Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
fesselten. Es war die kränkliche Blässe seiner Haut – sie und die blutige Wunde an Clarence’ Hals. Sie war klein, vielleicht nur ein Nadelstich, als sei sie mit einem chirurgischen Instrument zugefügt worden. Adrian sah mich erwartungsvoll an.
»Nun, Sage? Hast du eine Vorstellung, warum Keith Clarence Blut abnehmen sollte?«
Ich schluckte und war kaum in der Lage zu glauben, was ich da sah. Hier war das letzte Puzzlestück. Ich wusste, dass Keith die Tätowierer belieferte, und jetzt wusste ich, woher Keith seine Vorräte bekam.
»Ja«, antwortete ich schließlich kleinlaut. »Ich habe sogar eine ziemlich gute Vorstellung.«
KAPITEL 22
C larence wollte nicht mit uns über das sprechen, was passiert war. Er bestritt sogar beharrlich, dass etwas nicht stimme, und behauptete, er habe sich beim Rasieren in den Hals geschnitten.
»Mr Donahue«, sagte ich so sanft ich konnte, »diese Verletzung ist auf ein chirurgisches Instrument zurückzuführen. Und sie ist erst entstanden, als Keith zu Besuch kam.«
»Nein, nein«, brachte Clarence mit schwacher Stimme hervor. »Es hat nichts mit ihm zu tun.«
Gerade da steckte Dorothy den Kopf herein, ein Glas Saft in der Hand. Wir hatten sie kurz nach meiner Ankunft heute Abend gerufen. Bei Blutverlust waren die Heilmittel für Moroi und Menschen die gleichen: Zucker und Flüssigkeit. Sie hielt ihm das Glas mit dem Strohhalm hin, das gefurchte Gesicht voller Sorge. Ich bettelte weiter, während er trank.
»Sagen Sie uns, welche Vereinbarung Sie haben! Was haben Sie für ein Arrangement getroffen? Was gibt er Ihnen für Ihr Blut?« Als Clarence weiter Stillschweigen bewahrte, versuchte ich es mit einer anderen Taktik. »Hier werden Leute verletzt. Wahllos verteilt er Ihr Blut.«
Das erzielte eine Reaktion. »Nein«, widersprach Clarence. »Er benutzt mein Blut und meinen Speichel, um Leute zu heilen. Um kranke Menschen zu heilen.« Speichel? Fast hätte ich aufgestöhnt. Natürlich. Die mysteriöse klare Flüssigkeit. Jetzt wusste ich, was dem süchtig machenden High der Celestial-Tattoos zu Grunde lag. Ekelhaft.
Adrian und ich wechselten einen Blick. Gewiss ließ sich Vampirblut als Heilmittel verwenden. Die Tätowierung, die ich trug, war ein Beweis dafür, und die Alchemisten hatten lange daran gearbeitet, einige der Eigenschaften des Blutes für eine breitere medizinische Verwendung zu kopieren. Bisher ließ es sich jedoch nicht synthetisch herstellen, und der Gebrauch von echtem Blut war einfach unpraktisch.
»Er hat gelogen«, erwiderte ich. »Er verkauft es an reiche Teenager, die ihre sportlichen Leistungen damit verbessern. Was hat er Ihnen dafür versprochen? Einen Anteil am Gewinn?«
Adrian sah sich in dem luxuriösen Raum um. »Er braucht kein Geld. Das Einzige, was er braucht, ist das, was ihm die Wächter nicht geben wollen. Gerechtigkeit für Tamara, stimmt’s?«
Überrascht wandte ich mich wieder Clarence zu und sah Adrians Worte auf dem Gesicht des alten Moroi bestätigt. »Er … er hat für mich Nachforschungen über die Vampirjäger angestellt«, sagte er langsam. »Er meint, er sei nah dran. Nah dran, sie aufzuspüren.«
Ich schüttelte den Kopf und hätte mir am liebsten einen Tritt verpasst, weil ich nicht früher darauf gekommen war, dass Clarence die Quelle des Blutes war. Es erklärte, warum Keith immer unerwartet hier erschien – und warum er sich so aufgeregt hatte, als ich ohne Vorwarnung hergekommen war. Meine Verbrüderung mit Vampiren hatte nichts damit zu tun. »Sir, ich garantiere Ihnen, das Einzige, worüber er Nachforschungen anstellt, ist die Frage, wie er das Geld ausgeben kann, das er verdient.«
»Nein … nein … Er wird mir helfen, die Jäger zu finden, die Tamara getötet haben … «
Ich stand auf. Ich ertrug es nicht mehr länger, ihm zuzuhören. »Verschaffen Sie ihm etwas Richtiges zu essen und sorgen Sie dafür, dass er es auch zu sich nimmt«, wies ich Dorothy an. »Wenn er ausschließlich vom Blutverlust geschwächt ist, braucht er einfach nur Zeit.«
Ich bedeutete Adrian mit einem Nicken, mir aus dem Raum zu folgen. Als wir aufs Wohnzimmer zugingen, bemerkte ich: »Nun, diese Sache hat gute und schlechte Seiten. Zumindest dürfen wir zuversichtlich sein, dass Keith einen frischen Blutvorrat hat und wir ihn auffliegen lassen können. Es tut mir leid, dass Clarence verletzt wurde, damit … «
Ich erstarrte, als ich das Wohnzimmer betrat. Ich hatte einfach dort hingehen wollen, weil es ein vertrauter Ort
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