Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
still geblieben und hatte uns andere lediglich auf ihre neugierige, nervöse Art beobachtet. Am meisten hatte ich sie sprechen hören, als Lee versucht hatte, sie aus der Reserve zu locken. Ihr Lebewohl schien auch Adrian zu überraschen, obwohl sich der Sarkasmus, den er zur Schau gestellt hatte, fast in Zuneigung verwandelte, als er Jill verlegen die Schulter tätschelte.
»Na, na, Küken! Wir werden uns bald wiedersehen.«
»Ich wünschte, du würdest mit uns kommen«, sagte sie kleinlaut.
Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Nein, das wünschst du dir nicht. Vielleicht kommen die Übrigen damit klar, wieder Schule zu spielen, aber mich würden sie am ersten Tag hinauswerfen. Hier verderbe ich zumindest niemanden … abgesehen vielleicht von Clarence und seinen Schnapsvorräten.«
»Ich werde mit dir in Verbindung bleiben«, versprach Jill.
Er zuckte mit den Mundwinkeln und bedachte sie mit einem wissenden Blick, der gleichzeitig erheitert und kläglich wirkte. »Ich auch.«
Dieser Augenblick zwischen ihnen war seltsam. Mit seiner schnippischen, arroganten Art und ihrer süßen Schüchternheit schienen sie ein höchst unwahrscheinliches Freundespaar zu sein. Trotzdem bestand offenkundig eine Art Zuneigung zwischen ihnen. Sie kam mir nicht romantisch vor, hatte aber eindeutig eine Intensität, die ich nicht ganz verstand. Ich erinnerte mich an das Gespräch zwischen Abe und Adrian, das ich belauscht und in dem Abe gesagt hatte, es sei von größter Wichtigkeit, dass Adrian in Jills Nähe bleibe. Irgendetwas verriet mir, dass diese Bemerkung und das, was ich gerade miterlebte, in einer Verbindung standen, aber ich hatte nicht genug Informationen, um alles zusammenzufügen. Also hob ich mir die Lösung dieses Rätsels für später auf.
Ich bedauerte, Rose zu verlassen, war aber froh, dass unser Aufbruch bedeutete, von Abe und Keith wegzukommen. Abe verschwand mit seinen wie immer kryptischen Bemerkungen und einem wissenden Blick, der mich traf und mir überhaupt nicht gefiel. Ich setzte Keith an seiner Wohnung ab, bevor ich zur Amberwood weiterfuhr. Er versicherte mir, dass er mich auf dem Laufenden halten werde. Ehrlich, ich fragte mich, worüber genau er mich auf dem Laufenden halten wollte, da ich hier doch die meiste Arbeit tat. Soweit ich erkennen konnte, hatte er wirklich nichts zu tun, außer in seinem Appartement im Stadtzentrum herumzulungern. Trotzdem, ihn los zu sein war mir viel wert. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so glücklich darüber sein würde, mit einem Vampir und einem Dhampir davonzufahren.
Jill wirkte während der Autofahrt zur Schule immer noch bedrückt. Eddie spürte es und versuchte, sie zu beruhigen. Er saß auf dem Beifahrersitz und drehte sich zu ihr um.
»Wir werden Adrian bald wiedersehen.«
»Ich weiß«, seufzte sie.
»Und es wird nichts Schlimmes passieren. Du bist in Sicherheit. Sie können dich hier nicht finden.«
»Das weiß ich auch«, erwiderte sie.
»Wie schlimm war es denn?«, fragte ich. »Ich meine, der Überfall. Niemand hat Einzelheiten zu hören bekommen.« Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich Eddie wieder zu Jill umdrehte.
»Schlimm genug«, erklärte er grimmig. »Aber jetzt geht es allen gut; das ist es, was zählt.«
Keiner von beiden sagte mehr, und ich begriff schnell, dass ich keine weiteren Einzelheiten erfahren würde. Sie verhielten sich, als sei der Überfall keine große Sache gewesen – und sei jetzt Geschichte. Aber sie wichen zu sehr aus. Irgendetwas war geschehen, von dem ich nichts wusste – von dem die Alchemisten wahrscheinlich nichts wussten … etwas, das sie unbedingt geheim halten wollten. Vermutlich hatte es etwas mit Adrians Anwesenheit hier zu tun. Er hatte einen offensichtlichen Grund für seinen Aufenthalt in Palm Springs erwähnt, und dann hatte Abe auf irgendwelche Hintergedanken angespielt, von denen Adrian selbst nichts gewusst hatte. Alles war ziemlich ärgerlich, wenn man bedachte, dass ich hier mein Leben aufs Spiel setzte. Wie sollte ich denn gute Arbeit leisten, wenn sie auf diesem Wirrwarr von Geheimnissen bestanden?
Alchemisten befassten sich mit Geheimnissen, und trotz meiner dornigen Vergangenheit war ich immer noch Alchemistin genug, um ihnen übelzunehmen, dass sie mir Antworten verwehrten. Glücklicherweise war ich außerdem Alchemistin genug, um diese Antworten selbst finden zu können.
Natürlich wusste ich, dass es mich nicht weiterbringen würde, wenn ich Jill und Eddie gleich an Ort und
Weitere Kostenlose Bücher