sei falsch, wenn Menschen eine solche Macht besäßen, nicht wahr?«
    »Stimmt«, bestätigte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich hatte dieses Argument endlose Male vorgetragen.
    »Nun, das ist auch absolut richtig – was einige Menschen betrifft. Sie machen sich Sorgen, dass diese Macht missbraucht wird? Sie haben recht. Es passiert ständig. Und gerade deswegen brauchen wir gute, moralische Leute, die denjenigen etwas entgegensetzen können, die aus selbstsüchtigen und schändlichen Gründen Magie anwenden.«
    Die Glocke läutete und erlöste mich. Ich stand auf und sammelte meine Sachen zusammen. »Tut mir leid, Ms Terwilliger. Es schmeichelt mir zwar, dass Sie mich für eine so aufrechte Person halten, aber ich bin bereits in eine epische Schlacht zwischen Gut gegen Böse verstrickt. Ich brauche nicht noch eine.«
    Als ich die Tür hinter mir schloss, war ich zugleich aufgewühlt und wütend und hoffte, dass die nächsten beiden Monate dieses Semesters schnell vergingen. Wenn sich diese Alchemistenmission ins nächste Jahr fortsetzte, dann würde kreatives Schreiben oder ein anderes Wahlpflichtfach zu einer sehr brauchbaren Alterna tive für meinen Stund enplan werden. Es war eine Schande, weil ich Ms Terwilliger wirklich gemocht hatte, als ich sie kennenlernte. Sie war brillant und kannte sich in ihrem Fachbereich – Geschichte, nicht Magie – aus, und sie hatte mich darin ermutigt. Wenn sie die gleiche Begeisterung dafür gezeigt hätte, mich Geschichte zu lehren, wie

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