Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Stanton. »Sie soll eine der Alchemisten sein, die Jillian in ihr Versteck begleiten.«
»Was?«, rief mein Vater aus. »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Warum nicht?« Stanton sprach ruhig und gelassen. »Sie sind ungefähr gleichaltrig, also wird es keinen Verdacht erregen, wenn sie zusammen sind. Und Sydney kennt das Mädchen bereits. Gewiss wird es nicht so unerträglich für sie sein wie vielleicht für andere Alchemisten.«
Das Unausgesprochene, das darin lag, war laut und deutlich. Ich war nicht frei von meiner Vergangenheit, noch nicht. Horowitz hielt inne und hob die Nadel, was mir Gelegenheit zum Sprechen verschaffte. Meine Gedanken überschlugen sich. Irgendeine Reaktion wurde jetzt von mir erwartet. Ich wollte nicht so klingen, als rege mich der Plan allzu sehr auf. Ich musste meinen guten Namen unter den Alchemisten wiederherstellen und meine Bereitschaft zeigen, Befehle zu befolgen. Danach wollte ich auch nicht so klingen, als fühlte ich mich mit Vampiren oder ihren halb menschlichen Gegenstücken, den Dhampiren, allzu wohl.
»Es macht niemals Spaß, Zeit mit ihnen zu verbringen«, formulierte ich bedächtig, wobei ich meinen Tonfall kühl und hochmütig hielt. »Dabei spielt es keine Rolle, wie oft man es tut. Aber ich werde machen, was notwendig ist, um uns – und alle anderen – zu beschützen.« Ich brauchte nicht zu erklären, dass ich mit alle anderen die Menschen meinte.
»Da, sehen Sie, Jared?« Barnes klang erfreut über meine Antwort. »Ihre Tochter kennt ihre Pflichten. Wir haben bereits eine Anzahl von Arrangements getroffen, damit alles glatt über die Bühne geht, und gewiss würden wir sie nicht allein hinschicken – insbesondere, da das Moroi-Mädchen auch nicht allein sein wird.«
»Was meinen Sie damit?« Mein Vater klang immer noch nicht besonders glücklich, und ich fragte mich, was ihn am meisten aufregte. Glaubte er denn wirklich, ich könnte in Gefahr sein? Oder machte er sich einfach Sorgen, dass meine Loyalität noch weiter ins Wanken geriete, wenn ich mehr Zeit mit den Moroi verbrachte? »Wie viele von ihnen kommen mit?«
»Sie schicken einen Dhampir«, erklärte Michaelson. »Einen von ihren Wächtern – womit ich wirklich kein Problem habe. Der Ort, den wir ausgewählt haben, sollte frei von Strigoi sein. Andernfalls ist es besser, wenn sie gegen diese Ungeheuer kämpfen und nicht wir.« Die Wächter waren speziell ausgebildete Dhampire, die als Bodyguards dienten.
»Bitte sehr«, sagte Horowitz zu mir und trat zurück. »Sie können sich wieder hinsetzen.«
Ich gehorchte und widerstand dem Drang, meine Wange zu berühren. Das Einzige, was ich von seiner Arbeit spürte, war das Brennen der Nadel, aber ich wusste, dass jetzt mächtige Magie in mir arbeitete, eine Magie, die mir ein übermenschliches Immunsystem schenken und mich daran hindern würde, mit gewöhnlichen Menschen über Vampirangelegenheiten zu sprechen. Ich versuchte, nicht an den anderen Teil zu denken, darüber, woher diese Magie kam. Die Tätowierungen waren ein notwendiges Übel.
Die anderen standen noch immer herum und beachteten mich nicht – na ja, bis auf Zoe. Sie wirkte nach wie vor verwirrt und verängstigt und warf mir immer wieder nervöse Blicke zu.
»Es könnte auch ein weiterer Moroi mitkommen«, fuhr Stanton fort. »Ehrlich, ich weiß nicht so recht, warum, aber sie haben nachdrücklich darauf bestanden, dass er Mastrano begleitet. Wir haben ihnen erklärt, dass es besser sei, wenn wir möglichst wenige Leute verstecken müssen, aber … also gut, sie halten es anscheinend für notwendig und haben gesagt, sie würden Vorkehrungen treffen, dass er ebenfalls dort wäre. Ich glaube, es ist irgendein Ivashkov. Unwesentlich.«
»Wo ist dort ?«, hakte mein Vater nach. »Wohin wollen Sie sie überhaupt schicken?«
Eine exzellente Frage. Ich hatte ebenfalls darüber nachgedacht. Mein erster Vollzeitjob bei den Alchemisten hatte mich um die halbe Welt geschickt, nach Russland. Wenn die Alchemisten erpicht darauf waren, Jill zu verstecken, so ließ sich unmöglich sagen, an welchen fernen Ort sie das Mädchen schicken würden. Für einen Moment wagte ich zu hoffen, dass wir vielleicht in meiner Traumstadt landen würden: Rom. Legendäre Kunstwerke und italienisches Essen klangen nach einem guten Ausgleich für Papierkram und Vampire.
»Palm Springs«, sagte Barnes.
»Palm Springs?«, wiederholte ich. Das war es nicht, was ich erwartet hatte. Wenn ich an Palm Springs dachte, fielen
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