Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
offensichtlich fasziniert voneinander. Ein schuldbewusster Teil meiner selbst fragte sich, ob ich besser auf Jill hätte aufpassen müssen. Ich war so erleichtert darüber, dass sie sich für einen Moroi interessierte, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen war, mich zu fragen, ob sie überhaupt mit jemandem ausgehen sollte. War sie mit fünfzehn Jahren alt genug? Ich hatte mit fünfzehn noch keine Dates gehabt. Tatsächlich hatte ich … na ja … ich hatte noch nie ein Date gehabt.
»Es besteht ein Altersunterschied zwischen ihnen«, gab ich zu, wobei meine Worte mehr an mich selbst gerichtet waren.
Adrian lachte spöttisch. »Glauben Sie mir, ich habe schon so manche Altersunterschiede gesehen. Ihrer ist da gar nichts.«
Er ging davon, und einige Sekunden später folgten ihm Eddie und ich. Eddie setzte gleichzeitig seine Bewachung Jills fort, aber diesmal gewann ich den Eindruck, dass die Gefahr, die er im Auge behielt, direkt neben ihr stand. Vor uns ertönte Adrians Lachen.
»Sage«, rief er. »Das müssen Sie sich ansehen!«
Eddie und ich erreichten die nächste Bahn und rissen erstaunt die Augen auf. Dann brach ich in Gelächter aus.
Wir hatten Draculas Schloss erreicht.
Ein riesiges, schwarzes Schloss mit mehreren Türmen bewachte in einiger Entfernung das Loch. Ein Tunnel war durch die Mitte geschnitten worden, mit einer schmalen Brücke, über die der Ball rollen sollte. Wenn der Ball vorher seitlich herunterfiel, kehrte er an den Start zurück. Ein elektronisch gesteuerter Graf Dracula stand neben der Burg, reinweiß, mit roten Augen, spitzen Ohren und zurückgegeltem Haar. Ständig bewegte er ruckartig die Arme, wodurch er ein fledermausähnliches Cape enthüllte. In der Nähe plärrte aus einem Lautsprecher unheimliche Orgelmusik.
Ich konnte nicht aufhören zu lachen. Adrian und Eddie schauten mich an, als hätten sie mich noch nie gesehen.
»Ich glaube, ich habe sie noch nie zuvor lachen hören«, sagte Eddie zu Adrian.
»Das ist gewiss nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte«, überlegte Adrian laut. »Ich hatte mit abgrundtiefem Entsetzen gerechnet, ausgehend von dem früheren Verhalten der Alchemisten. Ich hätte nicht geglaubt, dass sie Vampire mögen.«
Immer noch grinsend beobachtete ich, wie Dracula sein Cape hob und wieder senkte. »Das ist kein Vampir. Kein echter jedenfalls. Und deshalb ist es auch so witzig. Das ist das reine Hollywood-Camp. Echte Vampire sind beängstigend und unnatürlich. Aber das hier? Das ist zum Schreien komisch.«
Ihr Gesichtsausdruck machte klar, dass keiner von beiden wirklich verstand, warum das eine solche Heiterkeit bei mir auslöste. Adrian erbot sich jedoch, mit meinem Handy ein Foto von mir zu machen, als ich ihn darum bat. Ich stellte mich neben Dracula in Pose und setzte ein breites Lächeln auf. Adrian gelang es, einen Schnappschuss genau in dem Augenblick zu machen, als Dracula sein Cape hob. Als ich mir dann das Bild anschaute, stellte ich zu meiner Freude fest, dass es gelungen war. Selbst mein Haar sah gut aus.
Adrian bedachte das Bild mit einem anerkennenden Nicken, bevor er mir das Telefon zurückgab. »Okay, selbst ich muss zugeben, dass das ziemlich süß ist.«
Ich ertappte mich dabei, dass ich diese Bemerkung übertrieben eifrig analysierte. Was hatte er damit gemeint, selbst er müsse es zugeben? Dass ich süß für ein menschliches Mädchen war? Oder dass ich gerade irgendwelche Adrian-Kriterien für heiße Mädchen erfüllt hatte? Sekunden später musste ich mich dazu zwingen, nicht mehr weiter darüber nachzudenken. Lass es gut sein, Sydney. Es ist ein Kompliment. Akzeptier es.
Wir spielten noch den Rest der Bahn und landeten schließlich oberhalb des Wasserfalls. Hier war ein besonders schwieriges Loch, und ich ließ mir Zeit, den Schlag vorzubereiten – nicht, dass ich das nötig gehabt hätte. Ich besiegte sie alle ziemlich mühelos. Eddie war der Einzige, der mir auch nur nahe kam. Es war klar, dass Jill und Lee sich nicht einmal auf das Spiel konzentrierten, und was Adrian und sein natürliches Talent betraf … nun ja, sie waren eindeutig auf dem letzten Platz.
Eddie, Adrian und ich waren den anderen beiden immer noch voraus, daher warteten wir am Wasserfall auf sie. Jill rannte gleich hin, sobald sie die Gelegenheit hatte, und sah bezaubert hinauf. »Oh«, hauchte sie. »Das ist wunderbar. Ich habe seit Tagen nicht mehr so viel Wasser gesehen.«
»Denk daran, was ich über die Giftigkeit gesagt habe«, neckte Lee
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