Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
freuen zu wissen, dass ich etwas Nützliches tue.«
Für einen Moment starrte sein Vater ihn einfach nur an. Dann schmolz seine Verwirrung zu diesem unbeholfenen Lachen. »Oh. Du machst Witze. Einen Moment lang war ich verwirrt.«
»Ich bin fertig«, erklärte Adrian.
Blitzschnell kippte er seinen Martini hinunter, stand auf und schritt zur Tür. Nathan aß ungerührt weiter, aber ich war ebenfalls aufgestanden. Erst als ich bei dem Versuch, Adrian einzuholen, auf halbem Weg durch den Pub war, gab Nathan sich die Mühe, doch noch etwas anderes zu sagen.
»Ms Sage?« Jeder Teil von mir wollte hinter Adrian herlaufen, aber ich hielt inne und drehte mich zu seinem Vater um. Nathan hatte seine Brieftasche gezückt und blätterte ein Bündel Geldscheine durch. »Hier. Erlauben Sie mir, die Kosten für Ihr Benzin und Ihre Zeit zu begleichen.«
Er hielt mir das Geld hin, und ich hätte beinahe gelacht. Adrian hatte sich aus allen möglichen Gründen gezwungen herzukommen, und Geld war ohne Zweifel einer von ihnen gewesen. Er hatte kein einziges Mal die Chance bekommen, darum zu bitten, doch mir bot sein Vater es an. Ich rührte mich nicht.
»Ich will nichts von Ihnen«, sagte ich. »Es sei denn, eine Entschuldigung bei Adrian.«
Nathan warf mir einen weiteren leeren Blick zu. Er wirkte aufrichtig verwirrt. »Wofür habe ich mich zu entschuldigen?«
Ich ging.
Adrian hatte entweder die Treppe genommen oder war sofort in den Aufzug gestiegen, denn draußen vor dem Pub war keine Spur von ihm zu sehen. Ich kehrte in die Lobby zurück und blickte mich ängstlich um. Ein Hotelpage kam vorbei, und ich winkte ihn heran.
»Entschuldigung. Wo ist der nächste Ort, an dem man rauchen kann?«
Er deutete mit dem Kopf auf den Vordereingang. »Die gegenüberliegende Seite der Auffahrt.«
Ich dankte ihm und rannte geradezu hinaus. Und tatsächlich, in dem Raucherbereich lehnte Adrian an einem kunstvollen Zaun im Schatten eines Orangenbaums und zündete sich eine Zigarette an. Ich eilte auf ihn zu.
»Adrian!«, rief ich. »Geht es dir gut?«
Er nahm einen langen Zug von seiner Zigarette. »Willst du das wirklich wissen, Sage?«
»Das war schlechtes Benehmen«, erklärte ich beharrlich. »Er hatte kein Recht, dir so etwas zu sagen.«
Adrian inhalierte erneut den Rauch seiner Zigarette, warf sie dann auf den Gehweg und trat sie mit der Schuhspitze aus. »Lass uns einfach nach Palm Springs zurückfahren.«
Ich sah zum Hotel hinüber. »Wir sollten etwas Wasser für dich besorgen oder so. Du hast diesen Wodka ziemlich schnell runtergekippt.«
Er lächelte beinahe. Beinahe. »Da muss schon noch einiges dazu kommen, bevor mir übel wird. Ich werde mich sicher nicht in deinem Auto übergeben. Versprochen. Ich will einfach nicht in der Nähe bleiben und riskieren, ihn noch mal wiederzusehen.«
Ich fügte mich, und nicht lange danach waren wir wieder unterwegs. Wir hatten weniger Zeit in San Diego verbracht, als die bloße Fahrt in Anspruch genommen hatte. Adrian blieb still, und diesmal versuchte ich nicht, ihn aus der Reserve zu locken oder mit bedeutungsloser Konversation abzulenken. Keine Worte, die ich finden konnte, würden jetzt helfen. Ich bezweifelte, dass überhaupt irgendjemandes Worte helfen würden. Ich machte Adrian keine Vorwürfe wegen seiner Stimmung. Ich würde mich genauso fühlen, wenn mich mein Vater auf diese Weise in der Öffentlichkeit bloßgestellt hätte. Trotzdem wünschte ich, ich hätte etwas tun können, um Adrians Schmerz zu lindern. Irgendeinen kleinen Trost, der ihm einen Augenblick Frieden schenkte.
Meine Chance kam bei einer kleinen Tankstelle draußen vor Escondido, auf der ein Schild mit der Aufschrift prangte: DER BESTE SLUSH VON SÜDKALIFORNIEN HIER BEI JIM ! Mir fiel sein Scherz wieder ein, zu einer Diät auf Slush-Basis zu wechseln. Also bog ich vom Highway ab, obwohl ich wusste, dass es töricht war. Was war ein Slush verglichen mit der Katastrophe, die wir gerade hinter uns hatten? Trotzdem, ich musste etwas tun – irgendetwas – , damit es Adrian besser ging. Er bemerkte es anscheinend nicht einmal, dass wir anhielten, bis ich aus dem Wagen stieg.
»Was ist los?«, fragte er, und es gelang ihm offenbar, sich aus seinen düsteren Gedanken zu befreien. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war herzzerreißend. »Der Tank ist noch halb voll.«
»Bin gleich wieder da«, sagte ich.
Fünf Minuten später kehrte ich zurück, in jeder Hand einen Becher, und es gelang mir trotzdem, an sein Fenster
Weitere Kostenlose Bücher