Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
lassen! Da läuft nichts zwischen uns. Gar nichts. Wir sind Freunde. Er hat sich nie für mich interessiert.« Sie sagte das mit kläglicher Gewissheit – und vielleicht einem Hauch von Sehnsucht.
»Das stimmt nicht«, widersprach ich, bemüht, den Schaden wiedergutzumachen. »Ich meine, du bist jünger, ja, aber du bist süß … « Es war ein schreckliches Gespräch. Inzwischen faselte ich nur noch.
»Nicht«, bat Jill. »Sag mir nicht, ich sei nett und hübsch und hätte eine Menge zu bieten. Oder was auch immer. Nichts von alledem ist von Belang. Nicht solange er noch an ihr hängt.«
»An ihr? Oh. Rose.«
Ich hatte es fast vergessen. Bei meinem Besuch bei Hof war ich Adrian zum ersten Mal persönlich begegnet, aber tatsächlich hatte ich ihn schon zuvor auf der Aufzeichnung einer Überwachungskamera gesehen, als er mit Rose in einem Kasino gewesen war. Die beiden waren damals miteinander gegangen, obwohl ich nicht so ganz genau wusste, wie ernst die Beziehung gewesen war. Als ich Rose und Dimitri bei der Flucht geholfen hatte, hatte die Chemie zwischen diesen beiden sofort gestimmt, auch wenn sie es damals beide geleugnet hatten. Selbst ich konnte es auf eine Meile erkennen, und ich hatte von Liebe praktisch keine Ahnung. Da Rose und Dimitri jetzt offiziell ein Paar waren, musste ich davon ausgehen, dass es mit Adrian kein gutes Ende genommen hatte.
»Ja. Rose.« Jill seufzte und starrte ins Leere. »Er sieht bloß sie, wenn er die Augen schließt. Blitzende dunkle Augen und ein Körper voller Feuer und Energie. Wie sehr er auch versuchen mag, sie zu vergessen, wie viel er auch trinkt … sie ist immer da. Er kann ihr nicht entrinnen.«
Jills Stimme triefte von erstaunlicher Verbitterung. Ich hätte es vielleicht als Eifersucht abgetan, nur dass sie so sprach, als habe Rose auch ihr persönlich ein Unrecht zugefügt.
»Jill? Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Hm? Oh.« Jill schüttelte den Kopf, als schüttele sie die Spinnweben eines Traumes ab. »Ja, mir geht es gut. Entschuldige. Es war ein merkwürdiger Tag. Ich bin ein wenig daneben. Hast du nicht gesagt, wir könnten etwas einkaufen?« Ein Schild an der nächsten Ausfahrt machte Werbung für ein Einkaufszentrum.
Ich ging auf den Themenwechsel ein, dankbar dafür, von persönlichen Fragen wegzukommen, obwohl ich immer noch ziemlich verwirrt war. »Äh, ja. Wir brauchen Sonnencreme. Und vielleicht könnten wir einen kleinen Fernseher für unser Zimmer besorgen.«
»Das wäre toll«, sagte Jill.
Ich ließ es dabei bewenden und nahm die nächste Ausfahrt. Den restlichen Abend sprachen wir nicht mehr von Adrian.
KAPITEL 8
I sst du das noch?«, erkundigte sich Eddie.
Eddie mochte nichts über all den Unfug wissen, der sich an Jills erstem Schultag ereignet hatte, aber es hatte ihn zutiefst beunruhigt, sie den ganzen Tag über nicht gesehen zu haben. Als wir beide – sie und ich – daher am zweiten Tag nach unten kamen, trafen wir ihn in der Lobby unseres Wohnheims an, wo er darauf wartete, mit uns zu frühstücken.
Ich schob meinen Teller mit dem halben Bagel darauf über den Tisch. Seinen eigenen hatte er bereits verputzt, außerdem Pfannkuchen und Schinken, aber er nahm mein Angebot schnell an. Vielleicht war er tatsächlich bloß ein Bastard, aber soweit ich erkennen konnte, entsprach sein Appetit dem eines gewöhnlichen menschlichen Teenagers.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er Jill, sobald er einen Bissen Bagel heruntergeschluckt hatte. Da er irgendwann ohnehin erfahren hätte, dass sie nicht im Unterricht gewesen war, erzählten wir Eddie einfach, dass Jill gestern vor Nervosität übel gewesen sei. Die Kater-Beschuldigung machte mich zwar immer noch wütend, aber Jill bestand darauf, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
»Gut«, sagte sie. »Viel besser.«
Ich machte keine Bemerkung dazu, hatte insgeheim aber meine Zweifel. Tatsächlich sah Jill heute Morgen etwas besser aus, aber sie hatte bestimmt nicht besonders gut geschlafen.
Denn in Wahrheit war sie mitten in der Nacht schreiend aufgewacht. Ich war aus dem Bett gesprungen und hatte nicht weniger als hundert Strigoi- oder Moroi-Attentäter erwartet, die durch unser Fenster stürmten. Aber als ich hinschaute, war da nur Jill gewesen, die im Schlaf um sich schlug und schrie. Ich war an ihr Bett geeilt und hatte sie schließlich mit einiger Mühe wach bekommen. Sie hatte sich keuchend und schweißgebadet aufgerichtet und sich an die Brust gegriffen. Sobald sie sich dann wieder
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