Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
worden? Wir haben Geschichten von einem Überfall gehört, aber keine Bestätigung.«
Lastende Stille legte sich über den Raum. Anscheinend verspürten alle bis auf Keith und mich großes Unbehagen. Nun gut, wir auch – aber aus anderen Gründen.
»Mir geht es gut«, sagte Jill schließlich, nach einem scharfen Blick von Rose. »Es gab einen Überfall, ja, aber keiner von uns wurde verletzt. Ich meine, nicht ernsthaft. Wir sind während eines königlichen Dinners von Moroi überfallen worden – ich meine, von Moroi-Attentätern. Sie haben es so aussehen lassen, als hätten sie es auf Lis abgesehen – auf die Königin. Aber stattdessen haben sie mich aufs Korn genommen.« Sie zögerte, senkte den Blick und ließ das lange, gewellte braune Haar über ihr Gesicht fallen. »Ich wurde allerdings gerettet, und die Wächter haben sie zusammengetrieben.« Jill verströmte eine nervöse Energie, die ich schon früher an ihr wahrgenommen hatte. Es war süß, ganz wie der scheue Teenager, der sie tatsächlich war.
»Aber wir glauben, dass noch nicht alle unschädlich gemacht worden sind, und deswegen müssen wir dem Hof fernbleiben«, erklärte Eddie. Obwohl er sich mit seinen Worten an Keith und mich wandte, konnte man seinen starken Beschützerinstinkt spüren, der sich auf Jill richtete, als fordere er jeden heraus, er solle doch mal wagen, dem Mädchen, für dessen Sicherheit er zuständig war, etwas anzutun. »Und wir wissen nicht, wo die Verräter in unseren eigenen Reihen sind. Also bleiben wir bis dahin alle zusammen hier.«
»Was hoffentlich nicht lange dauern wird«, warf Keith ein. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, und er begriff offensichtlich, dass man seine Bemerkung als unhöflich deuten konnte. »Ich meine, Palm Springs kann doch für Sie kein besonderer Spaß sein, mit der Sonne und all diesen Dingen.«
»Hier ist es sicher«, stellte Eddie fest. »Und das zählt.«
Clarence und Lee kehrten zurück, und weder Jills Vergangenheit noch der Überfall auf sie wurden weiter erwähnt. Soweit Vater und Sohn wussten, hatten Jill, Eddie und Adrian es sich einfach mit wichtigen Royals unter den Moroi verdorben und waren hier im Exil. Die beiden Moroi wussten nicht, wer Jill wirklich war, und glaubten, dass Abes Einfluss die Alchemisten veranlasst hatte, ihr zu helfen. Es war ein Netz aus Lügen, aber ein notwendiges. Auch wenn Clarence in einem selbst auferlegten Exil lebte, konnten wir nicht das Risiko eingehen, dass er (oder jetzt auch Lee) Außenstehende unbeabsichtigt wissen ließ, dass sich die Schwester der Königin hier versteckte.
Eddie sah zu dem älteren Moroi hinüber. »Sie haben gesagt, Sie hätten noch nie von irgendwelchen Strigoi hier in der Nähe gehört, stimmt’s?«
Clarence’ Augen wurden für einen Moment trüb, als er seine Gedanken nach innen richtete. »Nein … aber es gibt noch schlimmere Dinge als Strigoi … «
Lee stöhnte. »Dad, bitte. Nicht das.«
Rose und Eddie waren im Nu auf den Beinen. Es war ein Wunder, dass sie keine Waffen zogen. »Wovon reden Sie?«, fragte Rose scharf.
»Welche anderen Gefahren gibt es hier?«, erkundigte sich Eddie, seine Stimme klang wie Stahl.
Lee errötete tatsächlich. »Nichts … bitte. Es ist eine Wahnvorstellung von ihm, das ist alles.«
» Wahnvorstellung «, wiederholte Clarence und sah seinen Sohn mit schmalen Augen an. »War der Tod deiner Cousine eine Wahnvorstellung? Ist die Tatsache, dass die hohen Tiere bei Hof Tamaras Tod ungerächt lassen, eine Wahnvorstellung?«
Meine Gedanken wirbelten zu einem Gespräch zurück, das ich mit Keith im Auto geführt hatte. Ich bedachte Clarence mit einem Blick, von dem ich hoffte, dass er beruhigend war. »Tamara war ihre Nichte, nicht wahr? Was ist ihr zugestoßen, Sir?«
»Sie wurde getötet«, antwortete er. Es folgte eine dramatische Pause. »Von Vampirjägern.«
»Entschuldigung, von was?«, fragte ich, davon überzeugt, mich verhört zu haben.
»Von Vampirjägern«, wiederholte Clarence. Alle im Raum schienen genauso überrascht zu sein wie ich, was eine kleine Erleichterung war. Selbst Rose und Eddie wirkten weniger grimmig. »Oh, die werden Sie nirgendwo finden – nicht einmal in Ihren Unterlagen. Wir haben in Los Angeles gelebt, als sie sie erwischten. Ich habe es den Wächtern gemeldet und verlangt, die Schuldigen zur Strecke zu bringen. Wissen Sie, was sie gesagt haben?« Er musterte der Reihe nach alle Anwesenden. »Wissen Sie es?«
»Nein«, antwortete Jill
Weitere Kostenlose Bücher