Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
stolz zu machen – bis diese Tätowierungen aufkamen.«
»Du bist auch ohne die Hilfe einer Tätowierung gut. Er sollte trotzdem stolz auf dich sein«, sagte ich.
»Du kennst meinen Vater nicht.«
»Nein, aber ich glaube, ich kenne jemanden, der genauso ist wie er.« Ich lächelte. »Weißt du, vielleicht muss ich doch mal zu einem Footballspiel gehen.«
Trey erwiderte einfach mein Lächeln, dann begann der Unterricht.
Der Tag verging ereignislos, aber sobald ich den Umkleideraum für den Sportunterricht betrat, kam Jill herbeigelaufen.
»Ich habe was von Lia gehört! Sie hat gefragt, ob ich heute Abend vorbeikommen könnte. Sie probt regelmäßig mit den anderen Models, meinte aber, ich könnte eine Einzelstunde brauchen, da ich keine Erfahrung habe. Natürlich ist die Sache die, ich … du weißt schon, jemand muss mich fahren. Denkst du … ich meine, könntest du … «
»Natürlich«, antwortete ich. »Deswegen bin ich doch hier.«
»Danke, Sydney!« Zu meiner großen Überraschung schloss sie mich in die Arme. »Ich weiß, du hast keinen Grund, mir zu helfen, nach allem, was ich getan habe, aber … «
»Schon gut, schon gut«, sagte ich und tätschelte ihr unbeholfen die Schulter. Dann atmete ich tief durch. Nimm es als Jills Umarmung. Und nicht als die Umarmung eines Vampirs. »Ich bin froh, dass ich helfen kann.«
»Wollt ihr zwei gern allein sein?«, höhnte Laurel, die mit ihrem Gefolge hereinstolziert kam. »Ich wusste immer schon, dass mit eurer Familie etwas nicht stimmt.«
Jill und ich lösten uns voneinander, und sie errötete, woraufhin die anderen Mädchen nur umso mehr lachten. »Gott, ich hasse sie«, sagte sie, als sie außer Hörweite waren. »Ich will ihr wirklich eins auswischen.«
»Nur Geduld«, murmelte ich. »Eines Tages werden sie bekommen, was sie verdienen.« Während ich Laurels Schließfach beäugte, überlegte ich, dass dieser Tag vielleicht eher früher als später kommen würde.
Jill schüttelte staunend den Kopf. »Ich weiß nicht, wie du so versöhnlich sein kannst, Sydney. An dir perlt einfach alles ab.«
Ich lächelte und fragte mich, was Jill gedacht hätte, wenn sie die Wahrheit gekannt hätte – dass ich nicht ganz so versöhnlich war, wie es den Anschein hatte. Und nicht nur, was Laurel betraf. Wenn Jill das von mir glauben wollte, sollte es eben so sein. Natürlich bekam meine Fassade als freundliche Person, die auch die andere Wange hinhielt, ihre Risse, als am Ende des Unterrichts der nächsten Stunde Laurels Kreischen durch den Umkleideraum tönte.
Es war beinahe eine Wiederholung des Zwischenfalls mit dem Eis. Laurel kam, in ein Handtuch gewickelt, aus der Dusche gestürzt. Sie rannte voller Entsetzen zum Spiegel und hielt ihr Haar hoch.
»Was ist los?«, fragte eine ihrer Freundinnen.
»Siehst du es denn nicht?«, rief Laurel. »Etwas stimmt nicht … es fühlt sich nicht richtig an. Es ist Öl … oder ich weiß nicht!« Sie holte einen Fön heraus und trocknete einige Strähnen, während alle anderen voller Interesse zuschauten. Nach einigen Minuten waren die langen Strähnen trocken, aber das ließ sich schwer erkennen. Es war, als sei ihr Haar mit einer Schicht Öl oder Fett bedeckt. Das sah aus, als hätte sie es wochenlang nicht gewaschen. Das normalerweise glänzende, elastische Haar hing jetzt in schlaffen, hässlichen Locken herunter. Auch die Farbe stimmte nicht ganz. Das leuchtende, flammende Rot hatte nun einen kränklich gelben Ton angenommen.
»Es riecht auch komisch«, rief sie.
»Wasch es lieber noch mal«, schlug eine andere Freundin vor.
Laurel tat es zwar, aber es würde nichts nutzen. Selbst wenn sie dahinterkam, dass ihr Shampoo das Problem verursachte, das Zeug, das ich hergestellt hatte, würde nicht so leicht aus ihrem Haar herausgehen. Wasser würde die Reaktion weiter verstärken, und sie würde sich das Haar viele, viele Male schrubben müssen, bevor sie das Problem behoben hätte.
Jill warf mir einen erstaunten Blick zu. »Sydney?«, flüsterte sie, eine Million Fragen im Sinn, die sich an mich richteten.
»Nur Geduld«, versicherte ich ihr. »Das ist bloß der erste Akt.«
An diesem Abend fuhr ich Jill in Lia DiStefanos Boutique. Eddie begleitete uns natürlich. Lia war nur wenige Jahre älter als ich und fast dreißig Zentimeter kleiner. Trotz ihrer winzigen Gestalt strahlte ihre Persönlichkeit etwas Großes und Mächtiges aus, als sie uns in Empfang nahm. Der Laden quoll von eleganten Gewändern und Kleidern
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