Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
umfangreich wie mein Buch. Gibt es irgendetwas aus dieser Epoche, das Sie interessiert?«
»Ähm, ja.« Ich konnte es kaum glauben. »Klassische Kunst und Architektur. Ich fände es wunderbar, mehr darüber zu erfahren.«
Jetzt wirkte sie beeindruckt. »Wirklich? Dann scheinen wir perfekt zusammenzupassen. Oder, na ja, beinahe perfekt. Ein Jammer, dass Sie kein Latein können.«
»Nun … « Ich wandte den Blick ab. »Tja, tatsächlich … kann ich Latein lesen.« Ich wagte es, sie wieder anzusehen. Statt nur beeindruckt, wirkte sie nun richtig verblüfft.
»Also gut. Sieh mal einer an!« Sie schüttelte kläglich den Kopf. »Ich wage es gar nicht, nach Griechisch zu fragen.« Es klingelte. »Gehen Sie an Ihren Tisch, und kommen Sie dann am Ende des Tages wieder zu mir. Die letzte Stunde ist auch meine Planungsstunde, daher werden wir reichlich Zeit zum Reden haben und den entsprechenden Papierkram erledigen können.«
Ich kehrte an mein Pult zurück, wo Eddie mich anerkennend in die Seite stieß. »Gut gemacht! Du brauchst keinen richtigen Kurs zu belegen. Natürlich wird es vielleicht schlimmer werden als ein richtiger Kurs, wenn du wirklich Latein für sie lesen sollst.«
»Ich mag Latein«, erklärte ich völlig ernst. »Es macht Spaß.«
Eddie schüttelte den Kopf und sagte mit sehr, sehr leiser Stimme: »Ich kann nicht glauben, dass du uns für die komischen Vögel hältst.«
Treys Bemerkungen, die mich in meinem nächsten Kurs betrafen, waren weniger schmeichelhaft. »Wow, die Terwilliger hast du ganz bestimmt um den Finger gewickelt.« Er deutete auf unsere Chemielehrerin. »Wirst du ihr erzählen, dass du in deiner Freizeit Atome spaltest? Hast du in deinem Zimmer einen Reaktor?«
»Es ist doch nicht weiter schlimm … « Ich brach ab, weil ich nicht recht wusste, was ich sagen sollte. Beinahe hätte ich »klug zu sein« gesagt, aber das klang selbstgefällig. »Es ist doch nicht weiter schlimm, etwas zu wissen«, erklärte ich schließlich.
»Natürlich«, pflichtete er mir bei. »Wenn es legitimes Wissen ist.«
Ich erinnerte mich an das verrückte Gespräch mit Kristin und Julia am vergangenen Tag. Da ich Jill zu Adrian fahren musste, hatte ich die Lernstunde verpasst und meine Fragen hinsichtlich der Tätowierungen nicht weiterverfolgen können. Trotzdem wusste ich jetzt zumindest, woher Treys Geringschätzung kam – obwohl es absurd schien. Niemand sonst in der Schule hatte erwähnt, dass meine Tätowierung etwas Besonderes sei, aber es waren bereits einige Leute an mich herangetreten und hatten mich gefragt, woher ich sie habe. Sie waren enttäuscht gewesen, als ich die Antwort »South Dakota« gegeben hatte.
»Hör mal, ich weiß nicht, woher diese Idee kommt, meine Tätowierung würde mich klug machen, aber wenn du denkst, also … glaub es bitte nicht. Es ist nur eine Tätowierung.«
»Sie ist golden«, wandte er ein.
»Na und?«, fragte ich. »Es ist lediglich eine spezielle Tinte. Ich weiß nicht, warum jemand auf die Idee kommen sollte, sie habe mystische Eigenschaften. Wer glaubt denn an so was?«
Er schnaubte. »Die Hälfte dieser Schule. Wie kommt es denn sonst, dass du so klug bist?«
War ich wirklich ein solcher Freak im Hinblick auf schulische Leistungen, dass die Leute Zuflucht bei übernatürlichen Erklärungen suchten? Ich gab meine Standardantwort. »Ich bin zu Hause unterrichtet worden.«
»Oh«, murmelte Trey nachdenklich. »Das würde es erklären.«
Ich seufzte.
»Aber ich wette, dein Privatunterricht hat dir beim Sport nicht viel geholfen«, fügte er hinzu. »Wie willst du die Anforderungen in diesem Kurs erfüllen?«
»Weiß ich nicht; hab noch nicht darüber nachgedacht«, antwortete ich und fühlte mich ein wenig unbehaglich. Die akademischen Anforderungen der Amberwood konnte ich im Schlaf erfüllen. Aber die sportlichen? Das blieb noch unklar.
»Na gut, du solltest dich lieber bald entscheiden; der Termin rückt näher. Mach nicht so ein besorgtes Gesicht«, fügte er hinzu. »Vielleicht erlauben sie dir, stattdessen einen Lateinclub zu gründen.«
»Was soll das nun wieder heißen?«, fragte ich. Sein Tonfall gefiel mir nicht. »Ich habe Sport getrieben.«
Er zuckte die Achseln. »Wenn du meinst. Du scheinst mir nur nicht gerade der athletische Typ zu sein. Du kommst mir zu … adrett vor.«
Ich wusste nicht so genau, ob das ein Kompliment war oder nicht. »Was ist deine Sportart?«
Trey schob das Kinn vor und wirkte sehr selbstzufrieden. »Football.
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