Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
lebte, dazu gezwungen, alles zu tun, was notwendig erschien, um ihre Gunst zurückzugewinnen.
»Das freut mich«, antwortete sie. »Ursprünglich hieß es, deine Schwester würde hierhergeschickt werden.«
Diese Worte riefen mir erneut ins Gedächtnis zurück, dass Zoe mich jeden Augenblick ersetzen konnte. »Es war eine Verwechslung.«
Rose nickte. »Hm, da du jetzt hier bist, fühle ich mich ein wenig besser, aber es fällt trotzdem schwer … Ich habe immer noch das Gefühl, ich müsse Jill beschützen. Aber ich muss auch Lissa beschützen. Sie halten Jill für das leichtere Ziel, aber sie werden trotzdem Lissa jagen.« In ihren dunklen Augen zeigte sich der innere Aufruhr, und ein Stich des Mitgefühls durchzuckte mich. Das war es, was ich anderen Alchemisten manchmal so schwer erklären konnte, dass nämlich Dhampire und Vampire bisweilen so menschlich wirken konnten. »Das war verrückt, weißt du? Seit Lissas Thronbesteigung habe ich geglaubt, ich könnte mich endlich etwas entspannen – mit Dimitri.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich hätte wissen sollen, dass bei uns nie etwas einfach ist. Wir haben unsere ganze Zeit damit verbracht, auf Lissa und Jill aufzupassen.«
»Jill wird schon zurechtkommen. Solange die Dissidenten keine Ahnung haben, dass sie hier ist, sollte alles einfach sein. Sogar langweilig.«
Sie lächelte immer noch, aber ihr Lächeln war jetzt ein wenig dünner geworden. »Ich hoffe es. Wenn du nur wüsstest, was geschehen ist … « Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, als eine Erinnerung in ihr aufstieg. Ich wollte schon darauf bestehen, dass sie mir erzählte, was vorgefallen war, aber sie wechselte das Thema, bevor ich nachhaken konnte. »Wir arbeiten daran, das Gesetz zu ändern – dasjenige, welches besagt, dass Lissa ein Familienmitglied braucht, um Königin zu bleiben. Sobald das geschehen ist, sind sowohl sie als auch Jill außer Gefahr. Aber es bedeutet, dass sich die Leute, die es auf Jill abgesehen haben, jetzt noch mehr ins Zeug legen werden. Schließlich wissen sie, dass die Uhr tickt.«
»Wie lange?«, fragte ich. »Wie lange wird es dauern, das Gesetz zu ändern?«
»Ich weiß es nicht. Einige Monate vielleicht? Juristischer Kram … Na, das ist nicht mein Ding. Zumindest nicht in den Einzelheiten.« Sie verzog kurz das Gesicht und wurde dann wieder kampfeslustig. Sie warf das Haar über eine Schulter zurück. »Verrückte Leute, die meinen Freunden etwas antun wollen? Das ist mein Ding, und glaub mir, ich weiß, wie ich damit umgehen muss.«
»Ich erinnere mich«, gab ich zurück. Es war unheimlich. Ich betrachtete Rose als eine der stärksten Persönlichkeiten, die ich kannte. Jetzt sah es jedoch so aus, als benötige sie meinen Zuspruch. »Hör mal, du tust, was du tust, und ich werde tun, was ich tue. Ich sorge dafür, dass Jill sich anpasst. Ihr habt sie weggebracht, ohne dass irgendwer etwas davon wusste. Sie ist jetzt aus der Schusslinie.«
»Ich hoffe es«, wiederholte Rose grimmig. »Denn andernfalls wird deine kleine Gruppe hier keine Chance gegen diese verrückten Rebellen haben.«
KAPITEL 5
U nd mit diesen Worten ließ Rose mich allein, damit ich mich von den anderen verabschieden konnte.
Nach ihrem Bericht fröstelte es mich. Eine halbe Sekunde lang wollte ich eine Neubewertung dieser Mission verlangen. Ich wollte darauf bestehen, dass sie nicht weniger als ein Dutzend Wächter zu Jill schickten, falls ihre Angreifer zurückkämen. Bald verwarf ich diesen Gedanken jedoch wieder. Einer der Schlüsselteile dieses Plans bestand darin, einfach keine Aufmerksamkeit zu erregen. Solange Jills Aufenthaltsort geheim blieb, war sie in größerer Sicherheit, wenn sie sich in ihre Umgebung einfügte. Eine Schwadron von Wächtern würde kaum diskret genug sein und bald die Aufmerksamkeit anderer Moroi auf sich ziehen. Wir taten das Richtige. Solange niemand unseren Aufenthaltsort kannte, war alles gut.
Wenn ich mir das oft genug einredete, würde es gewiss wahr werden.
Doch warum Rose’ ominöse Bemerkung? Warum Eddies Anwesenheit? War diese Mission wirklich von unangenehm auf lebensbedrohlich hochgestuft worden?
Da ich wusste, wie nah sich Jill und Rose standen, hatte ich irgendwie erwartet, dass ihre Trennung tränenreicher ausfallen würde. Stattdessen fiel Jill der Abschied von Adrian am schwersten. Sie stürzte sich in einer gewaltigen Umarmung auf ihn und grub ihm die Finger ins Hemd. Die junge Moroi war während des größten Teils des Besuches
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