Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
starrte sie an und versuchte herauszufinden, ob sie scherzte. Ich hatte vom ersten Tag an gewusst, dass sie exzentrisch war, aber sie hatte trotzdem immer den Eindruck einer ernsthaften Gelehrten auf mich gemacht. »Sie können das nicht glauben. Solche Magie … ist nicht wirklich.« Ohne nachzudenken, fügte ich hinzu: »Selbst wenn es anders wäre, Ma’am, es wäre für Menschen nicht richtig, mit solchen Kräften herumzupfuschen.«
Ms Terwilliger schwieg einige Sekunden lang. »Glauben Sie das wirklich?«
Ich befingerte das Kreuz an meinem Hals. »So wurde ich erzogen.«
»Verstanden. Nun, Sie dürfen mit dem Amulett machen, was Sie wollen. Werfen Sie es weg, spenden Sie es, experimentieren Sie damit. Wie auch immer, diesen Bericht hier brauche ich für mein Buch. Danke, dass Sie Ihre Zeit geopfert haben – wie immer haben Sie mehr getan, als ich von Ihnen verlangt habe.«
Als ich ging, steckte ich das Amulett in meine Handtasche und wusste wirklich nicht so recht, was ich damit anstellen sollte. Es war nutzlos … und doch hatte es mich eine Menge Zeit gekostet. Ich war enttäuscht, dass es keine größere Bedeutung in ihren Nachforschungen haben würde. All diese Mühe war umsonst. Das letzte meiner Projekte jedoch zeigte am nächsten Tag Wirkung. Im Grundkurs Chemie kamen Greg Slade und einige seiner Freunde in die Klasse geeilt, gerade als es läutete. Unser Lehrer warf ihnen einen warnenden Blick zu, aber sie bemerkten es nicht einmal. Slade gab mit seiner Adlertätowierung an und entblößte sie, so dass alle sie sehen konnten. Die Tinte glänzte wieder silbern. Einer seiner Freunde neben ihm zeigte ebenfalls stolz eine andere Silbertätowierung: ein Paar stilisierter, überkreuzter Dolche. Das war nur geringfügig weniger geschmacklos als der Adler. Es war genau der Freund, der sich Anfang der Woche darum gesorgt hatte, keine Tätowierung bekommen zu können. Anscheinend war die Sache mit dem Lieferanten geregelt. Interessant. Ich hatte mit meinem Bericht für die Alchemisten zum Teil deshalb gewartet, weil ich sehen wollte, ob Nevermore ersetzen würde, was ich gestohlen hatte.
»Es ist Wahnsinn«, sagte Slades Freund. »Das Adrenalin!«
»Ich weiß.« Slade stieß seine Faust gegen die seines Freundes. »Gerade rechtzeitig für morgen.«
Trey beobachtete sie mit düsterer Miene. »Was ist denn morgen?«, flüsterte ich ihm zu.
Er beäugte die beiden noch einige Sekunden lang verächtlich, bevor er sich wieder zu mir umdrehte. »Lebst du hinterm Mond? Unser erstes Heimspiel.«
»Natürlich«, erwiderte ich. Meine Highschool-Erfahrung wäre ohne den unvermeidlichen Football-Hype nicht komplett gewesen.
»Da hab ich jetzt was von«, murrte er.
»Deine Verbände sind runter«, bemerkte ich.
»Ja, aber der Trainer zwingt mich immer noch dazu, es ruhig angehen zu lassen. Außerdem bin ich jetzt ein fünftes Rad am Wagen.« Er deutete mit dem Kopf auf Slade und seinen Freund. »Wie kommt es, dass sie deswegen keinen Ärger kriegen? Sie geben sich keine Mühe mehr, sie zu verbergen. An dieser Schule herrscht keine Disziplin. Wir leben praktisch in einer Anarchie.«
Ich lächelte. »Praktisch.«
»Weißt du, dein Bruder sollte in der Mannschaft sein. Ich habe ihn beim Sport gesehen. Er könnte ein Star sein, wenn er sich die Mühe machen würde, sich für einen Kurs zu bewerben.«
»Er lenkt nicht gern Aufmerksamkeit auf sich«, erklärte ich. »Aber das Spiel wird er sich wahrscheinlich ansehen.«
»Wirst du zu dem Spiel gehen?«
»Wahrscheinlich nicht.«
Trey zog eine Augenbraue hoch. »Ein heißes Date?«
»Nein! Aber ich … also, ich stehe einfach nicht auf Sportveranstaltungen. Und ich habe das Gefühl, ich sollte bei Jill bleiben.«
»Du wirst nicht mal hingehen, um mich anzufeuern?«
»Du brauchst doch wirklich nicht von mir angefeuert zu werden.«
Trey warf mir einen enttäuschten Blick zu. »Vielleicht ist es ja ganz gut so«, meinte er. »Da du ohnehin nicht sehen würdest, wie ich glänze.«
»Das ist schade«, stimmte ich ihm zu.
»Oh, lass den Sarkasmus.« Er seufzte. »Mein Dad wird sich furchtbar aufregen. Es gibt Erwartungen in der Familie.«
Nun ja, das konnte ich verstehen. »Ist er auch Footballspieler?«
»Nein, es geht weniger um den Football selbst als darum, sich körperlich hervorragend in Form zu halten. Zu glänzen. Bereit zu sein, von einem Moment auf den anderen bei Fuß zu stehen. Der Beste in der Mannschaft zu sein, das war immer eine Möglichkeit, ihn
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